Presseschau

Basler Zeitung vom 27.07.2019

Das stille Trio im Hintergrund

Marco Streller war das Gesicht des Vereins. Nach seinem Abgang hat der Verein seine sportliche Führung neu aufgestellt.


Talentmanager Marcel Herzog: Die Brücke in den Nachwuchs

Der FC Basel spielt heute gegen den FC St.Gallen. Alsogegen den Club, bei dem Marcel Herzog von 2012 bis Anfang 2019 als Torhüter und Talentmanager tätigwar. Man hätte Herzog bei dieser Konstellation natürlich gern gefragt, wie er die letzten Monate erlebt hat: seine Rückkehr zum FCB, für den er immerhin ein Pflichtspiel bestritten hat, die hektischen Stunden rund um den Abgang seines Freundes Marco Streller, und auch seine Tätigkeit in der neuen sportlichen Leitung.

Aber Herzog will nicht reden. Der Verein lässt ausrichten, dass sich in dieser frühen Phase der Saison nur Zbinden äussere.

Im Fokus

Die Stille passt zu dem, was der 39-jährige Bubendorfer zuletzt gemacht hat. Er hat im Hintergrund gearbeitet. 2017 wurde er vom FC St.Gallen erst als «Verantwortlicher Persönlichkeitsentwicklung» betitelt, unter Matthias Hüppi und Alain Sutter stieg er zum Talentmanager auf. Herzog, der während der Karriere ein Studium in Sportpsychologie absolviert hat, kümmerte sich um den Nachwuchs. Das macht er jetzt auch beim FCB.

«Er ist unsere Brücke in den Nachwuchs», sagt Zbinden über Herzog, den er schon lange kennt und zu dem er ein entsprechend grosses Vertrauen hat. «Es ist wichtig, dass wir in dem Bereich auf dem Laufenden sind.»

Damit ist Herzog also für den Bereich zuständig, der in Zeiten des rotblauen Konzepts speziell im Fokus steht und der Bernhard Burgener nicht nur wegen der Einsatzminuten von Spielern wie Raoul Petretta am Herzen liegt. Der Druck ist gestiegen, der FC Basel ist auf starke Spieler aus dem eigenen Nachwuchs angewiesen. Das wird Marcel Herzog vermutlich bestätigen. Wenn er denn in ein paar Monaten wieder reden will. (tip)


Sportkoordinator Philipp Kaufmann: Rasanter Aufstieg eines jungen Mannes

Wenn sich in diesen Tagen ein Berater beim FCB meldet – und das ist in der Transferphase ja keine Seltenheit –, dann landet er bei Philipp Kaufmann. Bei so einer Aufgabe wird man ja allein vom Zuhören schon nervös. Man will sich gar nicht vorstellen, wie viele Anfragen es pro Tag sind.

Aber Kaufmann hat sich ein System zurechtgelegt: keine Anrufe, keine SMS, alles nur per Mail. So hat man die Anfragen an einem Ort gebündelt und kann sie nach und nach abarbeiten.

Im Bus

Es war eine der meistgestellten Fragen, als die sportliche Leitung des FCB präsentiert wurde: Welche Aufgabe übernimmt dieser unverschämt junge Kaufmann eigentlich? Die einzige Frage, die noch öfter gestellt wurde: Wer ist dieser unverschämt junge Kaufmann eigentlich? Und tatsächlich verliert man bei seinem Aufstieg schnell den Überblick.

Angefangen hat er als Torhüter im Basler Nachwuchs. Dann studierte er in München Sportmanagement, absolvierte parallel diverse Trainerkurse und küsste als Trainer des Drittligisten FC Wallbach den ganzen Club wach, so erzählen es seine Begleiter. Jedes Wochenende sass er im Bus von München in Richtung Wallbach, weil dort die Internetverbindung am besten war, und versuchte, mindestens zwei Leben in einen Alltag zu zwängen.

2017 wechselte er zurück zum FCB, arbeitete als Assistent von Alex Frei in der U-18 und half der sportlichen Führung um Marco Streller, mit dem er noch immer in Kontakt steht, im administrativen Bereich. «Ich sehe, wie er mit den Menschen umgeht. Das ist ganz wichtig in diesem Geschäft», sagt Zbinden, «darum wollte ich ihn unbedingt in dem Team.» Und jetzt ist Kaufmann Sportkoordinator beim FCB. Er ist gerade mal 25 Jahre alt. (tip)


Sportchef Ruedi Zbinden: Zurück am Schalthebel

Jetzt ist Ruedi Zbinden also doch wieder da, wo er eigentlich nicht mehr sein wollte. Mittendrin im sportlichen Zentrum des FCB, am Schalthebel. Dort, wo die grossen Entscheidungen gefällt werden.

2009 hat Zbinden sich aus dem Verwaltungsrat zurückgezogen. «Wir sollten im sportlichen Bereich eine höhere Instanz haben, einen Sportdirektor oder einen CEO – wie man es auch nennen will», hat Zbinden damals gesagt. Aber für ihn war klar: «Ich kann und will das nicht übernehmen.»

Jetzt ist alles anders. Zehn Jahre sind eine lange Zeit.

In Südamerika

Seit dem Abgang von Sportchef Marco Streller steht Zbinden im Fokus. Er ist dabei, wenn die Basler im Europacup nach Eindhoven reisen. Seine Worte werden zitiert, wenn der Verein einen neuen Spieler verpflichtet. Sein Telefon klingelt, wenn die Gerüchteküche wieder überkocht.

Es sind Aufgaben, die Zbinden noch nie gern erledigt hat. Er war immer dann am glücklichsten, wenn er wochenlang durch Südamerika reisen konnte und so viele Partien sah wie andere Menschen in ihrem ganzen Leben nicht. Dass er nun trotzdem wieder ganz vorn steht, hat mit seiner Liebe zum Club zu tun.

«Es geht nicht um mich, sondern um den FC Basel», hat der 60-Jährige immer wieder betont. Nur dem Club zuliebe hat er Ja gesagt, als Bernhard Burgener ihn fragte. Und anders als mit Liebe ist es auch nicht zu erklären, dass Zbinden zugesagt hat.

Sportchef und Chefscout, das sind zwei wichtige Positionen in einem Club. Zbinden ist beides in Personalunion. Auch wenn er mit Trainer Koller und CEO Heri Unterstützung hat, fragt man sich: Wie geht das? Erst recht bei einem, der schon vor zehn Jahren nicht mehr am Schalthebel sitzen wollte. (tip)

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