Presseschau

Basler Zeitung vom 24.09.2019

Burgener greift zu Degen

Der frühere Fussball-Profi David Degen nimmt im Verwaltungsrat der FC Basel Holding AG Einsitz und erwirbt dabei von Besitzer Bernhard Burgener zehn Prozent des Aktienkapitals.

Oliver Gut

«Nichts wird so bleiben, wie es ist.» Der Satz von Bernhard Burgener ist inzwischen oft zitiert worden, seit der Unternehmer den FC Basel übernommen hat und ihm gleichzeitig als Präsident auch formal vorsteht. Oft zitiert, weil der FCB in dieser Zeit seine sportliche Vormachtstellung eingebüsst hat und nicht mehr als wunderbare Geldvermehrungsmaschine funktioniert. Oft zitiert aber auch, weil im Kern- und in Nebengeschäften - Stichworte sind E-Sports, Stadionpläne, oder Indien - einige Veränderungen eingetreten sind.

Nun, da der FC Basel nach dem 1:1 beim BSC Young Boys die Tabellenführung behauptet hat und sportlich so gut dasteht wie schon lange nicht mehr, erhält dieser Satz auf oberster Ebene neue Nahrung: David Degen wird im Verwaltungsrat der FC Basel Holding AG Einsitz nehmen und dabei zehn Prozent von Burgeners Aktienmehrheit erwerben.

An den Machtverhältnissen im Club ändert sich nichts: Bernhard Burgener wird auch danach mit knapp 82 Prozent die klare Aktienmehrheit an der Holding halten und somit über die Geschicke des Clubs bestimmen.

Die Reizfigur

Bemerkenswert ist der Schritt dennoch. Denn Burgener verkauft auf privater Basis erstmals einen Anteil am FCB und holt sich mit David Degen erstmals einen Mann in die strategische Führungsebene, der zuvor nicht schon mit dem Präsidenten befreundet oder von diesem angestellt war. Hinzu kommt: David Degen ist ein Name, den man kennt. Und er ist für viele das, was man «Reizfigur» nennt.

Das hat viel mit der Fussballer-Karriere zu tun, die gemeinsam mit Zwillingsbruder Philipp beim FC Basel begann und endete. Und die ihn zwischenzeitlich nicht nur in die Nationalmannschaft, sondern auch zu Mönchengladbach und den Young Boys führte. Aber auch mit dem Naturell: Zwillinge fallen auf, im Fussball noch etwas mehr. Bei den Degen-Twins kommt hinzu, dass sie keine Pflänzchen sind, die im Verborgenen blühen.

Beide sind sie emotionale Schnell- und Vielredner, was ihnen so oft als positiver Charakterzug ausgelegt wurde, wie man sie dafür kritisierte. Dass sie nach (oder schon während) ihrer Karriere in verschiedensten Geschäften mitmischten und dabei nicht nur erfolgreich waren, vermochte Vorurteile kaum abzubauen.

Skepsis dürfte zudem wecken, dass die Degen-Zwillinge als Gründer der Sportmanagement-Agentur SBE Management auch Fussballer beraten und dabei halfen, Aldo Kalulu und Julian Vonmoos zum FC Basel zu vermitteln. Zwar ist David Degen im Hinblick auf sein FCB-Engagement von allen Funktionen bei der SBE Management zurückgetreten und wird gemäss Burgener auch in den Ausstand treten, sollte der Holding-Verwaltungsrat mit der Beraterfirma in Kontakt stehen. Doch zumindest David Degens tiefe Verbindung zu Zwillingsbruder Philipp lässt sich dadurch nicht kappen.

Die Begründung

«Kritiker gibt es immer», sagt Bernhard Burgener dazu und erklärt gegenüber dieser Zeitung, warum er nun mit David Degen zusammenarbeitet. «Er verfügt über grosses fussballerisches Fachwissen und ein grosses Netzwerk, das er bei uns einbringen kann. Ich bin immer offen für Menschen aus der Region, die einen positiven Beitrag zum Gedeihen des FCB leisten können.»

Kein Grund sei hingegen das Geld gewesen, das Burgener für die zehn Prozent der Aktienanteile erhält, wobei es sich wohl um einen tiefen siebenstelligen Betrag handeln dürfte: «Es war Davids Wunsch, gleichzeitig Miteigentümer des Clubs zu werden. Also einigten wir uns auf zehn Prozent.»

Fragt sich, was David Degens Motivation hinter seinem Engagement ist. Ausführlich wird sich der 36-jährige Lampenberger dazu am Dienstag in einer Medienrunde äussern. Im offiziellen Communiqué wird er dazu nicht konkret, sondern spricht primär von der Freude, sich strategisch für seinen Heimclub zu engagieren.

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