Presseschau

Blick vom 17.02.2020

Als Zürichs kranke Horde durch Basel zog

90 Zürcher und Basler Hooligans lieferten sich zum Saisonschluss 2018 eine Massenschlägerei. Jetzt kommts zum Prozess

DOMINIQUE RAIS

Brutal und unerbittlich: Im Basler Wohnquartier beim St. Jakob-Park ist es im Anschluss an das Super-League-Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Luzern am 19. Mai 2018 zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Rund 90 Fussball-Chaoten lieferten sich eine Strassenschlacht.

Doch es waren nicht etwa jene rivalisierenden Fan-Gruppierungen, deren Mannschaften zuvor im Joggeli 2:2 unentschieden spielten, zwischen denen es knallt. Angezettelt wurde die Massenschlägerei nach dem FCB-Match von Zürcher Hooligans. Sie waren angereist, um die Saison-Abschlussfeier der Basler Fans in eine Prügelparty zu verwandeln! Ab heute wird elf der 90 Schläger der Prozess gemacht.

Sowohl Zürcher Hooligans als auch FCB-Anhänger sind angeklagt. Insgesamt müssen sich elf Fussball-Chaoten für die Krawalle vor dem Strafgericht Basel-Stadt verantworten: fünf Schweizer (zwischen 23 bis 36), zwei Deutsche (24 und 31), zwei Italiener (31 und 35), ein Syrer (24) und ein Serbe (28).

Allesamt sind wegen Raufhandel, die meisten auch wegen Landfriedensbruch angeklagt. Dreien davon wird zudem versuchte schwere Körperverletzung und zwei weiteren Widerhandlung gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Ein weiterer Schweizer (30) wurde bereits im Juli 2019 verurteilt, er hat jedoch Einspruch eingelegt.

Es ist gegen 23 Uhr an jenem Maiabend vor zwei Jahren. An der Lehenmattstrasse parkieren die Zürcher Hooligans und ihre Verbündeten, Anhänger des Karlsruher SC, die für die Hooligan-Schlägerei aus dem Raum Karlsruhe (D) anreisten, ihre Autos. Sie streifen sich als Erkennungszeichen weisse T-Shirts über. Auf einigen prangen die Buchstaben «ZKH» – Zürichs kranke Horde – ein Zusammenschluss berüchtigter Schläger aus dem Umfeld beider Zürich Fussballklubs GC und FCZ.

Ausgerüstet mit Handschuhen, die mit Quarzsand gefüttert sind, um die Schlagkraft zu erhöhen, Zahnschutz, Bandagen und Sturmmasken formiert sich der 40-köpfige Mob, zieht vom Lehenmattquartier, über die Stadionstrasse entlang der Birsstrasse zur Eventplattform beim Joggeli.

Doch noch bevor sie dort ankommen, treffen die Hooligans bei der Eisenbahnbrücke auf rund 30 Basler Anhänger in weissen Overalls, die gerade ein Graffito an einen Stützpfeiler sprayen. Ohne zu zögern, attackieren die Zürcher die Basler. Fäuste fliegen, Tritte werden ausgeteilt – auch als die Kontrahenten bereits am Boden liegen.

Die Zürcher Schläger sind in der Überzahl, drängen die Basler Anhänger bis zum Joggeli zurück. Eine erneute Massenschlägerei bei der Eventplattform folgt. Die Basler Anhänger erhalten bald Verstärkung, holen zum Gegenangriff aus und schlagen zurück. Die Jäger werden zu Gejagten. Die Randale verlagert sich weg vom Joggeli ins Lehenmattquartier.

«Die Stimmung war aggressiv. Es war wie ein riesiger Vogelschwarm, der durchs Quartier zog», erinnert sich eine Anwohnerin (80) gegenüber BLICK. Auch eine andere Quartierbewohnerin (38) kann sich noch gut an die wüsten Szenen erinnern: «Es war beängstigend. Vor unserem Wohnblock wurde einer von mehreren Personen zusammengeschlagen.»

Schliesslich suchen die Zürcher Hooligans Schutz in ihren Autos. Doch die Basler sind ausser Rand und Band. Aufnahmen von Augenzeugen zeigen, wie FCB-Anhänger auf einen schwarzen Jeep Cherokee losgehen, einen Absperrzaun gegen den SUV schleudern, die Frontscheibe eintreten. Erst als die Polizei anrückt, lösen sich die Tumulte auf.

Der Hooligan-Prozess ist auf zehneinhalb Tage angesetzt. Das geforderte Strafmass der Staatsanwaltschaft ist noch nicht bekannt. Die Urteile werden im März erwartet.

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