NZZ am Sonntag vom 04.04.2021
FINANZUNTERNEHMEN CENTRICUS PARTNERS
Wer das Londoner Finanzunternehmen Centricus Partners verstehen möchte, sollte sich den «Vision Fund» anschauen, ein 100 Milliarden Dollar schweres Anlagevehikel. Der Fonds agiert mit viel Mut zum Risiko, einmal geht das fürchterlich schief, einmal generiert es hohe Gewinne. Im Mai 2020 vermeldete der «Vision Fund» einen 18-Milliarden-Dollar-Verlust, im Februar 2021 schon wieder ein 8-Milliarden-Dollar-Plus. Wobei ein grosser Teil des Gewinns unmittelbar bei kontroversen Derivategeschäften draufging.
Der «Vision Fund» betreibt Harakiri-Kapitalismus, fast wie Gordon Gekko im Film «Wall Street», nur mit mehr Geld. Wesentlicher Anleger ist das Königshaus von Saudiarabien, das allfällige Verluste wegstecken muss. Betreiber ist die japanische Softbank, deren Chef Masayoshi Son bei Misserfolgen öffentlich geradezustehen hat. Centricus wiederum war massgeblich beteiligt am Strukturieren des Fonds sowie am Fundraising. Daraus wird kein Geheimnis gemacht, es steht auf der Firmenwebsite. Öffentlich exponiert sind aber andere.
Immer wieder kommt es zu geschäftlichen Verbindungen zwischen Centricus und der Softbank. Als Fifa-Präsident Gianni Infantino im Jahr 2018 erwog, für 25 Milliarden Dollar Fernsehrechte, Digitalrechte und Marketingrechte des Weltfussballverbandes zu verkaufen, war der potenzielle Abnehmer ein Konsortium aus einem Softbank-Vehikel und Centricus. Das ging aus einem Arbeitspapier hervor, aus dem Medien wie die «Süddeutsche Zeitung» und der WDR zitierten.
Der Deal mit der Fifa kam seinerzeit nicht zustande, was Centricus nicht gefallen haben dürfte. Das Londoner Unternehmen will vom Technologiesektor in den Sport- und Unterhaltungsbereich expandieren, doch bisher ist das Portfolio in dieser Sparte überschaubar geblieben.
Um das zu ändern, gründete Centricus im September 2020 zusammen mit FC-Basel-Besitzer Bernhard Burgener die Firma «Basel Dream & Vision» (BD&V). In einem Schreiben des Unternehmens an Burgener steht: «BD&V ist ein Joint Venture zwischen Ihnen und Centricus Partners mit Sitz in Basel und bezweckt primär den Aufbau einer Plattform im Bereich Sport, Medien und Entertainment.» Der Brief ist von Ex-Centricus-Mann Halil Emecen mitunterzeichnet. BD&V möchte Burgeners Anteile an der FC-Basel-Holding übernehmen, diesem aber weiterhin die Kontrolle über den Verein ermöglichen, indem er zum Verwaltungsratspräsidenten des Joint Ventures ernannt wird.
Wie die erwähnte Plattform aussähe und wie der Einstieg von Centricus den FC Basel verändern würde, bleibt offen. Burgener will sich dazu noch nicht äussern. Sebastian Bräuer