Basler Zeitung vom 29.07.2019
Kemal Ademi trifft erstmals für den FC Basel und äussert sich eigenwillig über die Saisonniederlage im zweiten Ligaspiel.
Samuel Waldis
Kemal Ademi hat eine interessante Weise gefunden, die Niederlage gegen den FC St. Gallen einzuschätzen: «Wir waren klar überlegen.» Okay, der FC Basel hatte eine gute erste Viertelstunde gezeigt, 56 Prozent Ballbesitz und weniger Gelbe Karten kassiert. Aber sonst? Die St. Galler schossen öfter auf das Tor und traten mehr Eckbälle. Vor allem aber gewannen sie dieses Spiel der zweiten Super-League-Runde bei der Basler Heimpremiere im St.-Jakob-Park.Wie kam Ademi also zur Schlussfolgerung, dass der FC Basel gegen St. Gallen «klar überlegen» gewesen sein soll?
Die Einschätzung gründet am ehesten in seinem persönlichen Erfolgserlebnis, auch wenn er nach der Niederlage beim ersten Einsatz von Beginn weg sagt: «Dieses Tor bringt mich jetzt auch nicht weiter.»
Neue Möglichkeiten
Ademis Treffer zum 1:1 führte immerhin zutage, was der neue Stürmer in die Mannschaft bringen kann: «eine neue Spielart», wie es Koller ausdrückt, zum Beispiel die Möglichkeit, mit weiten Bällen auf den 198 Zentimeter grossen Ademi das Mittelfeld zu überspielen. Seit Marco Strellers Rücktritt und Marc Jankos Abgang hatte der FC Basel keinen vergleichbar grossen Offensivspieler mehr. Noch hat Ademi mit den beiden lediglich die Körpergrösse gemein. In Sachen Präsenz, Durchsetzungskraft und Abschlussstärke fehlt dem 23-jährigen Schweizer im Vergleich mit Streller und Janko noch so einiges. Das zeigte auch das Spiel gegen St. Gallen, in dem er vier von fünf Torschüssen nicht an Goalie Dejan Stojanovic vorbeibrachte.
Ademis Wechsel von Neuenburg nach Basel war die letzte Amtshandlung Strellers als Sportchef. Kurz nach dem Medizincheck hatte Ademi erfahren, dass Streller nicht sein Chef sein wird. Ihm ist also einer seiner Fürsprecher abhandengekommen. Und ebensolche braucht er, am besten in Person des Trainers. Sonst kommt Ademi nicht über die Rolle des Jokers hinaus, die ihm auch Xamax über weite Strecken zugeteilt hatte.
Erst mal hinten anstehen
Albian Ajeti ist momentan in der Sturmspitze gesetzt und wird aller Voraussicht nach am Dienstag in Eindhoven beginnen. Dahinter hat Koller mit Ricky van Wolfswinkel, Afimico Pululu und eben Ademi drei weitere Optionen – von den jungen Julian Vonmoos und Tician Tushi einmal abgesehen. Ademi wird jedenfalls hinten anstehen müssen.
Er ist mit 19 Jahren von St. Gallens Jugend in die Organisation des Bundesligisten TSG Hoffenheim eingetreten, hat dort aber gerade Mal zwei Jahre in der Regionalliga Südwest gespielt. Danach musste er wegen einer Knieverletzung ein Jahr lang aussetzen, bevor er nach Neuenburg wechselte. Für Xamax erzielte er in 31 Spielen zehn Tore. Das ist ein respektabler Leistungsausweis, aber keiner, mit dem Ademi die ganz grossen Ansprüche im Basler Kader anmelden kann.
Dabei hat er mit dem FCB durchaus grosse Ziele. Im Sommer-Trainingslager in Rottach-Egern liess er durchblicken, dass er glaubt, die Basler seien noch immer die Nummer 1 in der Schweiz. Auch diese Schlussfolgerung erschliesst sich dem neutralen Beobachter nicht unbedingt sofort.