Presseschau

Berner Zeitung vom 02.12.2019

Ein Sonntag zum Vergessen

Den schwachen Auftritt in Basel analysieren die YB-Vertreter ohne Schönfärberei. Die Gegentorflut ist besorgniserregend.

Es ist die Bilanz eines abgeschlagenen Tabellenletzten. 14 Gegentore haben die Young Boys in den letzten fünf Ligaspielen erhalten, zuletzt viermal in Serie drei, und jedes Mal gelingt es ihnen nicht, vier Treffer zu erzielen. Und so müssen sie nach dem saftlosen, ratlosen, chancenlosen Auftritt in Basel und der 0:3-Niederlage Gründe suchen für das ungenügende Defensivverhalten.

Sie tun das schonungslos, aber in aller Ruhe und mit jener Souveränität, die sie seit drei Jahren auszeichnet. Christoph Spycher sagt, das sei eine schwache Leistung gewesen, das sei allen bei YB bewusst. «Wir kamen nicht in die Zweikämpfe und haben die elementaren Tugenden vermissen lassen», sagt der Sportchef, «und wenn man nicht aggressiv genug ist, kann man in Basel nicht bestehen.»

So sieht das auch Nationalspieler Christian Fassnacht, der ebenfalls gar nicht erst auf die Idee kommt, sich als Schönfärber zu betätigen. «Wir waren schlecht», sagt er. Und: «Ohne totale Bereitschaft geht es nicht.»

Fassnacht spricht davon, dass YB in Basel «auf die Fresse bekommen» habe, aber niemand im Verein erwarte, dass die Young Boys mit lauter Siegen durch die Saison marschieren würden. «Es gibt halt schon ein paar Gründe, warum es uns nicht ideal läuft nach dem grossen Umbruch im Sommer und mit den vielen Verletzten in dieser Saison.» Das solle überhaupt keine Ausrede sein, sagt Fassnacht. Er findet bloss, man dürfe das erwähnen.

Kein Grund zur Panik

Die YB-Vertreter hinterlassen nach der klaren Niederlage im Gipfeltreffen einen gefassten Eindruck. «Klar, dieses 0:3 schmerzt sehr. Aber wir sind immer noch Leader», sagt Fassnacht. «Und manchmal gibt es halt solche Spiele, in denen es überhaupt nicht läuft. Nun müssen wir die richtigen Lehren daraus ziehen.»

Das betont auch Sportchef Spycher, wobei die Young Boys weit davon entfernt seien, in Panik zu geraten. «Wir dürfen mit unserer Vorrunde grundsätzlich immer noch sehr zufrieden sein. Nun werden wir diese Nieder lage in Basel analysieren und es danach besser machen.»

Möglicherweise werden die Young Boys bei der Forschung nach der Ursache der Gegentorflut zum Schluss kommen, dass ihre Abwehr in der aktuellen personellen Besetzung halt nicht den allerhöchsten Ansprüchen genügen kann. Mit Sandro Lauper, Mohamed Camara und vor allem Captain Fabian Lustenberger fehlen drei Innenverteidiger verletzt, die in der Hierarchie vor den nicht besonders agilen Frederik Sörensen und Cédric Zesiger stehen, die seit Wochen das zentrale Abwehrduo bilden.

Insbesondere der junge Zesiger war in Basel fehlerhaft, wobei die Verteidigung sehr schlecht abgeschirmt wurde im offensiven 4-4-2-System - überraschend mit beiden Mittelstürmern Jean-Pierre Nsame und Guillaume Hoarau.

Der Faktor Lustenberger

Läuft dann ein flinker, dribbelstarker Fussballer wie Basels aufregender Youngster Edon Zhegrova mit hohem Tempo auf die Verteidiger zu, ist die Gefahr gross, ausgespielt zu werden. So wie vor dem 1:0 und vor dem 3:0.

Fabian Lustenberger jedenfalls fehlte in Basel als Abwehrpatron und als Mittelfeldchef und ganz allgemein als Persönlichkeit. Der bedauernswerte, weil untadelige Torhüter David von Ballmoos sagt, es sei nun wichtig, nicht über einzelne Spieler zu reden. «Denn wir haben in Basel als Kollektiv versagt.» Es sei ganz einfach ein Sonntag zum Vergessen gewesen. (fdr)

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