Presseschau

Sonntagsblick vom 21.07.2019

«Wir sollten die Bilder in der Gästekabine aufhängen!»

Van Wolfswinkel sass zwei Stunden in der Maske

«Wichtig ist, dass wir kämpferisch überzeugen», sagt Valentin Stocker (30) vor dem Champions-League-Quali-Knüller gegen Eindhoven. Passend dazu inszeniert der FCB seine Spieler als Krieger.

STEFAN KREIS

Die Genugtuung platzt fast aus Valentin Stocker raus, als er am Freitagabend kurz vor 22 Uhr durch die Tourbillon-Katakomben schreitet. 4:1! Auswärts gegen Sion! Ein Saisonstart nach Mass. «Natürlich tut dieser Sieg gut. Wir wurden zuletzt schlechter gemacht, als wir wirklich sind», sagt der FCB-Captain. Vorne gnadenlos effizient, hinten mit Dusel – und einem starken Jonas Omlin. Zum ersten Mal seit 779 Tagen sind die Basler wieder Leader der Super League. Ein Mutmacher im Hinblick auf das schwierige Champions-League-Quali-Duell gegen Eindhoven vom Dienstag.

Dann muss der Vizemeister gegen einen Gegner ran, der in der letzten Saison brillierte. Der Ajax Amsterdam, den späteren Champions-League-Halbfinalisten, 3:0 aus dem Stadion schoss. Der unter Coach Mark van Bommel gut organisiert und schwer zu knacken ist (siehe auch Seiten 6 und 7).

Klar, Eindhoven hat vor kurzem mit Luuk de Jong seinen Top-Stürmer an Sevilla verloren, gleichwohl sind die Holländer im Duell mit dem FC Basel Favorit. Mit der weissen Fahne kommen die Bebbi deswegen aber nicht angeritten. «Die beiden Spiele müssen erst gespielt werden. Wir haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir auch in solchen Duellen etwas Positives holen können. Entschieden wird im Hinspiel noch nichts. Wichtig ist, dass wir kämpferisch eine gute Leistung abliefern», sagt Stocker.

Kämpft für Ruhm und den Uefa-Koeffizienten
Dazu passt, dass der Vizemeister seine Profis als Krieger inszeniert hat. Zwei Make-up-Artisten verwandeln die Spieler zu furchterregenden Gestalten. Fabian Frei und Luca Zuffi mit Pfeil und Bogen, Taulant Xhaka mit Morgenstern, Jonas Omlin mit einem Speer. Und Stocker mit Schnauz und Schwert. «Ich bin fast zwei Stunden im Make-up-Stuhl gesessen, weil es schwierig ist, aus meinem Babyface etwas Gefährliches zu machen», sagt Stocker und lacht herzhaft. Sein Teamkumpel Ricky van Wolfswinkel plädiert mit einem Augenzwinkern dafür, die Fotos in der Gästekabine des St. Jakob-Parks aufzuhängen. «Das macht unseren Gegnern sicher Angst.»

«Fight for Glory», lautet das Motto der Ausstellung, die in der berühmten Fondation Beyeler zu bestaunen war. «Kämpft für Ruhm und Ehre!» Und für den Uefa-Koeffizienten der Schweiz. Dort liegt die Super League aktuell auf dem 19. Platz. Hinter Ländern wie Serbien, Kroatien, Griechenland, Zypern, Dänemark und Tschechien.

Heisst: In der nächsten Saison wird die Super League nicht mehr fünf, sondern nur noch vier Teilnehmer fürs internationale Geschäft stellen, der Cupsieger ist nicht mehr direkt für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert und der Weg in die Champions League wird noch schwieriger, als er eh schon ist.

Die Champions League bringt 30 Mio. Franken
Die Österreicher und die Holländer, die bis vor kurzem noch auf Augenhöhe waren, enteilen mit riesigen Schritten. Unter anderem auch deswegen, weil der FCB, der zuverlässige Punktelieferant von einst, im letzten Jahr schwächelte. Unvergessen, als die Basler erst gegen PAOK Saloniki aus dem Champions-League-Rennen flogen, sich danach gegen Apollon Limassol blamierten und zum ersten Mal seit 14 Jahren im Herbst nicht europäisch spielten.

Ein Fiasko, das sich in diesem Jahr auf keinen Fall wiederholen darf. Auch weil die Basler finanziell darauf angewiesen sind, international zu spielen. Die Champions League bringt mehr als 30 Millionen Franken, eine Quali für die Gruppenphase der Europa League zwar dreimal weniger, aber trotzdem einen ordentlichen Batzen.

Geld, das für die Bebbi überlebenswichtig ist. Obwohl der Vizemeister im Geschäftsjahr 2018 durch die Verkäufe von Akanji, Steffen, Elyounoussi, Lang und Vaclik über 50 Millionen Franken Transfereinnahmen hatte, schrieben die Basler kaum Gewinn. Grund sind die horrenden Personalkosten von über 50 Millionen.

Deshalb bezeichnet FCB-CEO Roland Heri die Quali für eine europäische Gruppenphase als «äusserst wichtig». Sowohl sportlich wie auch wirtschaftlich. Treffender hätte man die Ausgangslage vor dem Spiel gegen Eindhoven nicht zusammenfassen können.

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