Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 26.08.2019

Ein Weckruf, zwei Hälften, drei Tore

Der FC Basel braucht 45 Minuten Anlaufzeit, gewinnt nach einer Steigerung aber verdient mit 3:0 gegen Xamax.

Céline Feller aus Neuchâtel

Grosse Gesten kann Marcel Koller keine zeigen. Der linke Arm ist einbandagiert, der ganze Bewegungsapparat darauf bedacht, sich nicht noch mehr weh zu tun. So unterlässt es der Trainer des FC Basel, die Hände in die Luft zu werfen – ob vor Verzweiflung oder vor Freude. Dabei hätte er in diesem Spiel in Neuchâtel zu beidem Anlass. Weil Gestikulieren aber kaum möglich ist, verleiht er seinen Emotionen mittels Worten Ausdruck.

Als es zur Pause zwischen Xamax und Basel noch 0:0 steht, sieht Koller sich dazu veranlasst, gegenüber seinen Spielern laut zu werden . «Die Ansprache des Trainers hat uns gutgetan. Er hat uns gesagt, dass wir der FC Basel sind und das umsetzen sollen, was wir trainiert haben», sagt Kemal Ademi. Es ist eine Ansprache, die Wirkung zeigt. Denn der FCB kommt wie verwandelt aus der Kabine. Plötzlich spielen die Basler schnell nach vorne, agieren mit grösserer Präzision, geben dem Ball mehr Sorge, lassen diesen zirkulieren und kombinieren sich damit dreimal sehenswert zu einem Tor. Die erste schöne Ballstafette leitet Silvan Widmer mit einer Interzeption ein, der Ball geht zu Eder Balanta, Samuele Campo und Kevin Bua, der den freistehenden Fabian Frei im Rückraum der Abwehr sieht. Dieser schliesst ab und holt sich den ersten von drei Skorerpunkten an diesem Abend. Das 2:0 erzielt Ademi an alter Wirkungsstätte, das 3:0 Valentin Stocker aus einer Drehung.

Nonchalant, müde, drucklos

Der FCB spielt aus einem Guss, mit Kreativität, Spielwitz und Freude. Stocker und Frei hätten in den Schlussminuten gar noch erhöhen können, was aber an diesem Abend in einem Spiel mit zwei komplett verschiedenen Hälften zu viel des Lohnes für diese Basler Mannschaft gewesen wäre.

Was sich nämlich im ersten Durchgang abspielt, ist die Summe des Aufeinandertreffens schwacher Basler und defensiver Neuenburger. Oder kurz: nicht der grosse Fussballgenuss. Die Schuld trägt dabei nicht der Gastgeber, der sich auf das kompakte Verteidigen fokussiert, sondern der enttäuschende Gast. «Wir haben die erste Halbzeit völlig verschlafen», sagt Koller deutlich, was er vom Spiel seiner Mannschaft gehalten hat. «Alles, was wir uns vorgenommen haben, hat gefehlt. Es war nonchalant, müde, ohne Druck hinter dem Ball», kritisiert der Trainer.

Lehren und ein Lattenkreuzknaller

Xamax macht dem FCB das Leben mit Sicherheit nicht leicht, aber «ich glaube, dass wir uns selber die meisten Schwierigkeiten gemacht haben», meinte Fabian Frei und sprach von «einfachen Fehlern, kompliziertem Spiel und dummen Entscheidungen», die das Leben der FCB-Spieler erschwerten. Geholfen, um den Tritt doch noch zu finden, haben dabei die Lehren, die man in der Pause gezogen hat. Aber nicht nur. Denn Koller, Frei und Ademi strichen unisono noch eine Aktion aus der 38. Minute heraus, die mitverantwortlich für die Wende in diesem Spiel war: der Lattenkreuzknaller von Léo Seydoux. Zentimetergenau landete sein Abschluss aus 18 Metern am rechten Kreuz. Jonas Omlin im Basler Tor wäre machtlos gewesen. Statt eines Tors war der Schuss aber aus Sicht der Basler lediglich das, was man so dringend benötigte: ein Weckruf.

Nach diesem und Kollers Ansprache fand der FCB in die Spur und ins Spiel, zu konsequenten Aktionen und auch den Weg zum Tor. Das 3:0 ist am Ende in seiner Deutlichkeit angemessen und verdient, Xamax hatte kaum noch gefährliche Abschlüsse. Neben drei Toren und drei Punkten gibt auch die Null, die beim FCB erstmals seit dem 4. Mai wieder steht, Grund zu Freude.

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