Presseschau

Basler Zeitung vom 16.09.2020

Valentin Stocker, für immer Rotblau

Vertrag verlängert

Der 31-jährige FCB-Captain geht nicht nach Luzern, sondern bleibt in Basel - und zwar mindestens bis Sommer 2023.

Und dann geht es ganz schnell. Nachdem zuvor lange nichts gegangen ist. Noch vor einer Woche hat die Clubleitung des FC Basel mit Valentin Stocker keine Gespräche über seine Zukunft nach dem im nächsten Sommer auslaufenden Vertrag geführt. Inzwischen hat der FCB in der Planung um seinen verdienstvollen Spieler vorwärts gemacht und die Zusammenarbeit mit dem 31-Jährigen vorzeitig verlängert. Bis mindestens im Sommer 2023, mit Option auf ein weiteres Jahr. Dann ist der Captain Mitte 30 - und es ist deshalb davon auszugehen, dass Stocker seine Karriere im Joggeli beenden wird. Valentin Stocker, für immer Rotblau.

350 Spiele hat der Krienser bislang für den FCB wettbewerbsübergreifend absolviert, sechs Meistertitel, vier Cupsiege gefeiert. Zudem hat der Mittelfeldspieler zahlreiche «magische» Europacup-Abende miterlebt. Das sind bemerkenswerte Eckdaten.

Am Dienstagnachmittag setzte er seine Unterschrift ein nächstes Mal unter einen Basler Kontrakt. Seine Geschichte am Rheinknie geht weiter. Das freut Stocker natürlich, der sich im Communiqué des Vereins wie folgt zitieren lässt: «Die Farben dieses Clubs zu tragen bedeutet mir unglaublich viel. Ich fühle mich geehrt, Captain dieser Mannschaft zu sein und ich bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft gemeinsam Grossartiges erreichen können.»

Damit setzt der FCB ein weiteres Zeichen, nachdem bereits der Vertrag mit Taulant Xhaka, einem anderen Leistungsträger, zuletzt verlängert worden ist. Es scheint, als ob die Clubführung alles unternimmt, um seine Identifikationsfiguren langfristig an sich zu binden - und dadurch den zuletzt verloren gegangenen Goodwill bei den Anhängern ein Stück zurückzugewinnen. Bernhard Burgener sagt: «Valentin hat ein rotblaues Herz, er ist der Captain dieser Mannschaft und ein Leader auf dem Platz. Ich freue mich sehr, dass uns mit ihm ein weiterer Spieler erhalten bleibt, der eine langjährige, tiefe Verbundenheit zum Club hat.»

Wer allerdings vermutet, dass der FCB in der Causa Stocker vor allem deshalb direkt vom Stillstand in den höchsten Gang schaltete, weil dieser heftig und auch noch öffentlich begleitet mit dem FC Luzern flirtete, der dürfte so falsch nicht liegen. Eine Überlegung des Super Ligisten war, Stocker per sofort mit einem langfristigen Vertrag zu transferieren. Das brachte den Spieler selbst natürlich in eine gute Ausgangslage, wenn es um eine Basler Zukunft über den Sommer 2021 hinaus ging.

Der Druck aus Luzern

Eine Ausgangslage, wie er sie zuvor nicht hatte und die Druck auf die Basler Verantwortlichen aufbaute. Denn dass der FCB seinen Captain im September 2020 an einen tiefer anzusiedelnden Ligakonkurrenten ziehen lässt - das konnte und wollte sich der Verein unabhängig von seiner langfristigen Planung nicht leisten. Es hätte mit grosser Wahrscheinlichkeit auch zum nächsten Kopfschütteln unter den Supportern geführt.

Verständlich auch, dass Stocker am Rheinknie bleiben wollte. Nicht nur weil er Basel viel zu verdanken und beim Club einiges erlebt hat. Sondern, weil er nirgendwo in der Schweiz so viel verdient wie bei Rotblau. Sein bisheriges fixes Jahreseinkommen soll sich auf eine Millionen Franken belaufen. Dieser Fixlohn dürfte sich zugunsten der Laufzeit und mit Blick auf den Basler Sparzwang zwar etwas gesenkt haben. Allerdings dürften im neuen Kontrakt die Leistungsboni stärkeres Gewicht erhalten haben, so dass Stocker die bisherigen, effektiven Bezüge nach wie vor erreichen kann.

Valentin Stocker wird nun also auch die Ära unter Ciriaco Sforza mitprägen. Es wird spannend zu beobachten sein, in welcher Rolle er dies tun wird. Auf seiner bevorzugten Position am Flügel hat er zuletzt seine Leistung gebracht. Er hat aber dabei auch nicht kaschieren können, dass er nicht mehr zu den Schnellsten gehört. Das wird sich mit zunehmendem Alter kaum ändern. Stocker steht nun in der Pflicht, seinem neuen Vertrag gerecht zu werden - und das weit über 2021 hinaus.

Dominic Willimann

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