Presseschau

NZZ vom 15.08.2019

Verlorene Aura

Der FC Basel gehört derzeit nicht in die Champions League – die Europa League ist die künftige Schweizer Realität

Andreas Babst, Linz

War es Bitterkeit, die in diesen Worten mitschwang? Oder war es der gute Rat eines älteren Trainers an einen jüngeren? «Geniess es, es geht schnell genug», sagte der FC-Basel-Trainer Marcel Koller zum Abschied zu seinem Amtskollegen Valérien Ismaël. Kollers Team war in Linz gerade gegen Ismaëls Lask ausgeschieden. Koller drückte Ismaël die Hand und sagte die Abschiedsworte gerade so laut, dass sie alle Journalisten im Raum hören konnten.

Heimspiel als Rätsel

Zwei Wochen ist es her, dass Marcel Koller und der FC Basel endgültig versöhnt schienen, der Heimsieg gegen PSV Eindhoven, das Weiterkommen in der Champions-League-Qualifikation – es überstrahlte alles: die Fastentlassung Kollers im Sommer, die atmosphärischen Störungen, die es zwischen Team und Trainer gegeben haben soll.

Jetzt, zwei Wochen später, scheint einiges wieder aufgebrochen. Koller sass am Dienstag vor den Medien, er sagte: «Wir haben im Heimspiel einfach zu wenig gemacht.» Das Rückspiel gegen Linz war nicht schlecht, aber es reichte nicht, um den lustlosen Auftritt von vergangener Woche wettzumachen.

Geniess es, es geht schnell genug.

Das Heimspiel gegen Linz bleibt ein Rätsel. Wahrscheinlich war es die Verkettung vieler Dinge, die zur Niederlage führte. Da war die Klubführung, die beschlossen hatte, vor einem der wichtigsten Spiele der Saison den besten Stürmer Albian Ajeti abzugeben. Da war die Mannschaft, die gegen Eindhoven so trotzig-stark gespielt hatte und gegen Linz plötzlich nonchalant und überheblich wirkte.

Und da war auch der Trainer Koller, der im Hinspiel im St. Jakob-Park auf Noah Okafor, den schnellen Flügel, verzichtete und auf Taulant Xhaka, den Leader. Xhaka war auch im Rückspiel nicht dabei, er fehlte verletzt. Okafor aber flitzte auf dem Flügel wie eine Flipperkugel, unheimlich schnell, unberechenbar, er federte durch die Verteidigung und sorgte mit seinen Flanken für Gefahr.

Aber Okafor ist noch ein Teenager, er konnte dieses Rückspiel nicht allein prägen. Die Linzer zeigten wie im Hinspiel ein aggressives Pressing, die Basler hatten zwar einen Plan, so richtig wollte er aber nicht gelingen. «Wir wollten hinten herausspielen, das hat öfter geklappt als im Hinspiel. Dann ab und zu einen langen Ball schlagen, wir haben mit Ademi einen vorne, der solche Bälle verarbeiten kann, bis die anderen aufrücken», erklärte Koller.

Kemal Ademi ist der Stürmer, der übrig geblieben ist. Er rackerte am Dienstag, aber konnte doch nur wenige Bälle halten, es sei schwierig gewesen gegen die Fünferkette der Linzer, sagte Ademi nach dem Spiel dem Teleclub.

Vielleicht steht Ademi wie kaum ein anderer in diesem Team für den neuen FC Basel. Ademi ist jung, 23-jährig, er hat mit Basel seine ersten Europacup-Spiele absolviert. Ademi ist ein guter Stürmer für die Super League. Aber ist Ademi ein Stürmer für die Champions League?

Der FC Basel hat seine alte Aura schleichend eingebüsst, vielleicht wollte man es nicht sehen, weil er in den Spielen gegen PSV Eindhoven noch einmal an jenen FCB erinnerte, der magische Champions-League-Nächte gegen grosse Gegner geliefert hatte, Manchester United, Liverpool, Manchester City. Diesen FC Basel gibt es vorläufig nicht mehr. Vergangene Saison scheiterte er in der Champions-League-Qualifikation gegen Paok Saloniki, dieses Jahr gegen Linz. Vom Team, das im Februar 2018 im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen Manchester City gewann, waren am Dienstag noch zwei Spieler in der Startaufstellung: Luca Zuffi und Fabian Frei.

Andere, die damals spielten, verliessen den Klub für viele Millionen Franken: Der Goalie Tomas Vaclik zum Beispiel oder der Offensivspieler Mohamed Elyounoussi. Andere waren teure Fehleinkäufe wie Dimitri Oberlin. Und einige kosteten zu viel und waren deshalb nicht mehr erwünscht, wie der einstige Captain und Abwehrchef Marek Suchy, dessen Vertrag nicht verlängert wurde, oder Geoffroy Serey Die, der zwar noch im Kader steht, aber nicht mehr spielt.

Die alte Aura verblasste schleichend, aber nicht überraschend. Der Präsident Bernhard Burgener hat schon lange gesagt, dass gespart werden müsse. Der FC Basel, wie er momentan aufgestellt ist, gehört wohl nicht in die Champions League.

Selbst für den Meister schwierig

Die Europa League ist der Basler Trost, und sie entspricht auch der künftigen Schweizer Fussballrealität. Die Champions League rückt für Schweizer Klubs ab kommender Saison in die Ferne. Nur noch der Meister spielt in der Champions-League-Qualifikation, er steigt in der zweiten Qualifikationsrunde ein, so wie dieses Jahr die Basler. Der nationale Champion muss also noch drei Runden überstehen.

Es könnte einige Zeit vergehen, bis sie in Basel wieder die Champions-League-Hymne hören.

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