Presseschau

Basler Zeitung vom 02.08.2019

Die Unbekannten und ihr illustrer Trainer

Valérien Ismaël hat in seinem Leben ziemlich aussergewöhnliche Dinge gemacht. Als Fussballer hat er zum Beispiel gleich zweimal das Double in Deutschland gewonnen, mit Bayern München und Werder Bremen. Und weil er lange in Deutschland gelebt hatte, schaffte er es sogar ins Kino. 2008 lieh er Zinédine Zidane im Film «Asterix bei den Olympischen Spielen» seine deutsche Stimme mit dem feinen französischen Akzent.

Inzwischen hört man diesen im österreichischen Fussball. Ismaël, der 43-jährige Elsässer aus Strassburg, hat im Juli einen Dreijahresvertrag unterschrieben als Trainer beim Linzer Athletik-Sport-Klub. Der LASK ist nächster Gegner des FC Basel in der Champions-League-Qualifikation.

In Oberösterreich, 20 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt, hat Ismaël seine fünfte Station als Trainer angetreten. Unter anderem hatte er Wolfsburg für 15 Spiele gecoacht. Zuletzt war er in Griechenland bei Apollon Smyrnis tätig. Weil ihm der Präsident die Aufstellung diktieren wollte, kam es nach nur zwei Monaten und einem Spiel zum Bruch.

In Linz wird das Ismaël kaum passieren. Denn der Verein hat ihn mit viel Einfluss ausgestattet: Er ist nicht nur Trainer, sondern auch Sportchef. Damit übernimmt Ismaël das Pflichtenheft seines Vorgängers Oliver Glasner, der zu Wolfsburg gewechselt ist.

Ohne Druck für Furore sorgen

Glasner hat den besten Skorer João Victor mitgenommen. Ismaël muss dessen 20 Tore und 12 Assists ersetzen. Erversucht das mit Spielern, die in der Schweiz kaum jemand kennt. Zum Beispiel den statistisch besten Offensivspieler Thomas Goiginger. Der 26-jährige Österreicher gehört zum erweiterten Kreis des Nationalteams und spielt als Rechtsaussen in Ismaëls 3-4-3-Grundordnung.

Linz ist mit einem Sieg gegen Altach in die Saison gestartet und hat im ÖFB-Cup die erste Runde gegen den Drittligisten Vöcklamarkt überstanden. In der Champions-League-Qualifikation sind die Linzer als Ligazweiter für die dritte Runde qualifiziert. Wie der FCB haben sie die Europa-League-Gruppenphase also auf sicher. Dem «Standard» sagte Ismaël: «Wir gehen ohne Druck in die Qualifikation und wollen mit unserer Spielweise für Furore sorgen.»

Linz hatte 1965 Meisterschaft und Cup gewonnen. Es war die grösste Saison der Vereinsgeschichte. Da steht auch der zweite Platz in derabgelaufenen Spielzeit, zwei Jahre nach dem Wiederaufstieg 2017, hintenan. Eine Qualifikation für die Champions League wäre für den LASK eine Sensation. In das Duell mit dem FCB geht er jedenfalls als Underdog. Trotz seines Kinostars an der Seitenlinie.

Samuel Waldis

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