Basler Zeitung vom 16.12.2004
Christian Gimenez vor dem kapitalen Uefa-Cup-Spiel gegen Feyenoord Rotterdam
FLORIAN RAZ, Saig
Für den FC Basel geht es heute (20.45 Uhr, St.-Jakob-Park, SF2 live) um den Einzug in den Sechzehntelfinal des Uefa-Cups.
Fast gespenstisch still ist es im Hotel Saigerhöh, in das sich der FCB zurückgezogen hat, um laut Trainer Christian Gross, «den mentalen Zugang» zum Spiel gegen Feyenoord Rotterdam zu finden. Nur zum Pressetermin kommt in der Idylle der Jägerstube kurze Hektik auf. Der 30-jährige Argentinier Christian Gimenez, der optimistisch in die entscheidende Partie geht, nimmt zu Stichworten Stellung.
feyenoord rotterdam. «Eine gute Mannschaft mit grosser individueller Klasse und ein Club mit einer noch grösseren Geschichte. Sie spielen oft durch die Mitte und sind mit ihren schnellen Kontern gefährlich; der junge Salomon Kalou spielt bisher stark. Wir haben grosse Chancen zu gewinnen, wenn wir mit viel Selbstvertrauen spielen. Es war ein langes Jahr, trotzdem sind wir in Form. Und bei derart ‹gefährlichen› Spielen hat der FC Basel noch immer etwas Spezielles gezeigt. Wir müssen mit derselben Einstellung wie in Budapest aufs Feld gehen.»
ruud gullit. «Es ist schön für uns, gegen sein Team anzutreten, weil er selber so ein toller Spieler war. Ich habe Gullit viel am TV gesehen, als er bei der AC Milan gespielt hat. Gleichzeitig war ja Maradona bei Napoli, weswegen viele Spiele der Serie A im argentinischen Fernsehen gezeigt wurden - klar, wem ich die Daumen gedrückt habe. Trotzdem hat Gullit dem Fussball viel gegeben.»
die bisherige saison. «Letztes Jahr hatten wir schlicht eine ‹super-super› Saison. Klar, dass wir nicht immer auf diesem Niveau spielen können, zumal wir auf diese Spielzeit hin viele Neuzugänge hatten, und wir uns deswegen erst noch einspielen mussten. Jetzt können wir zeigen, wozu wir wirklich fähig sind.»
die eigene leistung. «Ich glaube, dass ich mit mir zufrieden sein kann: Ich bin Topskorer, die Mannschaft steht in der Super League an erster Stelle und wir können im Uefa-Cup überwintern.»
Das system. «Mir ist es egal, ob wir mit einem oder mit zwei Stürmern auflaufen, wir können mit beiden Systemen gewinnen. Und wenn ich spielen darf, ist es für mich dasselbe. In Budapest habe ich auf einer Position hinter der Spitze gespielt, auf der ich kein super Gefühl hatte. Aber der Trainer hat mir eine spezielle Aufgabe gegeben und ich habe mein Bestes versucht, weil ich immer dem Team helfen will. Wenn es der ‹Mister› möchte, würde ich auch als Innenverteidiger auflaufen.»
das tief. «Für eine grosse Mannschaft, wie das der FC Basel ist, ist es schlecht, drei Mal hintereinander zu verlieren. Aber eine Krise? Das war es nie! Wir haben immer alles gegeben und hatten, vor allem im Spiel gegen Heart of Midlothian, viel Pech. Meiner Meinung nach haben wir damals trotz der Niederlage ein sehr gutes Spiel gezeigt.»
der trainer. «Christian Gross und ich haben eine sehr gute Beziehung, wir sprechen viel miteinander. Ich spüre das grosse Vertrauen des Trainers, er hat mich schliesslich 2001 nach Basel geholt. Und wenn dir der Coach vertraut, ist das auf dem Feld ein Pluspunkt. Gewisse Spieler müssen eben mehr Vertrauen spüren als andere.»
Das Ausland. «Zu Beginn der Saison hatte der FC Basel von Sochaux eine Offerte für mich vorliegen, das ist bekannt. Mir ist jedoch wichtig festzuhalten, dass ich nie gesagt habe, ich wolle unbedingt von Basel weg. Die Offerte war gut. Das heisst, sie war gut für den FCB, aber nicht für mich. Ich habe unter die ganze Sache einen Schlussstrich gezogen. Bei einem allfälligen Wechsel wäre für mich vor allem wichtig, dass ich spielen kann. Doch im Moment bin ich in Basel sehr zufrieden, so dass ein Transfer zur Zeit sicher kein Thema ist. Aber ich bin ja noch jung (lacht)!»