Presseschau

NZZ vom 24.09.2019

David Degen kauft 10 Prozent des FC Basel – kann das gut gehen?

Der ehemalige Spieler David Degen soll Verwaltungsrat der FC Basel Holding AG werden. Er sei ein «grossartiger Unternehmer», sagt der FCB-Präsident Bernhard Burgener.

Flurin Clalüna

Als Bernhard Burgener am Montagabend ins Fernsehstudio von Tele Basel kam, da wusste er, dass wieder einmal die ganze Stadt den lieben langen Tag über ihn und eine seiner Lieblingsbeschäftigungen gesprochen hatte: überraschende Communiqués zu verschicken, die es in sich haben. Seit Burgener vor gut zwei Jahren Präsident des FC Basel geworden ist, sind einige seiner Entscheidungen mit Stirnrunzeln, einem Schmunzeln oder mit Verwunderung aufgenommen worden. Gleichgültig liessen sie die Basler nur selten, egal, ob er nun den früheren Fifa-Mann Jean-Paul Brigger zum starken Mann des Vereins machte oder ob er eine Zusammenarbeit mit einem indischen Fussballklub ankündigte. Burgener stand dann jeweils da und tat so, als würde er die ganze Aufregung überhaupt nicht verstehen.

Und am Montag brach also wieder so eine Schlagzeile über die Stadt herein, von der die Basler nicht recht wussten, was sie von ihr halten sollten.
Zehn Prozent der Aktien

Der frühere Basler Spieler David Degen wird Verwaltungsrat der FCB-Holding, und damit nicht genug: Er wird gleich auch noch Miteigentümer und kauft sich mit zehn Prozent in den Klub ein. Dabei wusste man bisher gar nicht, dass Burgener überhaupt die Absicht gehabt hatte, die Macht und seine Aktien zu teilen. Es wird geschätzt, dass Degen sein Engagement für den FC Basel zwischen ein und zwei Millionen Franken kostet. «Ich freue mich sehr, dass ich mich nun auf strategischer Ebene für meinen Heimat-Klub engagieren darf», schreibt David Degen im Communiqué. Und Burgener sagte im Fernsehstudio von Tele Basel: «Er passt zu uns. David Degen ist ein grossartiger Unternehmer und ein grossartiger Fussballexperte.» Seit Ende Mai sei man im Gespräch gewesen.

Das gab es in der Schweiz noch nie: dass ein früherer Fussballspieler nur fünf Jahre nach seinem Rücktritt bereits Mitbesitzer eines Klubs wird. Aber David Degen hat schon früh gern mit Anzug und Krawatte den Businessman gegeben, er sass in mehreren Verwaltungsräten, und zusammen mit seinem Zwillingsbruder Philipp suchte er früh die Nähe zum Jet-Set. Nach seiner Karriere begann er ein Studium in Betriebswirtschaft und lernte Helikopter-Fliegen. Und eigentlich passt er als Basler und mit seinen 35 Jahren perfekt ins rotblaue Strategiekonzept, das Burgener bei seinem Amtsantritt ausgerufen hatte. Besonders nach den Rücktritten von Marco Streller und Alex Frei aus dem Verwaltungsrat bekommt der Klub nun wieder ein Gesicht. Es ist eines, an das man sich zuerst gewöhnen muss.

Denn David Degen ist eben nicht nur Basler und jung. Und er bringt nicht nur «ein ausgewiesenes Know-how im Bereich des professionellen nationalen und internationalen Fussballs mit und verfügt über ein wertvolles Netzwerk», wie Burgener im Communiqué schreibt. David Degen ist eben auch David Degen, extrem draufgängerisch und risikofreudig, einer, der sich früher oft mit seinen Trainern anlegte, «ich gehe auf alles los», sagte er in einem Interview nach dem Karrierenende. Entsprechend polarisiert er, ausserhalb Basels sowieso, aber auch in der Stadt selber. Das ist für einen Klub, der gerade erst zur Ruhe kam, nicht einfach.

Interessenkonflikte?

Und der heikelste Punkt an Degens Engagement ist seine Vergangenheit als Spielervermittler, von der man nicht recht weiss, ob sie wirklich vergangen ist. 2016 gründete er mit seinem Bruder Philipp die Beratungsagentur SBE. Nun tritt er von sämtlichen Funktionen bei der SBE zurück. Aber die enge Beziehung zu seinem Zwillingsbruder Philipp bleibt. Er wird weiter in der Firma tätig sein. Interessenabwägungen sind programmiert, auch wenn Burgener sagt, David Degen werde in den Ausstand treten, wenn es Diskussionen um Spieler gebe, die von der SBE vertreten würden. Zudem schreibt der «Blick», David Degen gelte als Kritiker des Trainers Marcel Koller.

Einige Fragen bleiben offen: Wovon lebt David Degen, wenn er seinen Beruf als Spielervermittler nun aufgibt? Was für eine Politik verfolgt er als Mitbesitzer des Klubs? Und wie stellt er sich zur Frage nach allfälligen Interessenkonflikten? Am Dienstag wird er sie an einer Pressekonferenz beantworten.

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