Presseschau

Basler Zeitung vom 30.07.2019

Immer eine kleine Überraschung

Ricky van Wolfswinkel weiss nie so recht, wo er spielen wird. Vielleicht ändert sich das bald.

Samuel Waldis

Vor vielen Monaten, da standen einige der Verantwortlichen des alten FC Basel weit nach Mitternacht an einem kleinen Stehtisch und diskutierten über die Zukunft des Clubs. Während unten auf dem Barfüsserplatz die Fans seit Stunden eine der besten Saisons in der Geschichte des FC Basel feierten, den Gewinn der Meisterschaft und des Cups, den Rekord für die meisten Punkte und die meisten Tore, ging es oben an diesem Stehtisch darum, wie es denn genau weitergehen soll beim FC Basel.

Damals war bereits klar, dass Marc Janko und Seydou Doumbia bald nicht mehr dem FCB angehören würden. Und darum ging es in dieser lauen Nacht im Sommer 2017 auch um potenzielle neue Stürmer. Am Tisch herrschte Einigkeit: Wenn es die neue Vereinsleitung schaffen würde, Ricky van Wolfswinkel zu verpflichten, hole man einen richtig guten Spieler.

Der Holländer war da noch bei Vitesse Arnheim unter Vertrag, nach einer Odyssee, die sich wie eine Interrail-Reise eines europäischen Jugendlichen liest: Er war in Holland, Portugal, England, Frankreich und Spanien, bevor er nach einem weiteren Jahr zu Hause schliesslich nach Basel zog. 3,5 Millionen Franken soll der FCB für ihn bezahlt haben.

Flügel, Zentrum, Sturm

Mit Basel ist der Holländer inzwischen in seine dritte Saison gestartet. Länger war Van Wolfswinkel noch nie bei einem Verein angestellt, und er sagt: «Ich sollte den Schweizer Pass erhalten.» Freilich scherzt der 30-Jährige, schlimm kann es ihm also nicht gehen. Auch wenn er in der laufenden Super League zwei Mal nur eingewechselt wurde – und nie genau weiss, wo ihn der Trainer als nächstes aufstellt.

Marcel Koller hat den Stürmer meist auf dem Flügel eingesetzt, mal als Spielmacher und ab und zu auch dort, wo Van Wolfswinkel sich am wohlsten fühlt: in der Sturmspitze. «Es ist jedes Mal eine kleine Überraschung, wo ich spielen werde», sagt er.

Im Hinspiel gegen Eindhoven hat er im rechten Mittelfeld einer 4-1-4-1-Grundordnung gespielt und zu Beginn im Verbund mit Silvan Widmer seine liebe Mühe mit der linken holländischen Angriffsseite gehabt. Wobei gerade die Arbeit gegen den Ball ein Grund ist, warum Koller Van Wolfswinkel auf der Seite vertraut: Der Stürmer bringt die Disziplin und das Stellungsspiel mit, um auf dieser Position zu bestehen. Darum hat er unter Koller in jeder Partie im Europa Cup 90 Minuten gespielt. Van Wolfswinkel ist ein wichtiger Bestandteil für den Basler Trainer, wohl auch heute gegen PSV.

Anfragen für Ajeti

Und trotzdem ist offen, wie es für den ersten Königstransfer der neuen FCB-Führung weitergeht. Sechs Stürmer haben die Basler aktuell im Kader, das sind zu viele. Und entsprechend sagte der Basler Sportchef Ruedi Zbinden am Sonntag bei Teleclub, dass sich in diesem Bereich des Basler Spiels noch etwas bewegen könnte, ehe das Transferfenster schliesst. «Wir kriegen immer wieder Anfragen, vor allem für Ajeti. Es kann sein, dass er uns verlässt, denn plötzlich kommt ein Angebot, bei dem man nicht mehr Nein sagen kann.»

Ob dieses Angebot auch für Van Wolfswinkel kommen könnte, der nicht zuletzt wegen seiner Position weniger im Fokus steht als der Basler? Möglich. Und wer weiss, vielleicht können die beiden auch weiterhin nebeneinander bestehen, Ajeti vorne und Van Wolfswinkel auf der Seite.

Es hängt auch von dem Spiel heute Abend ab. Der Holländer kann seine Erfahrung einbringen, seine Routine und seinen Einsatz. Gegen den PSV Eindhoven hat der Holländer die Möglichkeit, die lobenden Worte aus der Sommernacht 2017 auch in einem grossen internationalen Spiel zu bestätigen. Und Basel kann Van Wolfswinkels Routine gegen den favorisierten PSV auf jeder Position gut gebrauchen.

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