Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 15.08.2019

«Irgendwo wünscht man sich ein wenig mehr Objektivität»

Valentin Stocker spricht nach dem Ausscheiden über das Basler Champions-League-Selbstverständnis und die Ziele in der Europa League.

Haben Sie nach dem 1:3 in Linz gegen den LASK gut geschlafen?

Valentin Stocker: Ich war noch bis 00.30 Uhr im Doping, hatte dann aber keine Probleme mit dem Einschlafen.

Den verpassten Torchancen haben Sie nicht nachgetrauert?

Nein. Manchmal gehen sie rein, manchmal nicht. Die Penaltyszene war schade. Lustigerweise waren beide Übeltäter mit mir im Doping. Sie haben auch gesagt: Es war ein klarer Elfmeter. Der Verteidiger schubst und der Goalie trifft mich am Bein. Aber nichtsdestotrotz kann ich diese Chance trotzdem irgendwie machen.

Hat dem FCB das Glück gefehlt?

Wenn zu allem auch noch Pech dazu kommt, wird es halt sehr schwierig. Aber ich bin stolz auf die Mannschaftsleistung am Dienstag. Es ist klar, dass wir die Quali nicht in Linz, sondern in Basel verbockt haben.

Sich für die Champions League zu qualifizieren, wird als Schweizer Verein immer schwieriger. Der FCB müsste Meister werden, um überhaupt in die Quali zu kommen. Ist Ihnen das bewusst?

Definitiv. So ist der Lauf der Dinge. Wir hatten in den letzten Jahren auch Glück, dass wir so gut eingestuft waren und teilweise sogar direkt in der Gruppenphase der Champions League waren. Aber wir haben es auch in der Vergangenheit mal nicht geschafft und sind in der Quali gescheitert. Klar ist das Ausscheiden gegen Linz schade, aber auf der anderen Seite haben wir gegen Eindhoven eine enorme Leistung gezeigt, die auch nicht selbstverständlich war. Man muss sehen, dass die aktuelle Mannschaft von der internationalen Erfahrung her einfach noch nicht an dem Punkt ist. Die Mannschaft darf noch lernen und sich weiterentwickeln. Von dem her fühlt es sich o.k. an, auch wenn wir die Chance verpasst haben, nach den Sternen zu greifen.

In Basel herrscht dieses Selbstverständnis: Der FCB gehört in die Champions League. Wie schwierig ist der Umgang damit?

Sehr schwierig. Irgendwo wünscht man sich manchmal ein wenig mehr Objektivität. Auf der anderen Seite haben wir uns diesen Status ja auch mit den Erfolgen der Vergangenheit erarbeitet. Heute gibt es keine einfachen Gegner mehr. Ich denke, das hat man bei Linz auch gesehen. Klar waren sie individuell nicht stärker als wir, aber sie hatten eine Idee, die uns zu schaffen gemacht hat.

Haben Sie ein Wunschlos für die Europa League? Dort ist der FCB in Topf 1 gesetzt und geht den grossen Brocken erst einmal aus dem Weg.

Mönchengladbach wäre cool. Sehr gerne würde ich auch gegen Behrang Safari und Malmö spielen. Das wäre herzig, aber die müssen sich erst noch qualifizieren. Nach England würde ich auch gerne, nach Spanien und in den Osten dafür lieber nicht.

Schlechte Erinnerungen?

Nein, eigentlich überhaupt nicht. Aber das ist sehr reiseintensiv. Im Herbst von meiner Karriere würde ich gerne gegen Gegner spielen, die ich noch nicht gehabt habe.

Haben Sie schon ein Ziel fixiert? Europäisch überwintern?

Nein noch nicht. Aber wir haben in den vier Spielen in dieser Saison zweimal sehr gut gespielt und von dem her ist es sicher so, dass du als gesetztes Team europäisch überwintern willst. Aber dafür braucht es auch etwas Losglück. Auch in Topf 2, 3 und 4 gibt es starke Gegner. Wir profitieren immer noch vom guten Koeffizient der Vergangenheit.

YB hat noch die Chance auf die Champions League. Drücken Sie da als FCB-Captain die Daumen?

Definitiv. Nicht nur wegen der Punkte für die Schweiz. Belgrad ist ein schwieriger Gegner, aber ich hoffe, dass YB am Ende die Oberhand hat.

Jakob Weber, Linz

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