Presseschau

Blick vom 15.04.2020

So mickrig ist das Verzicht-Angebot der FCB-Spieler

Beim FC Basel kracht es zwischen den Bossen und der Mannschaft. Das Wort Verzicht wird bei den FCB-Spielern in der Corona-Krise ganz klein geschrieben.

ANDREAS BÖNI

Am Mittwoch vergangener Woche lässt der FC Basel den Lohn-Zoff mit seinen Spielern eskalieren. Zuvor hatte die Nachricht von einer angeblichen Lohnreduktion der FCB-Stars um 70 Prozent die Runde gemacht. Der Verein klärt über ein Communiqué auf: «Der 1. Mannschaft wurde vorgeschlagen, vorläufig auf 17,5 Prozent des Jahreslohns zu verzichten. Dies entspricht in den Monaten April, Mai und Juni 2020, in denen der Spielbetrieb voraussichtlich nicht oder nicht in gewohntem Masse durchgeführt werden kann, einem Lohnverzicht von 70 Prozent.» Weiter heisst es, der Vorschlag sei seitens des Mannschaftsrats «in einer ersten Stellungnahme abgelehnt» worden.

BLICK kommentiert vor einer Woche, dass dieses Vorgehen an Sion-Boss Christian Constantin erinnere und dieses öffentliche Abkanzeln der Spieler unnötig sei. Der Weg des FCB ist unglücklich – aber nun zeigt sich: Ganz so einfach ist die Sache nicht – die Wahrheit dahinter ist komplexer.

Denn wie BLICK-Recherchen zeigen, sind die Spieler um Captain Valentin Stocker (31) durchaus auf Konfrontation mit der Klubführung um Präsident Bernhard Burgener (63) gegangen. Unter anderem, weil sie mit dessen Klub-Politik nicht zufrieden sind. Ihr Gegenangebot war offenbar in der Tat lächerlich: Sie würden in dieser schwierigen Zeit auf 5 Prozent des Brutto-Gehalts für die Monate April, Mai und Juni verzichten. Das entspräche einer Gehaltsreduktion von mickrigen 1,25 Prozent im Jahr. Dem FCB-Vorschlag von 17,5 Prozent Verzicht steht als Angebot von Spieler-Seite also nicht einmal ein Zehntel dessen gegenüber. Oder anders gesagt: Wenn ein Spieler eine Million Franken verdient, will er dem FCB in der Krise statt 175 000 Franken gerade mal 12 500 schenken. Der FC Basel will sich auf Rückfrage dazu nicht äussern.

Die Spieler äussern sich am Abend in einem Statement. Sie dementieren dabei die von BLICK enthüllten Zahlen nicht. Sie schreiben: «Alle Spieler der 1. Mannschaft haben im vergangenen Monat mindestens 20 Prozent des Lohns für wohltätige Zwecke gespendet, in der Absicht, dass dieses Geld dort eingesetzt wird, wo es aufgrund der Corona-Problematik am dringendsten benötigt wird.» Man sei «in den nächsten Monaten, in welchen keine Spiele stattfinden, bereit, auf Teile ihres Lohns zu verzichten, vorausgesetzt, sie wissen, wo das Geld hinfliesst und für was es verwendet wird».

In einer Zeit, in der Ticketing-Mitarbeiter und Putzpersonal im Klub Kurzarbeit verrichten müssen, wäre es gut, wenn die Spieler ihren Worten nun schnell auch Taten folgen lassen.

Die FCB-Spieler um Captain Valentin Stocker sind auf Konfrontationskurs mit Burgener.

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