Presseschau

Basler Zeitung vom 24.09.2019

Eine Chance mit Konfliktpotenzial

von Oliver Gut

David Degen wird Miteigentümer des FC Basel. Auch wenn es sich dabei nur um eine Minderheitsbeteiligung handelt, ist dies ein Schritt, der einige kritische Fragen aufwirft: Was verspricht sich Degen von einer Zehn-Prozent-Beteiligung? Ist er wirklich in der Lage, sein Amt und seinen Einfluss so auszuüben, dass die Sportmanagement-Firma, die er mitbegründet hat und der sein Zwillingsbruder Philipp weiter angehört, nicht bevorteilt wird? Und davon unabhängig: Wie kann er sich so auf strategischer Ebene einbringen, dass der FCB davon profitiert?

Es ist an David Degen, diese Fragen zu beantworten. Zuerst, wenn er am Dienstagnachmittag vor die Medien tritt. Noch mehr aber danach, mit der Arbeit, die er in den folgenden Monaten für den FC Basel als Holding-Verwaltungsrat verrichten wird. Das Gedeihen des Clubs wird nun auch mit seiner Person in Verbindung stehen. Und bei künftigen Spielertransfers wird die Öffentlichkeit genau hinschauen, von wem der Profi beraten worden ist.

Jung und dynamisch

Nur: Wer glaubt, dass David Degen das nicht weiss, unterschätzt ihn. Ein Indiz dafür ist die Website von SBE Management, wo sein Profil bereits nicht mehr auftaucht. Der 36-jährige Lampenberger mag wie sein jüngerer Zwillingsbruder Philipp den Eindruck eines rastlosen Springinsfeld vermitteln, der schneller redet, als er denkt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn David Degens Horizont endet nicht an der Eckfahne: Er hat in der Geschäftswelt nicht nur praktische Erfahrungen gesammelt, sondern auch die Schulbank gedrückt und Theorie gebüffelt.

Dass er eine Aufgabe wie jene beim FC Basel mit der nötigen Ernsthaftigkeit angeht, muss man voraussetzen. Und entsprechend auch, dass er sich schadlos hält, wenn es um Geschäftsfelder geht, in denen er tätig war oder bleibt.

An Ideen wird es ihm nicht fehlen. Und sie werden mit Feuereifer vorgetragen.

Interessanter ist folglich, was er bewegen kann: Bernhard Burgener hat dem Club bereits auf tieferer Ebene frisches Blut zugeführt, indem etwa Alexander Staehelin für die Entwicklung und Strategie von Manchester City zurück nach Basel gelotst wurde. Mit dem jungen, dynamischen Degen setzt er dies nun auch auf höchster Führungsebene um.

Es ist dies gleichsam Chance wie Risiko: Burgener holt sich damit erstmals einen Mann auf die rotblaue Kommandobrücke, der nicht von ihm abhängig ist. Das befruchtet, wenn man am selben Strick zieht und einen gemeinsamen Nenner findet. Es birgt aber auch Konfliktpotenzial, das aufbricht, wenn das nicht der Fall ist. Denn wer David Degen kennt, der weiss: An Ideen wird es ihm nicht fehlen – und sie werden mit Feuereifer vorgetragen.

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