Presseschau

NZZ vom 08.11.2019

Basler dank Rushes und Spielglück in den Sechzehntelfinals

Der FC Basel steht nach der 4. Runde der Europa League bereits als Sechzehntelfinalist fest. Die Mannschaft bezwingt Getafe ein zweites Mal innert zwei Wochen.

Bernhard Brunner, Basel

Am Ende war Feiern. Viele der fast 27 000 Zuschauer schwenkten ihre roten oder blauen Plastiküberzüge, die vor dem Spiel verteilt worden waren. Spanische Atmosphäre, nachdem der FC Basel als Heimteam den 2:1-Vorsprung über die Zeit gerettet hatte. Die Basler zeigten in der Schlussphase viel Kampfgeist gegen anrennende Spanier.

Angel schoss Minuten vor Schluss den vermeintlichen 2:2-Ausgleich, aber der Linienrichter entschied fälschlicherweise auf Offside. Der Schütze erfüllte diesen Tatbestand nicht, und die zwei anderen im Offside stehenden Spanier als für den Goalie Jonas Omlin behindernd zu werten, wäre phantasiereich. Also auch Spielglück des FCB, der sich aber in entscheidenden Zweikämpfen vehement zu wehren wusste.

Basel ist erwacht und sendet auch ein Zeichen an die Young Boys. Wer Getafe zweimal schlägt, der hat Qualität. Zumal das der FC Basel ersatzgeschwächt schaffte. Es ist immer noch eine Art neue Realität, an die sich die Basler Zuschauer zu gewöhnen haben. Spielt der FC Basel im internationalen Wettbewerb, tauchen unweigerlich Erinnerungen an die schönen Champions-League-Zeiten auf: Stolz, volles Stadion, unvergessliche Nächte und das oft erfolgreiche Ärgern namhafter Mannschaften.

Gestutzte Flügel beim FC Basel

Jetzt, nach den YB-Meisterjahren und dem Bruch der nationalen Basler Herrschaft, muss man den St.-Jakob-Park etwas herrichten und ein wenig die Werbetrommel rühren, dass Glanz erhalten bleibt. Das gelingt aber gut. Eine schöne Choreografie, Buchstaben auf drei Seiten der Zuschauerränge, blau-rote Plastikwesten für das Publikum, das Stadion in Rot-Blau gehüllt – es war ein hoffnungsfroher Anblick. Jetzt nur noch mit den Erwartungen mithalten. Mit einer Basler Mannschaft, der die Flügel gestutzt worden sind.

Kevin Bua und Valentin Stocker mussten gesperrt passen, Noah Okafor ist verletzt. Der Trainer Marcel Koller stand vor der Aufgabe, sein Personal geschickt zu wählen. Der junge, technisch begabte Edon Zhegrova spielte auf dem einen Flügel, Raoul Petretta und phasenweise der nach vorne stürmende Aussenverteidiger Blas Riveros hatten auf dem anderen Flügel die Aufgabe, Druck zu entfachen. Um den FCB abheben, fliegen zu lassen. Und er flog, mindestens phasenweise. Das Publikum erfreute sich daran und unterstützte das Team nach Kräften.

Getafe aus dem Süden von Madrid war ein starker Gegner. Wer in der spanischen Liga beinahe die Champions-League-Plätze erreicht hat, der erschrickt in Basel nicht. Die Spanier wirkten homogen, zu jeder Zeit gefährlich, ihre Art zu spielen hatte etwas Fliessendes. Ein Penalty von Jaime Mata zum 1:1-Ausglich war aber ihr einziger Lohn aus mindestens fünf guten Abschlussmöglichkeiten. Schliesslich siegte Basel dank den Rushes von Arthur Cabral, der die Basler früh in Führung schoss, und Silvan Widmer, der nach einer Stunde mit einem Energieanfall Fabian Frei den Ball mustergültig zum Siegtor hinlegte.

Danach begann das erfolgreiche Wehren der Basler. Der Trainer Koller hatte «im stillen Kämmerlein gehofft», dass die Qualifikation für die K.-o.-Phase gegen Getafe gelingen könnte, das sei gut, weil man jetzt rotieren und Spieler allenfalls schonen könne. Die Qualifikation ist bereits gelungen, dank der besseren Bilanz in den Direktbegegnungen mit Getafe und Krasnodar.

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