Presseschau

Blick vom 07.08.2019

Lasst euch die Linzer Törtchen schmecken

Süsse Basler Versuchung

Sein Biss ins Baguette als österreichischer Nationalcoach ist legendär. In die Linzer Torte wird FCB-Trainer Marcel Koller aber frühestens in einer Woche beissen.

MARTIN ARN

Nie vorher und nie nachher hat man Marcel Koller so locker und in derart aufgeräumter Stimmung gesehen wie an jenem 9. September 2015. Nachdem sich die österreichische Fussballnationalmannschaft, deren Trainer Marcel Koller damals war, mit einem begeisternden 4:1 in Schweden für die EM in Frankreich qualifiziert hatte, erschien Koller mit einem Beret zur Pressekonferenz und biss vor der versammelten Austria-Journaille in ein Baguette. Was war er angefeindet worden vier Jahre zuvor, als ihn Österreichs Verband zum Teamchef ernannt hatte. Prohaska, Krankl und selbstverständlich auch Toni Polster («Die Wahl fiel auf ihn, weil er 1000 Übungen kennt, ich kenne nur 500») kritisierten den Entscheid des ÖFB heftig.

Doch Koller strafte die Grantler Lügen. Unter ihm stiess Österreich in den erweiterten Kreis der Weltspitze vor, nach Jahrzehnten der Zweitklassigkeit.

«Wunderbare Jahre»

«Die Freude über die EM-Qualifikation war riesig», sagt Koller zu BLICK. Wie das in Österreich so sei, hätten die Journalisten damals schon nach dem zweiten Spieltag und den ersten Siegen unter Koller die EM-Qualifikation gefordert. Koller: «Die Genugtuung war umso grösser, als wir es tatsächlich geschafft hatten.»

Auch wenn das Turnier in Frankreich ernüchternd endete und Koller dann auch in der WM-Ausscheidung für 2018 scheiterte, weswegen sein Vertrag nicht verlängert wurde, sagt er heute: «Ich hatte sechs wunderbare Jahre in Wien.»

Koller macht noch immer regelmässig Ferien in Österreich. Deswegen freue er sich auch sehr auf das Spiel gegen den LASK aus Linz.

Linzer Torte statt Baguette?

Koller lächelt, um dann ganz ernst über die Stärken der Linzer zu sprechen: «Kompakte Abwehr, aggressives Pressing, stark bei Standards. Es wäre ein riesiger Fehler, wenn wir den LASK auf die leichte Schulter nehmen würden.»

Das hat auch FCB-Captain Valentin Stocker verinnerlicht. Als ihn ein österreichischer Reporter aus der Reserve locken will mit der Frage, Basel habe mit PSV einen Grossen rausgeworfen, ob der LASK ein kleiner Gegner sei, antwortet Stocker mit ernster Miene: «Der LASK ist kein Kleiner. Wir werden uns hüten, sie zu unterschätzen.»

Linzer Siegesserie

In der Tat sind die Linzer stark in die Saison gestartet: drei Siege aus drei Spielen. Koller: «Wir wissen, was auf uns zukommt. Es braucht zwei sehr gute Spiele von uns.» Und vielleicht beisst Koller dann in einer Woche nach dem Rückspiel – und wenn sein FCB die Qualifikation für die Playoffs geschafft hat – doch noch in ein Stück Linzer Torte.

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