Basler Zeitung vom 13.01.2020
Die chronischen Mandelprobleme bei Julian von Moos sind behoben. Zehn Kilo hat der 18-jährige Stürmer deswegen verloren. Jetzt ist er auf dem Weg zurück.
Samuel Waldis, Marbella
Das Atmen fällt schwer in diesem Moment. Derart viele Menschen haben sich auf den Weg zum Trainingsgelände in Marbella gemacht, dass die Autos auf der Suche nach einem Parkplatz den Staub der trockenen Schotterstrassen aufwirbeln. Sie sind gekommen, um zu sehen, wie die TSG Hoffenheim gegen Feyenoord Rotterdam testet. Boris Smiljanic ist da, der ehemalige Basler Verteidiger, oder Philipp Degen, Zwillingsbruder von David, dem Teilbesitzer des FC Basel.
Der einstige Aussenverteidiger des FC Basel beobachtet zwei Spieler von Hoffenheim, die bei seiner Berateragentur unter Vertrag sind. Sein Zwillingsbruder ist auf den Organigrammen dieser Agentur verschwunden, weil er als Teilbesitzer des FC Basel zumindest gegen aussen die Interessenkonflikte vermeiden will. Solche gäbe es zum Beispiel bei Julian von Moos, Stürmer des FC Basel, der einen Vertrag mit Philipp Degens Agentur hat.
Viel Geld für U-18-Spieler
Seit einer Woche ist der 18-Jährige im Trainingslager in Marbella. Und das ist ein Glück für ihn. Denn vor etwas mehr als zwei Monaten hat der Linksfuss zehn Kilogramm Körpergewicht verloren. Als der Thurgauer 17 war, litt er am Pfeifferschen Drüsenfieber, später hatte er Angina und irgendwann chronische Probleme mit den Mandeln. Die Ärzte rieten, sie zu entfernen. Nach der Operation konnte von Moos kaum noch essen und trinken. Und bewegen durfte er sich auch nicht.
Jetzt, zwei Wochen vor Saisonstart, fehlt ihm noch ein Kilo zum Normalgewicht. Von Moos wird in der Rückrunde jedoch kaum eine Rolle spielen. Trainer Marcel Koller hat ihn bisher einmal spielen lassen. Dabei wurde er im Sommer 2018 für rund 1,5 Millionen Franken verpflichtet. Das ist viel Geld für einen, der bis dahin in der U-18 der Grasshoppers gespielt hatte.
Doch der FCB hatte das Geld, weil er Michael Lang, Tomas Vaclik und Mohamed Elyounoussi für insgesamt rund 30 Millionen Franken verkauft hatte. Da kann man sich einen Junior schon mal viel Geld kosten lassen, zumal der FCB ihn bereits wollte, als er noch im Nachwuchs des FC St. Gallen spielte.
Von Moos sagt: «Ich habe mich damals für GC entschieden, weil die Juniorenausbildung in Zürich gut ist und ich so näher bei meiner Familie war.» Inzwischen wohnt er in Basel, in einem Neubau des Erlenmattquartiers, gleich beim Badischen Bahnhof. Von dort gelangt er bequem zum St.-Jakob-Park und zum Novartis-Campus, wo er im Sommer die kaufmännische Lehre abschliesst. Er wolle ein zweites Standbein haben, sagt er.
Eher auf dem Flügel
Der Satz klingt sehr erwachsen. Und überhaupt sagen alle beim FCB das Gleiche über ihn: Von Moos ist für seine 18 Jahre ruhig, überlegt und geduldig. Obwohl er auch im Cup gegen einen Zweitligisten und ein Team aus der 1. Liga zuschauen musste. Von Moos sagt, er spüre keinen Druck: «Dafür sorgen auch meine Eltern, und der FCB gibt mir Zeit.»
Dank der Mandeloperation fällt einer der Gründe weg, warum von Moos bisher erst 16 Minuten bei den Profis gespielt hat. Allerdings glaubt man beim FCB, dass von Moos sich erst noch weiterentwickeln muss, bis er eine Option für Kollers Team ist. Sportchef Ruedi Zbinden schliesst ein Leihgeschäft vorerst aus. Er will vermeiden, dass ein Spieler in die Challenge League geht und möglicherweise auch dort auf der Bank sitzt. Von Moos soll in Basels U-21 spielen und mit der ersten Mannschaft trainieren. Im Sommer schätzen sie die Situation neu ein.
Von Moos’ Problem ist, dass der FCB genügend Stürmer hat. Kemal Ademi besitzt einen Vertrag bis 2023, für den ausgeliehenen Arthur Cabral haben die Basler eine Kaufoption, und wenn sie mit Ricky van Wolfswinkel doch noch verlängern, behalten sie viel Erfahrung im Team.
Wo ist da der Platz für Mittelstürmer Julian von Moos? Vielleicht auf einer anderen Position. Im Test gegen Fortuna Düsseldorf spielte er zuletzt auf dem linken Flügel. Marcel Koller sieht ihn aktuell eher dort als im Zentrum. Von der Seite solle er seine Schnelligkeit ausspielen, sagt der Trainer.
Wie im vergangenen Mai, als er beim Saisonabschluss gegen Xamax eine Viertelstunde vor Schluss erstmals in einem Profispiel auf den Rasen kam. In der 90. Minute spielte van Wolfswinkel einen Ball in die Tiefe, von Moos erlief ihn, traf zum 4:1. Und dann strahlte er vor der Muttenzerkurve.