Presseschau

Basler Zeitung vom 14.06.2023

Er war der Charmeur und Blitzableiter hinter Gigi Oeri

Zum Tod von Werner Edelmann Im August wäre der ehemalige Präsident des FC Basel 82 Jahre alt geworden. Nun hat sein grosses rotblaues Herz aufgehört zu schlagen.

Marcel Rohr

Herbst 2019. Im wunderbaren Wohnhaus des Rifugio-Reitstalls in Wallbach wird soeben die Vorspeise serviert, als die Augen von Werner Edelmann zu leuchten beginnen. Er erzählt vom letzten Ausflug in den Europapark Rust. Seine Ehefrau Barbara war dabei – und natürlich ein paar seiner Enkel. «Rutschen, schaukeln, Bahnen, Popcorn, das volle Programm – einfach grossartig. Wir hatten den ganzen Tag den Plausch!»

Werner Edelmann war ein Familienmensch. Drei Kinder und sieben Enkel zählten zum vertrauten Kreis. Im Rifugio liefen die Fäden zusammen. Und wenn «Werni» mal zu beschäftigt war und keine Zeit hatte, war Barbara zur Stelle. Sie war die starke Frau an seiner Seite, die treue Seele im Hintergrund. 1967 hatten sie sich kennen gelernt. Er, der Berufsbasler vom Wielandplatz, sie aus dem Basler Daig, Mutter Sarasin, Vater Taugwalder aus Zermatt. 55 Jahre waren sie zusammen verheiratet.

Im Herbst 2019 war Edelmann wieder so weit bei Kräften, dass ein Ausflug nach Rust möglich war. Im Oktober 2006, nach seinem Abgang als Präsident des FC Basel, hatte er sich die Hüfte operieren lassen. Doch der Eingriff missglückte, er fing sich eine heimtückische Infektion ein. Monatelang lag er ohne Hüfte im Bett, mehrmals musste das Gelenk gespült und frisch eingesetzt werden. Eine Tortur.

Haki, Muri, Jimmy, Rossi, Zubi und Co.
Dabei wollte er doch die Zeit nutzen und das Leben geniessen, gerade nach den vier intensiven Jahren als Präsident beim FCB. Im Herbst 2002 übernahm er den Vorstandssitz – von René C. Jäggi, den es weiter zum 1. FC Kaiserslautern zog.

Ein paar Monate zuvor war der FC Basel wieder Schweizer Meister geworden, erstmals nach 22 Jahren. Die ganze Region Basel war verrückt nach Fussball, nach Haki, Muri, Jimmy, Rossi, Zubi und Lupo. Und in der Champions League schaffte Rotblau sogar den Sprung in die Zwischenrunde, unter anderem nach Siegen über Spartak Moskau und zwei Unentschieden gegen Liverpool.

Werner Edelmann übernahm einen schwierigen Job. Ganz Basel lag René Jäggi zu Füssen, er hatte den FC Basel gross gemacht. Sein Meisterstück war es, Gigi Oeri als Mäzenin ins neue Joggeli-Stadion zu locken. Bei ihrem Amtsantritt versprach sie: «Es wird privates Geld fliessen.» Sie unterstützte den Nachwuchs, stieg zur Transferchefin und später zur Vizepräsidentin auf. Hinter Edelmann.

In der Öffentlichkeit war die Meinung schnell gemacht: Wer zahlt, befiehlt – also Gigi Oeri. Tatsächlich war es für Edelmann nicht einfach, sein Profil als Nummer eins des Clubs zu schärfen. Der Star bei den Medien war Oeri, sie hatte immer und zu allem eine Meinung. In der Öffentlichkeit hatte es Edelmann schwer, doch hinter den Kulissen leistete er unersetzliche Arbeit als Brückenbauer.

Er schlichtete Streits, wenn es zwischen Gigi Oeri und Trainer Christian Gross mal wieder gekracht hatte. Er nahm Spieler in den Arm, wenn sie sportlich in Ungnade gefallen waren. Er tröstete Roger Hegi, der als neuer CEO ein Flop war und sich an Oeri zerrieb. Edelmann war Präsident, Charmeur und Blitzableiter. Seine wertvollsten Hilfen im FCB-Alltag waren Barbara Bigler, Werner Schmid und Mathieu Jaus.

Er übergab an Gigi Oeri
2006 gab Edelmann seinen Präsidentenstuhl wieder frei. «Es ist Zeit für etwas Neues.» Er wurde Mitglied im Komitee der Nationalliga. Nun durfte Gigi Oeri offiziell übernehmen. Als Erstes musste sie die «Schande von Basel» aufarbeiten, die Fankrawalle nach dem 13. Mai, als der FC Zürich den Baslern die Meisterschale in letzter Sekunde entrissen hatte.

Nun hatte er wieder mehr Zeit, nicht nur für seine Familie. Edelmann liebte die Fasnacht. Als Comité-Mitglied war er sogar in Rahmestiggli des «Drummeli» zu sehen. Und vor Weihnachten sammelte er stets im Atlantis als Zeremonienmeister Geld für Onorio Mansuttis Stiftung «Kinder in Brasilien».

Er konnte gut verkaufen und sich selbst gut verkaufen; als Sohn einer Bäckerfamilie am Wielandplatz spürte er schnell den Puls der Menschen. Das bekamen auch seine beiden Brüder und seine Schwester mit. Nach seiner Ausbildung zum Kaufmann betrieb er in Basel ein Geschäft mit italienischen Spezialitäten, ehe er sich vornehmlich auf den FC Basel konzentrierte.

2020 erkrankte er schwer an Corona. Auch nach fünf Monaten im Spital hatte er sich noch kaum davon erholt. Vor sechs Wochen brach er sich bei einem Sturz die Rippen. Der Mann mit der tiefen Stimme und dem grossen Herz wurde immer leiser. Am Montagabend, kurz vor Mitternacht, ist er im Adullam-Spital für immer eingeschlafen. Und falls es dies gibt – im Himmel sitzt «Werni» bestimmt in einer Fankurve des FC Basel.

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