Presseschau

NZZ vom 07.10.2019

Der Spitzenkampf Basel gegen St. Gallen endet ohne Tore

Die Partie St. Gallen gegen Basel zeigt viel Kampf, aber keine Tore. Beide Mannschaften können mit der Punkteteilung zufrieden sein.

Hansjörg Schifferli, St. Gallen

Die St. Galler hätten sich nach der Partie gegen den FC Basel beklagen können, ihr immenser Aufwand sei mit diesem 0:0 zu wenig belohnt worden. Sie hätten enttäuscht sein können, dass sie nach vier Siegen seit der Cup-Niederlage in Winterthur erstmals wieder Punkte abgaben.

Der als Leader angereiste FC Basel hätte das Ergebnis ebenfalls als – zumindest statistischen – Misserfolg werten können. Denn das torlose Unentschieden gegen die St. Galler war nach sechs Siegen und dem Auswärtsremis gegen den Meister aus Bern erst der dritte Punktverlust der Basler in dieser Saison. Vor dem Remis gegen YB hatte der FCB letztmals bei der bisher einzigen Saisonniederlage Ende Juli Punkte abgegeben – gegen St. Gallen, als diese im St.-Jakob-Park 2:1 gewannen.

Am Sonntag hatten die Basler die zwei klarsten Torchancen des Spiels besessen: Der Mittelfeldspieler Luca Zuffi platzierte in der 68. Minute einen Flankenball Samuele Campos aus bester Position neben das Tor. In der 88. Minute lief Kemal Ademi nach sehenswerter Vorarbeit Valentin Stockers alleine auf den St. Galler Goalie zu – und schoss ziemlich weit drüber. Nach dem Spiel wiesen die Basler denn auch darauf hin, dass resultatemässig mehr möglich gewesen wäre. Doch eigentlich war allen Beteiligten klar: Das torlose Unentschieden war das gerechte Resultat eines Kampfspiels, das den rund 17 000 Zuschauern beste Unterhaltung geboten hatte.

Die St. Galler waren mit denselben elf Akteuren in die Partie gestartet wie letztmals beim 4:0-Sieg gegen den FC Thun, ihr Mittelfeld war im Rhombus angeordnet. «Wir nahmen das Spiel gegen Thun auch gleich wieder auf», sagte der St. Galler Trainer Peter Zeidler hinterher. Und: «Wir brachten unser Spiel immer wieder durch – und das nicht gegen Thun oder Servette, sondern gegen die beste Mannschaft der Schweiz.» Diese Feststellung schien Zeidler besonders wichtig zu sein. Die Art und Weise, wie sie gespielt hätten, habe auch die Zuschauer gefreut, und dies wiederum freue ihn, Zeidler, zumal «die 17 Punkte, die wir jetzt haben, gut sind». Gut ist für den Ostschweizer Klub vor allem auch der 3. Rang, zu dem 17 Punkte in der Super League derzeit reichen.

Basels Coach Marcel Koller wiederum wies auf die Anstrengungen aus dem Europacup hin und erwähnte, «dass wir am Schluss sogar noch das entscheidende Tor hätten schiessen können. Das wäre nicht unbedingt verdient gewesen, aber wir hätten es genommen.» Koller sagte, dass seine Mannschaft auch ohne den Sieg «in einem sehr intensiven Match gegen einen starken FC St. Gallen sehr gut» gespielt habe. Sein Team, das ohne den kurzfristig ausgefallenen Fabian Frei im zentralen Mittelfeld angetreten war, habe eine Charakterprobe bestanden, wenngleich es ihnen nicht gelungen sei, die spielerischen Vorteile in Tore umzusetzen.

Wenn wie gegen St. Gallen Spieler wie der Innenverteidiger Omar Alderete und der defensive Mittelfeldspieler Taulant Xhaka die herausragenden Spieler des Basler Kollektivs sind, so illustriert dies auch, weshalb der FCB die Partie nicht gewonnen, aber eben auch nicht verloren hat: Der 22-jährige Paraguayer Alderete war der beste Defensivspieler auf dem Platz, Xhaka der beste Kämpfer. Doch allein mit defensiver Solidität und gutem Zweikampfverhalten sind Spiele nicht zu gewinnen. Einem Platzverweis Xhakas beugte Koller vor, indem er diesen vorzeitig auswechselte.

Zuffi sagte, nach diesem ausgeglichenen Spiel könnten sie auch mit einem Punkt gut leben. Dasselbe gilt für die St. Galler. Und so dürfen beide Teams mit dem Gefühl, auf gutem Weg zu sein, in die Länderspielpause gehen.

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