Basler Zeitung vom 31.07.2019
Ausgerechnet der Holländer Ricky van Wolfswinkel erzielt das Siegtor gegen den PSV.
Samuel Waldis
Als Ricky van Wolfswinkel nach einer Stunde fünf Meter vor dem Tor scheiterte, da schwand der Optimismus im St.-Jakob-Park. Das Stadion war längst in die Fäden des Abendregens getaucht, es stand 1:1 zwischen dem FC Basel und PSV Eindhoven. Die Holländer waren zu diesem Zeitpunkt wegen des 3:2-Sieges aus dem Hinspiel eine Runde weiter, während die Basler noch mindestens einen Treffer brauchten. Dann scheiterte Van Wolfswinkel, und man fragte sich: Wie konnte er diesen Kopfball neben das Tor setzen? Er, der erfahrene Stürmer, einer der teuersten Transfers des FC Basel in den letzten Jahren?
Van Wolfswinkel drohte gegen seine Landsleute zur tragischen Figur zu werden in der Champions-League-Qualifikation. Bis die 68. Minute und die Wende kamen. Bis Valentin Stocker, der bärenstarke Captain, mit seinem schwächeren rechten Fuss den Ball durch den Strafraum steckte. In der Mitte schlug Albian Ajeti über den Ball, aber Van Wolfswinkels Offensivkollege zog eben auch zwei Verteidiger auf sich. Deswegen hatte der Holländer Platz und traf zum 2:1. Dieses bringt den FC Basel in die dritte Runde und sichert dem Verein bereits die Teilnahme an einer europäischen Gruppenphase. Mindestens die Europa League wird es sein.
Das 2:1 ist Van Wolfswinkels 30. Tor für den FC Basel, bei dem er seit Sommer 2017 spielt. Er war angetreten, um die ganz grossen Spiele zu erleben.
Wie jeder Zugang sagte auch er bei seiner Präsentation, dass er mitunter deswegen für den FCB spielen wolle, weil dieser im internationalen Geschäft dabei sei. Und er dort mit seinen aus den vergangenen Jahren verwöhnten Fans die glitzernden Affichen erlebt.
Beim 5:0-Sieg gegen Benfica Lissabon war Van Wolfswinkel noch dabei. Doch weil er sich nach seinem ersten Tor in der Champions League den Fuss brach, verpasste er die beste Champions-League-Saison in der Basler Vereinsgeschichte: den zweiten Sieg gegen Lissabon, den wunderbaren Auftritt in Moskau oder das 1:0 gegen Manchester United, diesen letzten ganz grossen Erfolg auf europäischem Level.
Lohn für die Arbeit
Ricky van Wolfswinkel erlebte zwar noch das fast bedeutungslose Achtelfinal-Rückspiel gegen Manchester City. Aber er musste sich vor allem mit Toren gegen Vereine wie Vitesse Arnheim oder Apollon Limassol begnügen. Die waren wichtig. Allein für die grössten Emotionen im Leben eines Berufsfussballers auf diesem Niveau taugten sie kaum.
Der spielentscheidende Treffer gegen Eindhoven ist auch deswegen eine grosse Wohltat für Van Wolfswinkel, der endlich grosse Auftritt auf internationalem Level. Und vielleicht ist das Tor auch ein wenig der Lohn für die Arbeit, die er hier seit über zwei Jahren verrichtet.
Trainer Marcel Koller setzt ihn auf den verschiedensten Offensivpositionen ein, weil er in ihm nicht nur den Mittelstürmer sieht, der Van Wolfswinkel am liebsten wäre.
Der Spieler selbst ist die Diskussionen um seine Positionswechsel ein wenig leid. An diesem Dienstagabend, nach dem Spiel gegen Eindhoven, rücken sie vorübergehendvollständig in den Hintergrund.