Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 24.08.2019

«Es hätte schlimmer ausgehen können»

Eine Woche nach seinem Velounfall spricht FCB-Trainer Marcel Koller über den Schock und wie sehr ihn die Verletzungen beeinträchtigen.

Es war ein Schockmoment. Ein weiterer nach dem Aus gegen Linz und der Diagnose bei Ricky van Wolfswinkel. Am vergangenen Freitag stürzte Marcel Koller schwer, musste ins Spital und verpasste das Spiel gegen Pully. Auf einer «normalen, asphaltierten» Strasse, erzählt er, ist ihm der Vorderreifen geplatzt und er auf die linke Seite gestürzt, auf den Kopf. Dank seines Helms, der «eingerissen und nicht mehr brauchbar ist», ist aber nichts Schlimmeres passiert. Seit Dienstag ist er wieder bei der Mannschaft. Jetzt erzählt er, wie er den Unfall erlebt hat.

Das Wichtigste zu Beginn: Wie geht es Ihnen?

Marcel Koller: Mal so mal so. Mit Schmerztabletten geht es mir besser als ohne.

Sie verzichten auf eine Operation. Wieso?

Dazu habe ich mich gemeinsam mit dem Doktor entschieden. Er meinte, dass es keine brauche, weil ich im dritten Grad von vier bin. Im vierten wäre das Schlüsselbein auch gebrochen und dann bräuchte es eine. Aktuell wäre es auch zu gefährlich, weil ich Schürfungen habe und die Infektionsgefahr damit zu gross ist.

Wie ist die genaue Diagnose?

Das Schultereckgelenk hat es mir raus-, das Schlüsselbein hochgehauen und dazu sind drei Bänder kaputt. Es braucht Zeit, bis eine Therapie begonnen werden kann. Und wenn alle Stricke reissen und es nicht heilt, könnte man auch zu einem späteren Zeitpunkt noch operieren. Ich hoffe jedoch, dass es ohne Operation geht. Ausserdem habe ich überall Schürfungen und die Hüfte ist noch etwas beleidigt. Der Adduktorenmuskel macht etwas Probleme beim Laufen.

Wie ist Ihr Alltag?

Es braucht alles doppelt so lange, das ist nervig. Wenn etwas schnell gehen muss, macht es meine Frau. Ich kann nicht Auto fahren, schreiben geht aber. Schlafen auch, einfach auf dem Rücken oder der rechten Seite. Bei der Arbeit sind die Co-Trainer jetzt mehr auf dem Feld als ich. Dort besteht die Gefahr, dass es Abpraller gibt und ich könnte momentan nicht schnell genug ausweichen. Ich schaue jetzt mehr von aussen zu, unterbreche und gehe erst dann rein und korrigiere. Das ist der grösste Unterschied.

Hatten Sie Glück im Unglück?

Phu... Ja, ich denke, es hätte schlimmer ausgehen können. Ich bin mitten durch den Wald gefahren. Wäre mir dasselbe auf einer Strasse passiert, auf der Autos entgegenkommen, hätte es wohl einen frontalen Zusammenprall gegeben. Da hast du keine Chance.

Ist Ihre Bike-Karriere nach diesem Schock beendet?

Ich hoffe nicht (lacht)! Laufen kann ich mit dem kaputten Knie ja nicht mehr und Biken gehe ich gerne. Vielleicht weiche ich jetzt auf den Hometrainer aus. Es ist auch eine Art Ritual für mich. Ich mache es, wenn ich alles erledigt und Zeit habe, jeweils vor den Spielen. So kriege ich den Kopf frei und ein bisschen frische Luft und kann abschalten.

Haben Sie das Pully-Spiel trotz Unfall verfolgt?

Ich habe am Abend noch einen Stick bekommen mit dem Spiel und dieses dann angeschaut. Live habe ich es nur im Ticker gesehen. Das war ungewohnt.

Wie reagiert man dann, wenn man sieht, dass das 1:1 gegen Amateure fällt?

Das ist schwierig, vor allem, wenn man es nicht sehen und beurteilen kann. Aber vielleicht war ich etwas entspannter, weil ich bereits ein paar Schmerztabletten geschluckt hatte (lacht).

Haben Sie als Trainer schon mal ein Spiel verpasst?

Ein Spiel nicht, nein. Ich hatte nach einer Knie-OP mal eine Woche länger Krücken und musste im Training mit diesen herumhumpeln. Auf der Tribüne sass ich noch das eine oder andere Mal, aber das wissen Sie ja (lacht).

Aufgezeichnet: Céline Feller

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