Presseschau

Basler Zeitung vom 09.12.2019

Mit brasilianischer Leichtigkeit

Der Südamerikaner Arthur Cabral beweist gegen Sion, weshalb er im Angriff die ideale Alternative zu Kemal Ademi ist.

Dominic Willimann

Arthur Cabral misst 186 Zentimeter. Gross gewachsen ist der Mittelstürmer des FC Basel also, und deshalb hat man ab und an den Eindruck, wenn der Brasilianer über den Rasen läuft, tue er dies ein wenig hölzern. Ebenso, dass er nicht zu den Besten in der Mannschaft zählt, wenn es um einfache Dinge wie Ballannahme geht. Das ist aber nur der erste Eindruck, wenn man diesem Fussballer zuschaut. Denn inzwischen ist der 21-Jährige im Schweizer Fussball angekommen, hat sich mit Land und Liga vertraut gemacht. «Nach seinem Zuzug konnte er noch nicht 90 Minuten volle Pulle gehen», sagt Marcel Koller. Das ist nun anders.

Der Transfer erfolgte Ende August, nachdem Albian Ajeti Rotblau in Richtung London verlassen hatte, wo er bei West Ham in der Premier League sein Glück sucht. Cabral sollte die Lücke schliessen, die Ajeti hinterlassen hat. Der Schweizer Nationalstürmer startete mit Basel stark in die Saison, in drei Pflichtspielen mit dem FCB gelangen ihm zwei Tore und zwei Assists. Es war also ein schwieriges Erbe, das der von Palmeiras ausgeliehene Cabral antrat.

Der zweite Doppelpack

Spätestens seit dem 4:0 vom Sonntag über Sion besteht kein Zweifel mehr daran, dass Cabral ein würdiger Ajeti-Ersatz ist. Mehr noch. Bereits nach der Partie Mitte November in Lugano, als beide Offensivkräfte trafen, sagte Koller, dass er zweimal eine Nummer 1 im Angriff habe. Spielt Ademi von Anfang an, trifft dieser in der Regel. Darf Cabral stürmen, lässt sich der Brasilianer meistens unter die Torschützen eintragen.

Das ist auch gegen die Walliser nicht anders. Wie schon im September gegen Luzern gelingt ihm bei seinem ersten Pflichtspiel gegen den FC Sion ein Doppelpack. Besonders erwähnenswert ist das 2:0 just vor dem Pausenpfiff, wo er einen Doppelpass-Konter mit Valentin Stocker mit brasilianischer Leichtigkeit über Goalie Kevin Fickentscher lupft.

Nicht minder sehenswert ist die Szene, in der der FCB zum vierten Mal an diesem Nachmittag jubeln darf. Nachdem Cabral per Kopf auf 3:0 erhöht hat (57. Minute), bringt er Afimico Pululu mit der Hacke in eine Abschlussposition, die dem Gastgeber das 4:0 beschert. Es ist das nächste Mal in diesem letzten Basler Liga-Heimspiel des Kalenderjahres 2019, dass Cabrals brasilianische Leichtigkeit aufblitzt.

Zehn Minuten später schliesslich ist für ihn Feierabend. Ein Teil der 22 274 Besucher im St.-Jakob-Park erhebt sich von den Stühlen und applaudiert dem Mann, der sein bis dahin bestes Spiel in Rotblau abgeliefert hat.

Kollers schwierige Wahl

Damit steht Cabral bei sieben Liga-Treffern in zehn Einsätzen. Und auch im Europacup durfte sich der Neuzugang schon als Torschütze feiern lassen. Beim 2:1-Heimsieg über Getafe gelang Cabral das frühe 1:0.

Am Donnerstag schliesslich geht es für Cabral und Co. mit dem nächsten Auftritt in der Europa League weiter. Der Gegner im letzten Gruppenspiel heisst Trabzonspor. Marcel Koller wird dabei wieder den Entscheid fällen müssen, welche Basler Sturmspitze im St.-Jakob-Park beginnen soll. Bislang durfte Cabral in den internationalen Partien im Joggeli stets starten, auswärts hingegen war Ademi Kollers Nummer 1.

Der Trainer hat also die Qual der Wahl, welchen seiner gross gewachsenen Angreifer er nominiert. «Das ist Konkurrenzkampf», sagt Koller über die aktuelle Personalsituation der zwei Stürmer, die gemeinsam 15 Super-League-Tore totalisieren. Koller hofft, dass das Duo die Rückrundenvorbereitung fit bestreiten kann. «Denn sie erledigen das, was sie erledigen müssen: Sie schiessen Tore.»

Und selbst wenn einer - wie in diesem Herbst zuweilen Ademi - mal verletzungsbedingt nicht mittun kann oder nur zweite Wahl ist, dann springt der andere in die Bresche. Und belohnt sich mit sehenswerten Toren. So, wie Arthur Cabral dies gegen den FC Sion getan hat.

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