Presseschau

Basler Zeitung vom 28.09.2005

sagen sie mal Ruedi Reisdorf

Der 78-jährige Gründer der Fracht AG über Teófilo Cubillas, den er 1973 zum FC Basel holte.

baz: Ruedi Reisdorf, im baz-Interview vom Dienstag sprach der einstige FCB-Star Teófilo Cubillas davon, dass er bei Ihnen nur Salat zu essen bekam und deshalb zehn Kilo abgenommen habe. Haben Sie das auch so in Erinnerung?

Ich musste lachen, als ich das las. Das war natürlich nicht so, er bekam genau das Gleiche zu essen wie wir - und das war nicht nur Salat. Unsere Ernährung hat ihm jedenfalls gut getan, denn als er in Basel eintraf, hatte er leicht Übergewicht. Auch war Cubillas nicht der Fleissigste im Training. Vermutlich, weil er dachte, dass er es nicht nötig habe. Er erinnerte mich damit an Seppe Hügi. Der kam nach dem Spiel gegen Frankreich, in dem er fünf Tore geschossen hatte, ins Training und sagte: So, jetzt mache ich nichts mehr, denn verbessern kann ich mich ohnehin nicht mehr.

Warum ist Cubillas aus Ihrer Sicht beim FCB gescheitert?

Weil Missgunst und Neid leider weit verbreitet sind. Ich kann es heute noch nicht fassen, was damals passiert ist. Cubillas wurde von seinen Mitspielern absichtlich geschnitten, weil er mehr verdiente. Einer hat in der Kabine sogar einmal seine Kleider durchwühlt, um nachzuschauen, wie viel er denn mehr verdiente.

Wie viel mehr war es denn?

Schreiben Sie: Bedeutend mehr. Sehr bedeutend mehr. Doch er war ja auch ein Star, einer der weltbesten Fussballer. Schon seine Ablösesumme war immens. 300 000 Dollar oder umgerechnet eine Million Franken kostete er, Real Madrid und Barcelona boten gar 2,5 Millionen Franken. Doch ich blieb standhaft und brachte ihn zum FCB. Glücklich wurde er hier aber nicht. Irgendwann konnte ich dem Treiben nicht mehr zusehen und so verkaufte ich ihn an den FC Porto weiter.

Für 400 000 Dollar. Ein gutes Geschäft.

Ich habe dabei keinen Rappen verdient. 50 000 Dollar gab ich an eine wohltätige Institution weiter. Die anderen 50 000 Dollar zahlte ich auf ein Sperrkonto für Cubillas ein, die er erst erhalten sollte, wenn seine Kinder eine Ausbildung brauchten. Er wollte das Geld schon vorher, doch ich sagte ihm: Wenn du es jetzt erhältst, ist es in zwei, drei Wochen weg.

Konnten Sie nicht Gegensteuer geben, als er geschnitten wurde?

Nein. Das lag ausserhalb meines Einflussbereiches. Da gab es Spieler, die konkret die Anweisung erteilten, ihn steil anzuspielen, wenn er nicht lief - und wenn er einmal steil lief, den Ball dorthin zu spielen, wo er zuvor stand. Es war ein Trauerspiel. Denn Cubillas war ein sensationeller Fussballer. Ich erinnere mich an die Europacup-Partie gegen Brügge, in der er an der Vorbereitung der sechs Tore massgeblich beteiligt war. Wie er den Mitspielern die Bälle auflegte, war unglaublich. Wäre Cubillas damals gut ins Team integriert gewesen, der FCB hätte den Europacup gewonnen. Es fehlte die starke Hand im Club, die Cubillas gestützt hätte. Jemanden wie Gigi Oeri. Ich bin überzeugt, sie hätte damals hart durchgegriffen.

Gehen Sie noch an die FCB-Spiele?

Selten. Wenn ich gerade eingeladen werde. Ansonsten arbeite ich noch immer neun Stunden täglich in meiner Firma, der Fracht AG. Mein Sohn ist dort der Chef, ich bin der Vizeboss. aws

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