Presseschau

Tagesanzeiger vom 17.12.2004

Zum Wohl der Schweiz

Von Thomas Schifferle, Basel

Es lag etwas in der Luft an diesem letzten Basler Fussballtag des Jahres. 500 Rotterdamer randalierten bei ihrem Anmarsch auf den St.-Jakob-Park, 50 von ihnen wurden von der Polizei festgenommen. Eine gebrochene Gasleitung in der Innenstadt sorgte zusätzlich für Chaos.

Das waren (unschöne) Nebenerscheinungen vor einem Uefa-Cup-Spiel, das für den stolzen FC Basel von so wegweisender Bedeutung war. Es ging darum, den Gesamteindruck von 2004 zu schönen und die Perspektiven für 2005 zu verteidigen, damit es nicht nur noch um die Verteidigung des Schweizer Meistertitels geht. Dass der Match kurz nach halb elf Uhr abends gegen Feyenoord Rotterdam 1:0 gewonnen war, von einer Mannschaft mit vier argentinischen Kämpfern in der Offensive, zwei allerdings wirkungslosen australischen Aussenläufern und einer nahezu fehlerfreien Schweizer Defensive, sorgte für die kollektive blau-rote Erleichterung. Das minimale Ziel, auch im neuen Jahr in einem europäischen Wettbewerb vertreten zu sein, war erreicht.

Der letzte Eindruck mag nachwirken, diese Qualifikation für die Sechzehntelfinals; und ein César Andres Carignano, der 4-Millionen-Stürmer mit ernsthaften Anlaufschwierigkeiten, mag mit seinem zweiten Europacuptor daran gearbeitet haben, seine Kritiker zu widerlegen. Und doch war es kein grosses oder denkwürdiges Jahr der Basler, schon gar nicht zu vergleichen mit den längst verklärt nacherzählten Ausflügen in der Champions League vor zwei Jahren.

Schon im Frühjahr hatten die Basler viel von ihrem Glanz verloren, als sie die Hälfte ihrer Meisterschaftsspiele nicht mehr gewannen. Das konnten sie sich ungestraft leisten, weil sie in der ersten Saisonhälfte einen riesigen Vorsprung herausgespielt hatten und weit und breit niemand war, um sie zu bedrängen. Sie waren seit Sommer auf der Suche nach sich selbst und einem passenden System. Christian Gross pröbelte, der akribisch-ehrgeizige Arbeiter tat sich schwer, weil mit Murat Yakin sein Chefdenker auf dem Platz angeschlagen war, ein Gimenez oder Rossi keine Fortschritte mehr machten, und die Neuen, ein Carignano, aber vor allem auch Sterjovski, nicht zum Substanzgewinn der Mannschaft beitrugen.

In der Qualifikation zur Champions League war der FCB chancenlos gegen Adrianos Inter Mailand, er schied gegen Thun im Cup aus und hatte damit früh ein zweites Saisonziel verpasst. In der Super League gewann er bislang immerhin acht Spiele nicht.

Dass er die Rangliste dennoch anführt, und das mit sieben Punkten Vorsprung, hat auch mit der fehlenden Konkurrenz zu tun. Das ist nicht sein Fehler und ihm auch nicht vorzuhalten, aber es ist ein Fakt, der das Bild von einer mässigen Liga prägt. Dass er im Uefa-Cup weiter dabei ist, das ist eine gute Leistung. Und vor allem tut das dem Schweizer Fussball gut, der nach dem sehr frühen Ausscheiden von YB, Wil und Servette international nicht vollends aus den Resultatzeilen verschwunden ist.

Aber wer die Champions League zum Ziel hat, muss sich gegen Gegner wie Ferencvaros und Heart of Midlothian durchsetzen können. Der FCB hat gestern nur die Pflicht erfüllt, die er sich selbst auferlegt hat.

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