NZZ vom 09.12.2004
Das ÖV-Kombi-Ticket ist beschlossene Sache - für alle Veranstaltungen im Joggeli
CLAUDIA KOCHER
Umstritten war im Grossen Rat vor allem das ÖV-Kombi-Ticket. Dieses wird nun eingeführt - und zwar für alle Veranstaltungen im Joggeli. Der Aufstockung des Stadions sowie dem Bau des Turms wurde zugestimmt.
Die Europameisterschaft 2008 naht und so auch der Termin, der für die Bauarbeiten der Fussballstadionerweiterung eingehalten werden muss, nämlich der kommende Frühling. Die Aufstockung des St.-Jakob-Stadions um 10 000 Plätze gab denn gestern im Grossen Rat auch nicht lange zu diskutieren. Schliesslich wollte bei der Schlussabstimmung, trotz ÖV-Kombi-Ticket, kein einziges Parlamentsmitglied zu den Gegnern der Fussball-EM gehören. Auch dem 85 Meter hohen geplanten Hochhaus mit Tiefgarage sowie der Erweiterung des bestehenden Einkaufszentrums und der Neugestaltung der Stadion-Garage wurde mehrheitlich zugestimmt.
Und so wurde Hauptkriegplatz, was eigentlich hätte Nebenschauplatz sein sollen: Die Einführung des ÖV-Kombi Tikkets. Die Bau- und Raumplanungskommission unter Präsident Andreas C. Albrecht, LDP, schlug vor, dass alle Tickets bei Veranstaltungen mit über 20 000 Personen auch für die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Gebiet des Tarifverbunds Nordwestschweiz gelten sollen.
Der FDP ging das zu wenig weit: Sie verlangte, dass das ÖV-Kombi-Ticket für alle Veranstaltungen im St. Jakob einzuführen sei und dass bei mehr als 20 000 Besuchern zusätzlich mindestens 2000 Parkplätze zur Verfügung gestellt werden müssten. Je nach Anzahl erwarteter Besucher sei die Anzahl der zusätzlichen Parkplätze durch das Polizei- und Militärdepartement festzulegen. Der FDP-Antrag kam nach zweieinhalbstündiger Debatte mit 78 zu 23 Stimmen durch.
Standortnachteil. Die Einführung des Kombi-Tickets spaltete keine Partei so sehr wie die CVP. Markus Lehmann, Mitglied der Stadiongenossenschaft, monierte, dass nach Abschaffung der Billettsteuer nun durch die Hintertüre wieder neue Gebühren eingeführt würden - 60 Rappen pro Veranstaltungsticket. Auch fürchtet Lehmann einen Standortnachteil gegenüber anderen Städten. Und weiter: Was könne ein Matchbesucher dafür, dass das Parlament den BVB zu wenig Geld gäbe. Lehmann schlug vor, lieber mehr Geld in die Stadionsicherheit, also für die Polizei rund ums Stadion, zu investieren. Den Voten des CVP-Präsidenten konnte Roland Stark, SP, nicht folgen. Würden diese Einwände stimmen, gäbe es das Kombi-Ticket gar nicht. Stark: «Vernünftige Sachen muss man einfach in ein Gesetz schreiben.»
KEINE Parkplätze. Kurt Bachmann, SVP, schlug vor, das bestehende Parkhaus im St.-Jakob-Stadion um 750 Parkplätze zu erweitern. Diese Idee hielt Giovanni Orsini, DSP, für obsolet, er plädierte für das Kombi-Ticket. «Ich verstehe die Verantwortlichen des FCB nicht. Diese müssen die 60 Rappen ja nicht zahlen, sondern der Konsument.» Das Geld könne man ja bei den Spielern einsparen - diese würden sowieso zu viel verdienen.
Auch die Bürgerpartei verlangte, aufs Kombi-Ticket zu verzichten. Klar dafür war das Grüne Bündnis. Das Kombi-Ticket sei europaweit üblich. Die Parkplatzabstimmung hatte keine Chance. Die Stadionerweiterung mit 4,5 Millionen Franken aus Sport-Toto-Geldern zu finanzieren, stiess bei keiner Partei auf Ablehnung. Auch das Baselbiet soll der Erweiterung mit demselben Betrag aus Sport-Toto-Geldern unter die Arme greifen.