Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 23.08.2019

Serey Die und der dritte, endgültige Abschied

Der FC Basel und Geoffroy Serey Die lösen den bis 2020 laufenden Vertrag per sofort auf. Ein erneutes Zerwürfnis wurde ihm zum Verhängnis, wie schon 2015, als er nach Stuttgart flüchtete. Dieses Mal aber wird es keine Rückkehr mehr geben.

Mit gestrecktem Zeigefinger rennt Geoffroy Serey Die über das halbe Feld. Er will mit seinem Chef sein Traumtor feiern, das er soeben gegen Luzern erzielt hat. Mit dem Torjubel will er sagen: Das habe ich nur diesem Mann zu verdanken: Marcel Koller. An diesem 26. September 2018 sind Koller und Serey Die ein Herz und eine Seele. Hier der Routinier-liebende Cheftrainer des FCB, da der erfahrenste, weil älteste Kaderspieler der Basler. Die beiden scheinen wie die perfekte Zusammensetzung. So perfekt, dass Serey Dies Vertrag vorzeitig um ein Jahr bis 2020 verlängert wird. So sollte den zwei Angeboten aus der Bundesliga vorgebeugt und Serey Die für seine starken Leistungen belohnt werden.

Mit gesenktem Kopf sitzt Geoffroy Serey Die am Flughafen Málagas. Er will mit niemandem reden, hat dicke Kopfhörer auf. Und doch, für ein kurzes Gespräch nimmt er sie ab. Erzählt. Er habe das Trainingslager in Marbella früher verlassen müssen. Man habe ihm erklärt, dass er nicht mehr so oft spielen werde. An diesem 23. Januar dieses Jahres wird deutlich, dass aus einem Herz und einer Seele Abneigung und Streit geworden ist. Die einst perfekte Paarung ist keine mehr. Wollte Koller Serey Die einst nie verlieren, will er ihn nun loswerden.

Vom gemeinsamen Jubel zum einsamen Heimflug

Seit gestern ist klar: Das ist gelungen. Der Vertrag zwischen dem 34-jährigen Ivorer und dem Verein wird per sofort aufgelöst. Nach der Leihe zu Xamax für ein halbes Jahr ist dies nun der unumgängliche Schlussstrich. Unter Koller hätte Serey Die nie mehr gespielt. Was zwischen dem gemeinsamen Jubel und dem einsamen Heimflug passiert war, war für den FCB-Trainer zu gravierend. Sein einstiger Liebling war einer der Rädelsführer der Dezember-Revolte, als sich ein Dutzend Spieler bei Sportchef und Präsident über Koller beklagten. Die Konsequenz: Koller musterte ihn aus. Seit dem 1. Juli war er zwar wieder FCB-Spieler, kehrte nach dem Afrika Cup nach Basel zurück. Nur durfte er nicht mehr mittrainieren. Sein Abschied war längst beschlossene Sache. Offiziell schreibt der FCB von einer Vertragsauflösung «im gegenseitigen Einvernehmen». Im Januar hiess es auch, Serey Die habe auf eine Leihe gepocht, um vor dem Afrika Cup Spielpraxis zu sammeln. Die Wahrheit ist in beiden Fällen eine andere.

Unabhängig von diesen Worten steht nun am Ende der dritte, und dieses Mal endgültige Abschied von Serey Die beim FCB. Es ist der Abgang eines Publikumslieblings – sowohl in seiner ersten als auch in seiner zweiten Zeit. Nach eineinhalb Jahren bei Stuttgart war er im Sommer 2016 zum FCB zurückgekehrt, ein erstes Mal hatte er im Januar 2013 unterschrieben. Zwei Jahre später aber kam der erste Bruch und ein Abschied. Sein erster aus Basel. Es sollten zwei weitere folgen. Jener im Januar, und jener gestern. Ihnen allen liegen Zerwürfnisse mit dem Trainer zugrunde. Erst mit Paulo Sousa, jetzt mit Marcel Koller. Äussern will sich der Spieler «lieber nicht», wie er eine Anfrage der bz beantwortet. Vom Klub gibt es ein herzliches Dankeschön «für seine wertvollen Dienste und seinen stets bedingungslosen Einsatz».

Auf gepackten Koffern sitzt Geoffroy Serey Die nun zu Hause. Er will weiter Fussball spielen. In den letzten Wochen wurde er diversen Klubs angeboten, auch den Black Stars, die von einer Leihe jedoch absahen. Ob es ihn nun in die Wüste zieht, nach China oder sonst wo, von wo er bereits Angebote hatte, ist unklar. An diesem gestrigen 22. August ist nur eines klar: an eine solche Wende hätte er vor elf Monaten nicht gedacht, als er in Kollers Armen sein Tor feierte.

Céline Feller

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