Presseschau

NZZ vom 27.03.2021

Burgener im Element

Der FC Basel nimmt 2020 mit Transfers brutto 36 Millionen ein

Peter B. Birrer, Basel

Der Präsident des FC Basel ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen, durch keine Opposition, durch keine Zahl, durch keine Krise, durch keine Pandemie. Als Bernhard Burgener am Freitag im St.-Jakob-Park das Pandemie-Jahr 2020 bilanziert, gibt der Zahlenmensch mehrmals zu verstehen, dass der Klub seine Hausaufgaben gemacht habe – zwar nicht sportlich, dafür aber ökonomisch. Burgener, der Rechner.

Ob er Geldgeber an Land zieht oder ob der Mitbesitzer David Degen von einem Vorkaufsrecht Gebrauch machen kann, ist offen. Burgener kündigt am Freitag «demnächst» Informationen an, hält aber fest: «Ich werde die Kontrolle im Klub halten, solange ich dabei bin. Doch ich bin offen. Der FCB bleibt baslerisch. Wenn jemand kommt, muss er ein rotblaues Portemonnaie haben.» Da bleibt Raum für Interpretation. Doch vor möglichen Ränkespielen und Verschiebungen im Klub sonnt sich Burgener darin, gute und vor allem unerwartete Botschaften zu verkünden.

Nachdem das Jahr 2019 ein 20-Millionen-Loch in die Kasse gerissen hat, löst der FC Basel 2020 mitten in und dank der Corona-Zeit ein Burgener-Versprechen ein. Zwei Zahlen lassen aufhorchen und sind die Basis der ausgeglichenen Rechnung. Zum einen reduzierte der Klub den Aufwand für Saläre von 48 auf 34 Millionen Franken und die Zahl der Angestellten von 220 auf 201. Dazu trugen die Verkleinerung des Kaders bei, der Abgang des Trainerteams um Marcel Koller und die Kurzarbeitsentschädigung von 1,5 Millionen Franken.

Zum andern weist der Verein einen Brutto-Transfergewinn von 36 Millionen Franken aus – dank den Verkäufen der Spieler Noah Okafor, Omar Alderete, Jonas Omlin, Blas Riveros und Kemal Ademi. Doch da müssen auch (Raten-)Zahlungen aus früheren Spielerwechseln eingetroffen sein, dank Tomas Vaclik und Albian Ajeti, anders ist die Summe nicht zu erklären. Die Transfers trugen mehr als 50 Prozent des 65-Millionen-Ertrags ein, die TV-Einnahmen nur 5 Prozent (3 Millionen). Willkommen in der Realität des Schweizer Fussballs. Wegen der Geisterspiele brachen die Zuschauereinnahmen um 10 Millionen ein. In den Spitzenjahren der Ära Bernhard Heusler setzte der FCB das Doppelte um. Burgener sagt zum Transferergebnis: «Das war nur möglich, weil wir 2019 auf die Bremse standen, Spieler behielten und einen Verlust in Kauf nahmen.»

Der FCB bezahlt die Rechnung derzeit anderswo. Das Jahr 2021 sei bis jetzt «alles andere, als wir uns das vorgestellt haben», sagt Burgener. Der Spar- und Schrumpfkurs hat sportlich seinen Preis.

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