Presseschau

NZZ vom 24.02.2020

Wenn Könige die Stimme heben

INSIDE/OFFSIDE

Peter B. Birrer · Lange hat das Volk auf die Worte des Königs gewartet. Wenn die überschaubare Fussball-Schweiz über eine neue Spielform debattiert und die bestehende Zehnerliga infrage stellt, kann doch der FC Basel nicht abseitsstehen. «Der FC Basel war in den letzten Jahren laut genug, jetzt ist er etwas leiser», sagte der CEO Roland Heri im Januar anlässlich der Gala-Nacht der Swiss Football League. Damals sprachen sich fünfzehn von zwanzig Klubs in einer Konsultativabstimmung dafür aus, die höchste Spielklasse ab 2021 von zehn auf zwölf Klubs zu erweitern. Servette, GC und Kriens enthielten sich der Stimme, YB und Thun waren dagegen. Basel dafür. Damals.

Einen Monat später lässt die Majestät von sich hören. Endlich. Man glaubte zu erahnen, dass die Basler im eigenen Palast derart mit sich selber beschäftigt sind, dass sie das Reich vernachlässigen. Und damit nicht genug: Gleich zwei Könige erheben nun die Stimme, neben dem FC Basel richtet sich auch YB ans Liga-Volk. Die schriftlichen Verlautbarungen der beiden Klubs sind nicht deckungsgleich, haben aber die gleiche Stossrichtung. Sie wirken wie Erlasse, weil nicht das Fussvolk, sondern der Thron die Modusänderung ablehnt. Der Tenor: Das schottische Modell tauge nichts für die Schweiz.

Im von Heri und dem Sportdirektor Ruedi Zbinden unterzeichneten Schreiben ist von Defiziten des schottischen Modells die Rede, die «insbesondere die offenen Fragen im Bereich der Nachwuchsförderung» betreffen. Die Schweiz müsse in Betracht ziehen, die U-21-Teams in die Challenge League zu integrieren. Das ist der Hinweis auf eine fundamentale Überarbeitung der zweithöchsten Spielklasse. YB zählt die verkappten Mehrkosten infolge der Modusänderung zusammen und kommt auf mehrere Millionen. Mehr Spiele, mehr Aufwand – für den VAR, für Schiedsrichter, für die TV-Produktion und das Data-Center. Und die TV-Gelder würden nicht mehr unter zehn, sondern unter zwölf Klubs aufgeteilt. Dazu würde es wegen des dichteren Programms Spielplan- und Regenerationsprobleme geben, schreiben der CEO Wanja Greuel und der Sportchef Christoph Spycher. Auf einem anderen Papier fordern die YB-Verantwortlichen wie in Basel, dass Nachwuchsteams in die Challenge League zugelassen werden.

Die Modusrevolution scheint zu ersticken im Königreich. Immerhin hat der Monarch seine Sprache wieder.

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