Presseschau

Basler Zeitung vom 09.12.2019

Ein Tag, an dem es nur in eine Richtung geht

Der FC Basel demonstriert im Heimspiel gegen den FC Sion die Kraft, die er aus dem YB-Sieg gezogen hat: Er lässt dem Gegner beim 4:0-Erfolg nur eine halbe Torgelegenheit und keine Chance. In der Offensive glänzt Arthur Cabral als Doppel-Torschütze.

Oliver Gut

Ein bisschen tut einem Christian Zermatten beinahe leid, als er nach der Partie im St.-Jakob-Park im Medienzentrum auf dem Podium sitzt und Auskunft geben muss. Doch der Interims-Trainer des FC Sion löst die Aufgabe souverän, indem er klare Worte für das findet, was sich zuvor während 90 Minuten auf dem Rasen abgespielt hat: «Der FC Basel ist im Moment gut drauf - und wir hatten keine Chance. Und zwar gar keine, nie.»

Es ist kein spektakulärer, aber ein präziser Zermatten-Vortrag, der keiner weiteren Erklärungen bedarf. Ja, man kann sich fragen, ob Sion das nicht hätte besser machen können als zuvor gezeigt. In erster Linie muss aber festgestellt werden, dass der FCB eine Leistung auf den Rasen gebracht hat, an der wenig bis nichts zu bekritteln ist.

Das Resultat spricht dabei noch die undeutlichste Sprache: Wäre Rotblau etwas effizienter gewesen, man hätte sich nicht mit einem klaren 4:0 begnügen müssen, sondern wäre zu einem regelrechten Kantersieg gekommen. Denn die Basler waren dem Gegner zu jedem Zeitpunkt und in allen Bereichen überlegen.

Statistik und Spektakel

Statistisch bedeutet dies neben den vier Treffern: 20 zu 6 Abschlüsse, 7 zu 0 Schüsse aufs und 2:0 Schüsse ans Tor sowie 8:1 Eckbälle, wovon einer in dieser Partie die frühe Entscheidung bringt: Arthur Cabral erzielt nach einer Cornerflanke Luca Zuffis in der 57. Minute per Kopf das 3:0, das die letzten Zweifel am Ausgang der Begegnung beseitigt.

Es ist der zweite Treffer des Brasilianers, nachdem er kurz vor dem Pausenpfiff einen Konter zum 2:0 abgeschlossen hat. Doch es ist nicht die letzte gute Aktion des an diesem Tag besten Basler Offensiv-Spielers: In der 68. Minute passt er mit der Hacke auf Afimico Pululu, der zum späteren Schlussresultat trifft.

Spektakulär sind nicht nur diese Szenen. Sondern ist auch ganz viel anderes im Basler Spiel. Etwa die Rushes von Edon Zhegrova am rechten Flügel, garniert mit zwei satten Distanzschüssen, die knapp ihr Ziel verfehlen. Ein Pfostenschuss Valentin Stockers, dessen Sperre durch den FCB-Rekurs aufschiebende Wirkung erfahren hat. Oder ein Lattenkopfball Cabrals, ebenfalls nach Zuffi-Cornerflanke. Allen voran jedoch ist es die Szene in der 23. Minute, als Eray Cömert Mass nimmt - und aus rund 30 Metern zum Basler 1:0 trifft.

Dass der Innenverteidiger der Türöffner in dieser Partie ist, passt zum Gesamteindruck des defensiven rotblauen Zentrums: Im Verbund mit Nebenmann Omar Alderete und Taulant Xhaka als Staubsauger davor wird die Basler Gefahrenzone für Sion zu unbekanntem Terrain. Einzig Ex-Basler Seydou Doumbia darf dort nach der Pause einmal gefährlich mit dem Ball eindringen. Alles andere wird frühzeitig unterbunden.

Haften bleibt so der Eindruck, dass dieser FC Basel ganz viel Kraft und Selbstvertrauen aus dem 3:0 im Spitzenspiel gegen den BSC Young Boys geschöpft hat. Oder wie es Trainer Marcel Koller formuliert: «Ich habe vieles gesehen, das die Mannschaft umsetzt.»

Schwung und Schluss

Der FC Basel stellt folglich - genau wie der FC St. Gallen - nicht unbedingt jene Equipe, welche die Winterpause herbeisehnt. Das dürfte viel eher für den BSC Young Boys gelten. Der Titelverteidiger mühte sich bereits am Samstag zu Hause gegen den FC Luzern zu einem dürren 1:0, das durch ein kurioses Schürpf-Eigentor zustande kam. Ein Resultat, mit dem man vorzeitig die Tabellenspitze in der Super League verteidigte, aber nicht mehr.

Mehr zu gewinnen gibt es für beide Kontrahenten bereits am Donnerstag in der Europa League. Dann, wenn YB in Glasgow um das europäische Überwintern kämpft, nachdem der FCB zu Hause Trabzonspor empfangen hat (18.55 Uhr). Für die Basler geht es darum, ob sie als Gruppensieger oder -zweiter in die Sechzehntelfinals einziehen. Vier Tage später treten sie zum Abschluss des Kalenderjahres in Luzern an, während YB in Lugano spielt und St. Gallen den FCZ empfängt. Wer aus dem Spitzentrio der Liga als Tabellenführer überwintert, wird man erst danach wissen.

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