Blick vom 03.02.2020
Hooligan-Experte Maurice Illi über die Krawalle
Gemäss Maurice Illi muss zwischen Hooligans und Ultras differenziert werden.
Die Eventplattform beim St.-Jakob-Stadion in Basel gleicht am 10. April 2016 einem Schlachtfeld. FC-Basel-Ultras attackieren die Polizei. Doch wie ist es zu derart wüsten Ausschreitungen gekommen? Für den Hooligan-Experten Maurice Illi (42) ist der Fall klar: «Ultras sehen die Kurve und die Vorzone im Stadion, zu der in Basel die Eventplattform gehört, als ihr Revier an.»
«Als das Sicherheitsdispositiv aufgezogen wurde, hat es das Fass zum Überlaufen gebracht. Die FCB-Ultras sahen die Polizei in ihrer Vollmontur wohl als Provokation an.» Die Schlacht von Basel ist bei weitem kein Einzelfall. Zwischen rivalisierenden Fans und der Polizei kommt es immer wieder zu Scharmützeln. «Das Fussballstadion wie auch die Kurve sind ein Spiegel der Gesellschaft», sagt der Hooligan-Experte.
«Und auch wenn es in und um Schweizer Fussballstadien immer wieder zu Ausschreitungen kommt, hat die Schweiz kein grösseres Problem mit Hooligans und Ultras als andere Länder », so Illi weiter. Wenn auch die Grenzen zwischen Hooligans und Ultras laut Illi immer schwammiger seien, gelte es dennoch zu differenzieren.
«Bekennende Hooligans sind gewaltsuchende, gewaltbereite und auch gewaltplanende Personen. Sie suchen den Konflikt mit anderen Gruppen oder im direkten Kampf Mann gegen Mann. Ultra-Gruppierungen stehen Tag und Nacht mit allem, was sie haben, für ihren Verein, nehmen extra Ferien, um an Auswärtsspiele zu gehen. Ultras sind nicht grundsätzlich gewaltsuchend. Sie wenden nur situativ Gewalt an.»
Illi ist sich sicher: Solange es den Fussball gibt, wird es auch Ultras und Hooligans geben. Doch: «Der klassische Hooliganismus, sich beim Fussballmatch zu treffen, um sich zu prügeln, ist ein Auslaufmodell. Ultra-Gruppierungen jedoch sind über die Jahre konstant geblieben. Einmal Fan, immer Fan.»
DOMINIQUE RAIS