Presseschau

Basler Zeitung vom 29.12.2007

Sogar der Goalie gratulierte nach dem Geniestreich

was wurde aus?

Der ehemalige FCB-Stürmer Helmut Hauser erzielte vor 38 Jahren seinen Traumtreffer
ernst degen

Helmut Hauser fuhr täglich von Schopfheim nach Basel – und erlebte mit dem FCB wundersame Jahre.

Stadion St. Jakob, 26. April 1969: Karl Odermatt flankt in den Sechzehner, wo Basels Mittelstürmer zu einem spektakulären Fallrückzieher ansetzt und den Ball unhaltbar für Mario Prosperi unter die Latte hämmert. Luganos Keeper und Nationalgoalie eilt aus dem Tor und gratuliert Helmut Hauser zum wohl schönsten Tor seiner Karriere. Gerne und stolz erinnert sich der Deutsche aus Schopfheim an diesen Moment. «Ich habe in meiner Karriere viele Tore erzielt und ein paar davon bleiben mir immer in Erinnerung.»

perfektionist. Seit drei Jahren ist der gelernte Maschinenschlosser und spätere Programmierer pensioniert und hat Zeit und Musse, nur noch das zu tun, was ihm Spass macht. Der 66-Jährige reist gerne in warme Länder, werkelt in seinem Haus und pflegt seinen Garten. «Ich bin ein wenig pingelig», sagt er fast entschuldigend. «Ich steche den Rasen exakt ab und lasse keinen Halm ins Blumenbeet wachsen.» Pingelig will und darf er aber nicht sein, wenn seine drei Enkelkinder zu Besuch kommen und sich im Garten austoben, denn da wird Fussball gespielt, was denn sonst? Das haben die Hausers in den Genen.

«Als ich noch in die Schule ging, gab es wohl keinen Grasfleck in Schopfheim, auf dem ich nicht Fussball gespielt habe, und wenn kein Gras da war, so wurde die Strasse zum Spielfeld», erzählt er. Mit 12 Jahren trat er dem örtlichen Fussballclub bei. Sein Torhunger sprach sich bald herum, und als er mit 17 bereits in der 1. Mannschaft spielte, tauchten erste Späher auf. Zu ihnen gehörte immer wieder der Präsident des FC Basel, Lucien Schmidlin.

Und so kam es, wie es kommen musste. 1964 wechselte Hauser für eine Transfersumme von 8000 Franken zum FCB. Nach einer Saison unter Trainer Georges Sobotka wurde mit Helmut Benthaus vieles anders. Vorbei waren die Zeiten, wo einer auch einmal ein Training auslassen konnte. Täglich fuhr Hauser nach der Arbeit mit dem Zug von Schopfheim nach Basel, um spät abends nudelfertig ins Bett zu sinken. FCB-Präsident Harry Thommen ermunterte ihn, die Fahrprüfung zu machen, und half ihm bei der Finanzierung. Mit dem Auto ging dann alles etwas leichter.

Das harte Training unter Benthaus trug Früchte. Meistertitel und Cupsiege reihten sich aneinander. Immer mehr Zuschauer freuten sich an Hausers Toren. «Ich war kein Dribbler. Wenn ich am Ball war, lief ich geradewegs Richtung Tor und war oft nur noch mit Fouls zu bremsen», sagt er. Dass er solche Fouls auch provozierte, dazu steht er heute.

Ein Foul an ihm sollte aber in die Geschichte eingehen. Am Cupfinal 1967 entschied Schiedsrichter Göppel in der 88. Minute auf Penalty für Basel, weil André Grobéty Hauser beim Kopfball in den Rücken stiess. Er selber verwandelte den Penalty zum 2:1-Sieg, worauf sich die Lausanne-Spieler auf den Rasen setzten und nicht mehr weiterspielten. Alle sprachen von einer weiteren Hauser-Schwalbe, doch es war keine. «Hätte das Fernsehen mit gleich vielen Kameras wie heute gefilmt, hätten alle sehen können, dass ich mit beiden Händen gestossen wurde.» Leid tut ihm noch heute der Schiedsrichter, der nach diesem Spiel in die unteren Ligen verbannt wurde.

Auf dem Zenit seiner Karriere wurde Hauser auch von deutschen Clubs umworben. Karlsruhe und Kaiserslautern wollten ihn haben. Doch aus einem Transfer wurde nichts. «Ich hatte eine Woche zuvor meinen Vertrag beim FCB verlängert, und Vertrag war damals noch Vertrag», stellt er fest.

Nach acht FCB-Jahren zwang ihn eine Verletzung zu einer längeren Pause. Seinen Platz im Sturm übernahm ein Neuer, ein Unbekannter: Ottmar Hitzfeld. Hauser wechselte 1972 zu Aarau und beendete dort vier Jahre später seine Laufbahn. Danach erwarb er sich das deutsche B-Trainerdiplom und trainierte verschiedene Clubs. 1982 spielte wieder ein Mittelstürmer Hauser beim FCB, doch er hiess nicht Helmut, sondern Thomas – sein Sohn (siehe Box).

Programmierer. Da Helmut Hauser während seiner ganzen Fussballerkarriere immer berufstätig blieb, verpasste er den Anschluss im Beruf nicht. Er bildete sich zum Programmierer für Kompressoren und Vakuumpumpen weiter und arbeitete bis zur Pensionierung. Noch heute besucht er gerne die Spiele des FCB. «Dort treffe ich auch wieder meine alten Kumpels.» Besonderes Interesse hat er aber für ein Juniorenteam des FC Liestal. Dort spielt Enkel Dominik mit, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser für den FC Basel Tore schiessen wird. «In unseren Adern fliesst eben rotblaues Blut», sagt Hauser lachend.

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