Presseschau

Basler Zeitung vom 23.07.2019

Der Ausgebootete will nicht schweigen

Fabian Frei stellt sich erstmals den Medien und sagt, wie er damit umgeht, dass er bei der Captainwahl keine Rolle spielte. Verantwortung will er auch in Zukunft übernehmen – und sagen, was er denkt.

Oliver Gut

Das grösste Problem von Fabian Frei ist an diesem Morgen der Einstieg ins Flugzeug. Am Gate des Basler EuroAirport wird er trotz einer gültigen Bordkarte aufgehalten. «Fabian Frei steht nicht drauf», meint die Angestellte von der Charter-Gesellschaft kurz. Dabei steht Fabian Frei sehr wohl auf der Liste. Das Problem ist nur, dass er zweimal draufsteht, weil ja auch der Video-Analytiker des FC Basel so heisst. Und weil dieser bereits im Flieger sitzt, herrscht bei den Angestellten kurz Verwirrung.

Es ist nicht das erste Mal, dass Fabian Frei, dem Mittelfeldspieler des FC Basel, das passiert. Entsprechend schnell ist alles geklärt. Eine Premiere hat er an diesem Morgen dafür schon zuvor erlebt. Oder besser gesagt: sie zugelassen. Erstmals, seit er am Tegernsee bei der Wahl zum Nachfolger von Marek Suchy als Captain ausgebootet wurde, hat er sich den Medien gestellt. Natürlich versehen mit dem Zusatz, er wolle nur Fragen zum bevorstehenden Vergleich mit dem PSV Eindhoven beantworten. Aber eben auch wissend, dass die Journalisten diesem Wunsch nicht nachkommen würden.

Probleme gibt es deshalb keine. Und auch keine Verwirrung. Als Fabian Frei nach ein, zwei Antworten zur Champions-League-Qualifikation schliesslich mit dem konfrontiert wird, was wirklich interessiert, meistert er die Thematik professionell, ohne sich dabei verbiegen zu müssen.

Aus dem Team verbannt

«Es gibt Entscheidungen des Trainers, die findet man super – und es gibt Entscheidungen, bei denen ist man enttäuscht und muss sich Gedanken darüber machen. Das war gewiss so eine», sagt Fabian Frei, als er danach gefragt wird, wie er damit umgehe, dass ihm als letztjährigem Vize-Captain und erstem Leader nicht nur Valentin Stocker als Spielführer vorgezogen wurde, sondern dass ihn Marcel Koller gleich ganz aus dem Captainteam verbannte.

Frei suchte danach das Gespräch mit seinem Trainer. «Er hat mir erklärt, warum ich nicht Captain geworden bin.» Damit sei die Sache gegessen. «Das heisst ja nicht, dass ich glücklich aus dem Trainerbüro lief und dachte: ‹Yes, ich bins nicht!› Aber ich kann meine Rolle so, wie sie jetzt ist, auch akzeptieren.»

Was Fabian Frei damit meint, führt er ebenfalls aus: «Ich bin weiterhin da, um auf dem Feld und daneben Verantwortung zu übernehmen. Ich werde immer hinstehen und meine Meinung sagen, wenn jemand etwas von mir wissen will.»

Frei, die treibende Kraft

Damit nimmt Frei eine Portion Sprengstoff aus einer Situation, die vom Trainer bewusst, aber kaum ohne Grund provoziert worden ist: Dass es einen Zusammenhang zwischen der Spieler-Revolte im vergangenen Dezember und der Captainwahl gibt, ist zwar von Koller nie bestätigt, aber auch nie widerlegt worden.

Frei war damals – flankiert von Ricky van Wolfswinkel und Silvan Widmer – die treibende Kraft, als es darum ging, sich erst beim damaligen Sportchef Marco Streller und schliesslich bei Präsident Bernhard Burgener über den Trainer zu beklagen. Im neuen Captain-Team figuriert keiner dieses Trios, stattdessen sind Taulant Xhaka und Jonas Omlin die ersten Stellvertreter Valentin Stockers.

Wie sich die Chemie in der Mannschaft weiter entwickelt, wird trotzdem spannend zu beobachten sein. Frei wird der kritische Denker bleiben, der er war. Ein Typ, der sein Gegenüber zuweilen herausfordert. Mit seinem Trauzeugen Stocker verband ihn zuletzt weit weniger als auch schon. Soll die Mannschaft zur Einheit werden, muss sich das wohl wieder zum Guten ändern. Und klar ist auch: Die Resultate der nächsten Wochen und Monate werden diesbezüglich nicht ohne Einfluss sein.

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