Basellandschaftliche Zeitung vom 02.12.2019
Céline Feller
Der FC Basel schlägt mit einer Leistung voller Leidenschaft und Wille YB mit 3:0 und rückt auf einen Zähler heran.
Es gibt sie, diese Momente, in denen man spürt, in welche Richtung etwas kippen kann. Als der FC Basel und die Berner Young Boys kurz vor 16 Uhr am Sonntagnachmittag den Rasen des St.Jakob-Parks betreten, ist so ein Moment.
Die beiden Teams werden in Abwesenheit ihrer etatmässigen Captains Valentin Stocker und Fabian Lustenberger von Taulant Xhaka und Guillaume Hoarau angeführt. Letztere werden beim Einmarsch gefilmt, ihre Blicke auf der Videoleinwandgezeigt. Auf der einen Seite Hoarau, Blick nach vorne, fokussiert aber vielleicht etwas zu entspannt. Auf der anderen Seite Xhaka, Blick in Richtung Hoarau, bissig, willig, gierig, bereit. Zu allem.
Die Captains sind ein Spiegelbild dessen, wie sich die beiden Teams danach präsentieren. In einem Spiel, welches das Prädikat Spitzenspiel ob seiner Intensität, seines Tempos und der Stimmung absolut verdient. Die Basler sind von der ersten Sekunde an hellwach, in jedem Zweikampf einen Schritt schneller, gewinnen auch die zweiten Bälle und lassen den Gegner zuweilen alt aussehen. So zum Beispiel in der sechsten Minute, in welcher Arthur Cabral nach hervorragender Vorarbeit von Edon Zhegrova am zweiten Pfosten einschiebt. Wie agil und spielwitzig sich die Basler da durch die Berner Defensive durchspielen, ist bemerkenswert. YB derweil scheint noch nicht angekommen. Zesiger lässt sich allzu einfach ausspielen, und auch in der Tor-Entstehung ist YB erschreckend teilnahmslos und in den Zweikämpfen zu passiv.
Mit den weichen Faktoren hart bestraft
Nur sieben Minuten später erhöht der FCB nach einem Eckball und einem Kopfball von Omar Alderete auf 2:0. Verdient. YB schaut erneut nur zu, ist zu wenig kompakt, zu überrascht von Basels Effizienz, Gier und Wille. Und scheint die Abwesenheit des Captains viel schlechter zu verkraften als der Gegner. Wie sehr auf den Punkt hingegen der FCB bereit ist, zeigt sich nach der Pause erneut. Kaum rollt der Ball, erzielt der überragende Zhegrova per Traumtor das 3:0. Das Joggeli ist entzückt, der Leader ist gebrochen. YB findet danach nie ein Mittel, obwohl der Meister mit der Doppelspitze aus Hoarau und Liga-Topskorer Jean-Pierre Nsamé antritt. Zwar weist YB in den harten Fakten wie Ballbesitz und Eckbällen ein Plus auf, weil der FCB die weichen Faktoren wie Leidenschaft, Mentalität und Aggressivität aber in Perfektion auslebt, kriegen die Berner nie einen Zugriff auf dieses Spiel. Und gehen als verdienter Verlierer vom Platz. Trotz der Niederlage bleibt YB jedoch Leader. Die Basler aber kommen dank der Leistung auf den Punkt bis auf den einen Punkt an Bern heran. Ein wichtiges Zeichen vor der Winterpause, die in zwei Wochen beginnt und die ihr Ende mit der Reprise dieses Spitzenduells nehmen wird. Und ein wichtiger Sieg, der erste seit August 2016 gegen YB, wenn es noch zählt (beim 5:1 im Mai 2018 war YB schon meistertiteltrunken).
Nach dem Spiel spricht YB-Sportchef Christoph Spycher von «gewissen Tugenden, die wir haben vermissen lassen. Das müssen wir ansprechen.» Sein FCB-Pendant Ruedi Zbinden nennt es ein «Ausrufezeichen und eine Botschaft an die ganze Schweiz. Wir waren von der ersten Sekunde an da.» Und bis zur allerletzten. So wie Xhaka, der nach Abpfiff noch lange Auskunft gibt. Hoarau ist hingegen wie im ganzen Spiel auch danach nicht gesehen.