Presseschau

Basler Zeitung vom 24.07.2019

Potenzial – und Luft nach oben

Die jungen Basler Innenverteidiger erleben einen wechselhaften Abend.

Oliver Gut, Eindhoven

In der 79. Minute glaubt man Omar Alderetes grossem Europacup-Debüt beigewohnt zu haben. Der paraguayische Innenverteidiger hat sich bei einem Eckball von seinem Gegner gelöst. Er ist hochgestiegen in die Luft, hat technisch perfekt den Körper erst nach hinten und dann nach vorne gebogen. Und hat den Ball dann so mit seinem Kopf getroffen, dass dieser wuchtig und präzis den Weg ins gegnerische Tor findet.

Es ist das, was man als «aus dem Lehrbuch» bezeichnet. Und es ist die 2:1-Führung des FC Basel in einer Partie, in der er dem druckvolleren Spiel des PSV Eindhoven mit kühler Effizienz begegnet. Omar Alderete scheint dabei der Mann des Abends.

Eine Viertelstunde später ist die Welt eine andere. Der PSV Eindhoven hat kurz vor Schluss noch zweimal getroffen und das Hinspiel zuhause im Philips-Stadion 3:2 gewonnen. Er ist nun leicht im Vorteil, wenn es am kommenden Dienstag in Basel darum geht, im Rennen um die Champions League zu bleiben. Und Omar Alderete steht auch bei den Gegentoren im Mittelpunkt. Oder eher daneben.

Schon beim ersten Treffer prescht er erfolglos gegen Lozano vor und öffnet so den Rückraum, der es den Holländern ermöglicht, erst zum Abschluss und schliesslich zur Führung zu gelangen. Bei den bitteren späten Gegentreffern schwimmt er erst im Verbund mit Nebenmann Eray Cömert, um dann mit diesem in der Mitte zu fehlen, wo zweimal ein Gegner frei zum Abschluss kommt.

Ja, die junge Basler Innenverteidigung durchlebt einen äusserst wechselhaften Abend. Sie deutet ihr durchaus vorhandenes Potenzial phasenweise an. Mit gelungenen Interventionen. Mit Alderetes Tor. Aber auch mit Cömerts Balleroberung, die am Ursprung des ersten FCB-Treffers kurz vor der Pause steht. Gleichzeitig kann sie nicht kaschieren, dass da noch viel Luft nach oben ist. Sind da Cömerts Abspielfehler. Sind Stellungsfehler von beiden zentralen Verteidigern. Und sind drei Gegentore, an denen sie Anteil haben.

Der Stab ist deswegen weder über dem 21-jährigen Cömert noch über dem 22-jährigen Alderete zu brechen. Was sie anzubieten haben, ist interessant.

Wozu es bereits jetzt reicht, das ist die Frage, die in den nächsten Europacup-Wochen beantwortet wird. Der FC Basel hat sich im Frühjahr entschieden, sowohl bei Marek Suchy als auch bei Carlos Zambrano die eigenen Spar-Pläne über die Erfahrung zu stellen, welche dieroutinierten Nationalspieler in die Waagschal hätten legen können. Und Trainer Marcel Koller hat sich vorerst entschieden, dass der anfällige Eder Balanta eher als Mittelfeldspieler eingesetzt werden soll.

Für Eray Cömert und Omar Alderete bietet sich so die schöne Chance, an den Einsätzen und Aufgaben zu wachsen. Man darf gespannt sein, wie schnell sie dazulernen. – und wieviel Lehrgeld das den FC Basel kostet.

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