Schweiz am Wochenende vom 15.08.2020
Laura Pirroncello
Alayah Pilgrim verstärkt neu die Frauen des FCB und hat nicht nur in Basel Grosses vor.
Auf dem Weg zum Fotoshooting trägt Alayah Pilgrim noch die falschen Hosen. Sie tragen nicht die Initialen A.P., sondern die Buchstaben R.X. «Wir haben noch keine eigenen Trainingssachen», lacht die 17-Jährige, «die Hose lieh mir eine Kollegin.» Ihre Kleider seien aber in der entsprechenden Grösse bestellt. Bei der angesprochenen Kollegin handelt es sich um Riola Xhemaili, welche Pilgrim aus der Nationalmannschaft kennt.
Die Fussballerin Alayah Pilgrim kommt ursprünglich aus Muri im Aargau. Das Spiel mit dem Ball begann für sie vor einigen Jahren per Zufall, als der Trainer des FC Muri sie bei einem Polysportturnier spielen sah. 2017 spielte sie dann als 14-Jährige bei der U17 des FC Aarau und ein Jahr später in der 1. Mannschaft der Aarauer. Nun macht die Fussballerin einen weiteren Schritt in ihrer Karriere. Während der Spielbetrieb durch die Coronakrise zum Erliegen kam, führte die Murianerin Gespräche mit den Verantwortlichen des FC Basel. Und siehe da: Nun sitzt sie im blauen Shirt mit FCB-Logo da.
Viele Angebote, doch Okafor half beim Entscheid
Der Entscheid fiel Alayah Pilgrim nicht leicht: «Ich hatte von mehreren Vereinen Angebote», sagt die Sportlerin ein wenig verlegen, «ich musste schauen, wo es am besten passt.» Der Weg von Muri nach Basel sowie ihr letztes Lehrjahr als Fachfrau Gesundheit im Spital Muri mussten mitberücksichtigt werden.
Schlussendlich hat sie sich für den FCB entschieden – und ist sehr glücklich damit. Die Professionalität und das Team seien ausschlaggebend gewesen, erklärt Pilgrim. Die Professionalität, die in Basel an den Tag gelegt wird, ist nicht selbstverständlich im Frauenfussball. Deshalb weiss sie das besonders zu schätzen: «Die Trainings sind sehr strukturiert. Es gibt einen Kraftraum, Athletiktrainer und Physiotherapeuten.» Zudem kommt ihr der Klub entgegen: Der FCB zahlt Wegspesen und stellt ihr eine Wohnung zur Verfügung. Das ist wichtig für Pilgrim. Bei fünf Trainings pro Woche hat sie vor, zwei- bis dreimal in Basel zu schlafen.
Bereits vor ihrem Wechsel hatte Pilgrim eine persönliche Verbindung zum FCB: Ihr Freund Elijah Okafor, Bruder von Noah Okafor (Ex-FCB-Spieler), spielt auch hier. «Das ist sicher auch ein Grund, weshalb ich mich für Basel entschieden habe», sagt sie und grinst. Kennen gelernt haben sich die beiden über Instagram. Okafor erzählt, dass er vor rund einem Jahr von Riola Xhemaili auf Pilgrim aufmerksam gemacht wurde: «Ich war ziemlich beeindruckt von Alayah», sagt er. Schmunzelnd gibt die 17-Jährige zu, dass sie ihm erst gar nicht zurückschreiben wollte. «Aber Riola meinte: ‹Komm, schreib zurück, er ist ein Lieber›», erinnert sie sich lächelnd.
Vor dem ersten Training beim FCB hatte Pilgrim Respekt. Ihr war klar: Hier wird es anders ablaufen als in Aarau. «Es war schon eine Umstellung», sagt sie, «das Tempo und das Niveau sind höher.» Dennoch sei sie beim ersten Training gut mitgekommen – trotz schwerer Beine nach der Einheit. «Aber das ging allen so», sagt sie.
Pilgrims Ziele beim FCB sind klar: «Im Team weiterkommen, Titel holen. Einfach alles geben für den FCB.» Auf die Frage, was fussballerisch zu ihren Stärken gehöre, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen: «Meine Schnelligkeit.» Zudem habe sie ein gutes Spielverständnis und sei kopfballstark. «Alayah hat das Profil einer Offensivspielerin», sagt ihr neuer Trainer Sébastien Bader. Dennoch ist sie beim FCB nicht Stürmerin. Als Flügelspielerin wird sie offensiv wie defensiv eingesetzt. Dies sei laut Bader ein Pluspunkt, um ihre Fortschritte zu fördern. «Sie hat die Qualität, grosse Distanzen abzudecken und alle Phasen des Spiels gut zu meistern.»
Für die 17-Jährige ist der FCB eine Art Sprungbrett: «Ich bin zwar nicht nach Basel gekommen mit dem Gedanken ‹der FCB muss mich ins Ausland bringen›, aber ich hoffe es natürlich.» Denn eines Tages im Ausland zu spielen, ist ihr grosses Ziel.