Presseschau

Blick vom 13.12.2019

«Wir können jeden Gegner schlagen»

FCB-Star Taulant Xhaka nach dem Gruppensieg in der Europa League

Warum Taulant Xhaka für immer in Basel bleiben will, was er von Koller hält und weshalb der FCB noch stärker werden wird.

STEFAN KREIS

Taulant Xhaka, der FCB ist nach dem Sieg gegen Trabzonspor Gruppenerster. Am Montag ist die Auslosung. Welchen Klub wünschen Sie sich für den Sechzehntelfinal?

Taulant Xhaka: Wenn wir so spielen wie in dieser Kampagne, dann können wir jeden Gegner schlagen.

Zum Duell gegen Ihren Bruder Granit kommts nicht, weil auch Arsenal Gruppenerster geworden ist.

Das wäre natürlich schon sehr speziell gewesen, aber vielleicht treffen wir ja dann im Achtelfinal aufeinander (lacht).

Es hiess, Granit werde Arsenal im Winter verlassen, weil er sich mit den Fans angelegt hat. Wie haben Sie das Ganze erlebt?

Ich habe es gar nicht mitbekommen. Jemand hat mir das Video geschickt, und ich dachte erst, Granit sei verletzt. Ich finde es schade, denn die eigenen Spieler pfeift man nicht aus, auch wenn sie mal einen schlechten Tag erwischt haben.

Granit hat das Publikum aber auch provoziert.

Er weiss, dass das nicht korrekt war. Aber in diesem Moment kommen Emotionen hoch, und da überlegst du nicht. Er hat sich danach entschuldigt. Ich habe oft mit ihm gesprochen in dieser Zeit. Es war nicht einfach für ihn und hat ihn ziemlich belastet.

Was haben Sie ihm geraten?

Ich habe ihm gesagt, dass er das ausblenden müsse. Dass es immer Leute geben werde, die pfeifen. Das ist Fussball.

Sind die Erwartungen an Granit zu hoch?

Es hat sicher auch damit zu tun, dass er Captain war. Und dass er ein Typ ist, der direkt sagt, was er denkt. Ich habe ihm gesagt, dass er die Fans verstehen müsse, schliesslich sind die Resultate nicht gut. Bei Arsenal war nicht das nötige Feuer zu spüren.

Hat Unai Emery, der bei Arsenal mittlerweile entlassen wurde, Granit zu wenig geschützt?

Man kann nicht immer dem Trainer die Schuld geben. Schlussendlich musst du deine Leistung bringen. Granit ist ein Spieler, der immer alles gibt, egal wo er spielt. Er wird gestärkt aus der ganzen Sache herausgehen. Auch bei Gladbach hatte er es zu Beginn nicht einfach, dann wurde er einer der besten Mittelfeldspieler der Bundesliga.

Sie selbst haben nie im Ausland gespielt. Keine Angst, etwas zu verpassen?

Ich werde in drei Monaten Vater und daher steht für mich fest, dass ich keinen Wechsel mehr machen will. Ich habe beim FCB noch zwei Jahre Vertrag, aber wenn der Klub mit mir noch einmal verlängern will, dann unterschreibe ich sofort.

Wie wichtig wäre es, als Wintermeister in die Pause zu gehen?

Unwichtig. Wichtig war, dass wir den Rückstand auf YB im Direktduell verkürzen konnten. Das war gut für den ganzen Schweizer Fussball.

Vor einem Jahr lag der FCB 19 Punkte hinter YB, nun ist das Meisterrennen offen wie nie. Woran liegts?

Es ist Ruhe eingekehrt. Wir wollten die ganzen Nebenschauplätze des letzten Jahres zwar ausblenden, aber natürlich haben wir auch das eine oder andere mitbekommen und gelesen, was in den Medien über den Klub geschrieben wurde. Jetzt sind wir voll konzentriert und geben Vollgas.

Marcel Koller scheint das richtige Rezept gefunden zu haben.

Der Trainer hat uns beim 3:0 gegen YB sehr gut eingestellt. Das war taktisch hervorragend. YB hatte vielleicht vier Chancen, aber sonst haben sie fast nichts gemacht.

Vor einem Jahr hatten Sie gegen YB keinen Stich, sind nach der 1:3-Pleite zum Präsidenten gerannt und haben sich über die taktische Ausrichtung des Trainers beschwert.

Wir waren in einer Negativspirale damals, es war eine schwierige Situation. Und bei YB hat alles geklappt. Jetzt haben wir uns aber gefangen. Und der Trainer hat uns Spieler und auch wir ihn besser kennengelernt.

Mit Suchy, Ajeti, Balanta haben Sie im Sommer eine Achse verloren.

Das waren ganz wichtige Spieler, klar. Aber wir haben uns auch sehr gut verstärkt. Omar Alderete ist einer, der Marek quasi 1:1 ersetzt. Aggressiv, zweikampfstark.

Und Arthur Cabral?

Der hat keine Vorbereitung gemacht und schlägt trotzdem zu. Ich will nicht wissen, wie bereit der ist, wenn er die Vorbereitung mitmacht. Auch Ademi hat eingeschlagen – es ist schön, zu sehen, dass die Spieler sich schnell und gut integrieren.

Mit Ramires fehlt ein weiterer Neuzugang bislang verletzt.

Da kommt noch mehr in der Rückrunde. Wenn alle fit bleiben, dann werden wir noch stärker sein.

Mit Edon Zhegrova trumpft ein Spieler auf, der bislang kaum gespielt hat. Warum startet er plötzlich durch?

Edon hatte am Anfang Schwierigkeiten. Er hatte Mühe damit, Spass und Ernst zu trennen. Auch auf dem Platz. Aber er hilft uns sehr mit seinen Dribblings, mit seinen Qualitäten. Er weiss, dass er sich noch verbessern kann, vor allem im Defensivbereich. Richtig zu stehen, nach hinten zu arbeiten. Offensiv müssen wir nicht über seine Klasse sprechen. Er ist ein Strassenkicker. Wenn er den Ball hat, dann passiert was. Dann lässt er auch mal gleich zwei miteinander stehen.

Noch ein Spiel gegen Luzern, dann ist Pause. Wie verbringen Sie die Weihnachtszeit?

Wir fliegen nach Dubai an die Wärme. Und dann für vier Tage nach London zu Granit.

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