Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 14.01.2020

Der Rookie unter den Routiniers

Céline Feller aus Marbella

Seit Sommer 2019 ist Philipp Kaufmann Teil der sportlichen Leitung des FCB. Wer ist der erst 25-jährige Sportkoordinator?

Philipp Kaufmann muss selber lachen. Privat, da sei er gar nicht so super organisiert. In der Wohnung liege ab und an mal etwas rum. Stören tue dies die Freundin mehr als ihn. «Das ist schon lustig. Weil ich das Organisatorische sonst als eine meiner Stärken bezeichnen würde», sagt er und fügt erneut lachend an: «Geschäftlich zumindest.» Tatsächlich: Redet man beim FC Basel mit jemandem über Philipp Kaufmann, dann ist es genau diese Stärke, die schnell genannt wird. Es ist eine Gabe, die der Verein schnell erkannte. Und die Kaufmann dabei half, das zu werden, was er heute ist: Sportkoordinator beim grössten Schweizer Fussballclub.

Sportkoordinator. Es ist ein etwas sperriger Begriff. «Er passt aber ganz gut zu dem, was ich effektiv in meinem Alltag mache», sagt Kaufmann. Er koordiniert Termine, Aufgaben und Pendenzen der sportlichen Abteilung, ist für die administrativen Aufgaben sowie Anliegen zwischen der Geschäftsstelle und der ersten Mannschaft verantwortlich. Bei ihm laufen aber auch alle Anliegen, Anfragen und Angebote von Agenten für Spieler zusammen. Letztere werden von ihm in einem ersten Schritt gefiltert, ehe er bei interessanten Dossiers die nächsten Schritte einleitet. Er ist somit das, was Kaufmann selber als rechte Hand von FCB-Sportdirektor Ruedi Zbinden bezeichnet.

Seit einem halben Jahr hat Kaufmann diese Position inne. Zwar war er bereits unter Ex-Sportchef Marco Streller Sportkoordinator, aber weiter entfernt und mit weniger Verantwortung ausgestattet. Damals hiess das Duo Streller/Gaugler, jetzt heisst es Zbinden/Kaufmann. «Es hat sich mit diesem Wechsel im Sommer schon einiges verändert. Jetzt sind es nur noch wir zwei. Ruedi und ich stehen in ständigem Austausch», sagt Kaufmann und gibt gar zu: «Ich telefoniere mit niemandem so viel wie mit Ruedi.» Zwischen die zwei passe kein Blatt, das ist Kaufmann wichtig zu betonen. Doch bei all dieser Verantwortung, der Souveränität und Abgeklärtheit, mit der Kaufmann das erzählt und seinen Beruf dem Vernehmen nach auch ausübt, geht oft etwas vergessen: sein Alter. Philipp Kaufmann ist gerade einmal 25 Jahre alt. In drei Wochen wird er 26. Ein äusserst junges Alter für eine solche Position und für einen Verein, der mittlerweile wieder auf sehr vielen Posten auf Routine statt auf Rookies setzt. «Alter ist für mich ohnehin nur eine Zahl», sagt er. «Aber klar, manchmal vergesse ich selber, wie alt ich bin. Und wenn ich dann mal mit Freunden unterwegs bin, dann wird es mir jeweils wieder bewusst.»

Kicken gegen Omlin, Arbeiten für den Vater

Natürlich stellt sich auch die Frage, wie man mit 25 Jahren bereits da sein kann, wo Kaufmann heute ist. Und es stört den Wallbacher auch nicht, wenn man danach fragt. Er erklärt gerne seinen Weg, der ihn nach einer KV-Lehre auf der Gemeinde von Wallbach zu einer nachgeholten Matura und schliesslich einem Studium in Sportmanagement und Wirtschaft in München brachte. Nach dem Bachelor-Abschluss in Business Administration führte ihn sein Weg zum FCB. Dort hin, wo er bereits zwischen der U12 bis zur U18 zwischen den Pfosten stand und in Spielen auch auf einen gewissen Jonas Omlin traf.

Den Schritt in die U21 schaffte er nicht, der Traum vom Profifussballer war geplatzt, «aber eine Welt brach für mich nicht zusammen. Ich schätze mich genug realistisch ein und habe so damals gemerkt, dass ich kein Megatalent bin.» Stattdessen wurde Kaufmann mit 18 Trainer der ersten Mannschaft des FC Wallbach, pendelte jeweils am Donnerstag von der Uni in München zurück nach Hause, trainierte seine Kollegen, arbeitet am Freitag erst beim Vater im Malergeschäft und später in einer Uhrenfirma, coachte am Samstag die Spiele und ging am Sonntag zurück nach Bayern. «Im Bus hin und zurück habe ich eher gearbeitet als geschlafen», erklärt Kaufmann heute.

Vielleicht nimmt er auch daher seine Belastbarkeit, die ebenfalls eine seiner Stärken ist. Sie ist auch ein weiterer Punkt, der ihm zu einem schnellen Aufstieg beim FCB verhalf. Als Kaufmann während des Studiums ein Praktikum auf dem Nachwuchscampus und der Administration machte, wollte der FCB ihn gleich behalten. Neben dieser Funktion assistierte er erst in der U15, im Sommer 2018 wechselte er in die U18 und vom Nachwuchscampus als Sportkoordinator in die sportliche Leitung der 1. Mannschaft.

Kaufmann hat schon so viel erlebt wie wenig andere in diesem Alter. Und dennoch ist nicht viel bekannt über ihn. «Das ist auch gut so», sagt er und lächelt. Er mag es, im Hintergrund zu sein: «Der Fokus gehört den Spielern.» Es klingt nach einer Floskel, aber es passt zu Philipp Kaufmann. Er ist unaufgeregt und überlegt. Und könnte damit noch weit kommen. Schliesslich ist er noch so jung. Auch wenn das bei ihm manchmal vergessen geht.

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