Presseschau

Blick vom 24.08.2019

«Ich kann mich vom Fussball distanzieren»

FCB-Goalie Omlin über sein Erfolgsrezept und den Flirt mit Augsburg

FCB-Goalie Jonas Omlin (25) spielt seit Jahren auf konstant hohem Niveau. Das weckt Begehrlichkeiten im Ausland.

STEFAN KREIS

Es war weit mehr als nur ein kurzer Sommer-Flirt. Wochenlang buhlte der FC Augsburg um Jonas Omlin, 5 Millionen boten die Schwaben, die FCB-Verantwortlichen aber wischten die Offerte vom Tisch. Omlin sei zu wichtig für den Klub, mehr als das Doppelte verlangten die Basler für ihren Goalie. Der Deal platzte, bevor er richtig Fahrt aufnahm. Vor allem auch, weil Omlin den Wechsel nicht forcierte. «Natürlich haben wir uns das Angebot aus der Bundesliga angeschaut, aber wir sind zum Punkt gekommen, dass es die richtige Entscheidung ist, beim FCB zu bleiben. Dass ich hier eine gute Saison vor mir habe, dass wir international spielen.»

Im Gegensatz zu den Fuggerstädtern. Mit denen hätte er in dieser Saison wohl um den Ligaerhalt gekämpft, zum Saisonstart hagelte es eine 1:5-Pleite gegen Dortmund. Goalie Tomas Koubek, den Augsburg als Plan B verpflichtete, erwischte einen rabenschwarzen Nachmittag. «So einen Start gönnst du keinem, aber das hätte auch mir passieren können. Wenn du in Dortmund plötzlich vor 80 000 Leuten spielen musst, dann ist das mental eine Herausforderung», sagt Omlin.

Er selbst hat vor einem Jahr demonstriert, dass er einer ähnlichen Situation gewachsen ist. Als Tomas Vaclik zu Sevilla wechselte, stand er, der als Nummer 2 verpflichtet wurde, plötzlich vor der Basler Muttenzerkurve. Funktionierte gleich von Beginn an, zeigte keine Unsicherheiten, war Fels in der rot-blauen Brandung.

«Ommmmmlin» titelte BLICK im Herbst vor einem Jahr, weil nichts und niemand ihn aus der Ruhe zu bringen scheint. Woher das kommt? «Ich habe gute Leute um mich herum. Ich bin ausgeglichen, kann mich privat vom Fussball distanzieren.» Es sei wichtig, abzuschalten und nicht über alles nachzudenken. «Fehler passieren jedem Goalie. Wichtig ist der Umgang damit.»

Omlin scheint das perfekte Rezept gefunden zu haben. Seine Leistungen sind seit Jahren auf hohem Niveau. Hext er so wie bisher, dann ist ein Wechsel ins Ausland bloss noch eine Frage der Zeit. Auch wenn der Innerschweizer weiss, dass der Goalie-Markt überschaubar ist. «Es ist halt so, dass jeder Verein einen guten Goalie hat und sich das Karussell erst dann bewegt, wenn einer wechselt.» Warum Goalies im Gegensatz zu Feldspielern relativ günstig zu haben sind, erklärt sich Omlin damit, dass die Zuschauer für Spieler ins Stadion kommen, die Tore schiessen, statt für jene, die Tore verhindern.

Nur: Dass ein guter Stürmer zwar Spektakel bringt, ein herausragender Goalie aber die entscheidenden Punkte, ist im Fussball mehr Fakt als Floskel. Nicht ausgeschlossen, dass sie in Augsburg am Ende der Saison ein Lied davon singen werden.

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