Presseschau

SonntagsZeitung vom 25.08.2019

Doppelter Weckruf und verweigerter Jubel

Der FC Basel gewinnt bei Xamax 3:0 – und sein Stürmer Ademi hätte gerne einen Konkurrenten im Team

Neuenburg Gleich zweimal wurden die Basler auf der Maladière geweckt. Wer weiss, vielleicht waren sie mit ihren Gedanken an diesem lauen Sommerabend ja irgendwo zu ihren letzten Ferienerlebnissen geschweift. Aber dann schepperte erst der Schuss des Xamaxiens Léo Seydoux an die rechte hohe Ecke ihres Tores. Und rund sieben Minuten danach vernahmen sie dann eine leicht enervierte Stimme, die sie endgültig aus ihren Träumen weckte.

Er sei «etwas lauter geworden», so umschrieb es später FCB-Trainer Marcel Koller. Und zwar, weil bei seiner Mannschaft «alles gefehlt» habe: «Alles war müde, nonchalant, ohne Druck.» Das änderte sich nach der Pause. Wobei es auch an Xamax lag, dass die Basler in Führung gehen konnten. Ein einziges Mal liessen die Neuenburger ihre Deckung sinken. Ein Mal waren sie etwas zu euphorisch in der Vorwärtsbewegung.

Und genau da entschied die individuelle Klasse die Partie. Wie da erst Xamax einen aussichtsreichen Konter lancierte, wie das heimische Publikum bereits hoffnungsfroh zu raunen begann. Und wie dann Thibault Corbaz das entscheidende Zuspiel misslang und so dem FCB jenen Gegenstoss erlaubte, der die drei Punkte für die Basler brachte. Das fasste den Unterschied zwischen den beiden Teams in vielleicht 25 Sekunden zusammen.

Es war dieser eine Moment, in dem die Xamaxiens den Baslern Raum liessen, in dem sie das Zentrum nicht dicht besetzt hielten. Und das rächte sich.

Weil Samuele Campo in dieser 55. Minute für einmal den Ball nach vorne treiben durfte. Die Basler Nummer 10 mag kein Kämpfer vor dem Herrn sein. Aber er hat in seinem Fuss jene Qualität, die Corbaz abgeht. So fand er den Richtung Grundlinie enteilenden Kevin Bua. Und dessen Rückspiel auf Fabian Frei kam zentimetergenau. 1:0 – darauf konnte Xamax bereits nicht mehr reagieren.

Das Team von Joël Magnin mag defensiv gut organisiert sein, die Spieler mögen läuferisch und kämpferisch geben, was in ihnen steckt. Aber sehr viel mehr hat Xamax an diesem Abend nicht zu bieten.

In der 70. Minute gelang Kemal Ademi das 2:0 für die Basler. Er, der letzte Saison noch für Xamax gespielt hatte, forderte danach einen weiteren Stürmer für den FCB: «Ich kann nicht immer spielen, die Saison ist lang.»Den Torjubel verweigerte er plakativ. Aber das konnte seine ehemaligen Kameraden auch nicht aufmuntern, die noch das 0:3 durch Valentin Stocker kassierten.

Xamax steht nach fünf Runden ohne Sieg und mit bloss drei Punkten auf dem letzten Rang der Super League. Die Saison dürfte hart werden. Aber das wussten die Männer vom Neuenburgersee schon vor dem Spiel gegen den FCB, gegen den sie seit dem 30. November 2008 in 17 Spielen nicht mehr gewonnen haben. Florian Raz

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