Presseschau

Luzerner Zeitung vom 13.03.2018

Chaoten pöbeln Polizeikommandanten an

Luzern · Nicht nur vor dem Spiel des FC Luzern gegen den FC Basel flogen die Fäuste: Auch auf dem Rückweg der Basler zum Bahnhof kam es zu Handgreiflichkeiten. Dabei gerieten die Angreifer allerdings an den Falschen.

Kilian Küttel kilian.kuettel@luzernerzeitung.ch

Freudiger Sonntag für den FCL: Der Fussballverein jagt dem Meister aus Basel 3 Punkte ab, bleibt 2018 ungeschlagen und treibt den FCB weiter in die Krise. So viel zu den Geschehnissen auf dem Fussballplatz. Doch bereits vor dem Spiel kam es zu einem Zweikampf zwischen Blau-Weiss und Rot-Blau, sprich zu einem Rencontre zwischen Anhängern des FC Basels und jenen des FCL. Immerhin sei es während und nach dem Spiel ruhig geblieben, teilte die Luzerner Polizei noch am gleichen Abend mit.

Ruhig? Nicht ganz: Auf dem Rückmarsch von der Swissporarena zum Bahnhof passierte der Basler Block gegen 19 Uhr den Bundesplatz. Gemäss Augenzeugenberichten sind dabei mehrere Anhänger aus der Gruppe ausgebrochen und haben Personen am Strassenrand attackiert – unter ihnen kein Geringerer als der Luzerner Polizeikommandant Adi Achermann. Sechs Vandalen hätten ihn und einen Polizisten in Zivil angegriffen. Angst und Schrecken am Bundesplatz also?

Adi Achermann nimmt den Gerüchten gleich selbst den Wind aus den Segeln. Auf Anfrage temperiert er die Geschehnisse herunter: «Ich stand mit anderen Passanten beim Bundesplatz. Zwei Personen aus dem Basler- Fan-Marsch kamen auf uns zu.» Diese hätten sich über die Unbeteiligten aufgeregt, die den Marsch beobachteten. Ein Basler Anhänger habe daraufhin versucht, Achermann zu treten, was ihm aber nicht gelungen sei. Er habe den Polizeikommandanten nur am Bein gestreift: «Die Attacke hat mich nicht erschreckt, aber ich war schon erstaunt. So etwas ist mir in meiner Laufbahn vorher noch nie passiert.»

Luzerner Fans verhielten sich ruhig

Achermann sei ruhig geblieben, die beiden Basler daraufhin abmarschiert. Der Polizeikommandant war am Sonntag nicht aktiv im Einsatz. Bei solchen Hochrisikospielen sei es ihm aber wichtig, sich vor Ort ein Bild von den Geschehnissen zu machen.

Wie angetönt gab es bereits vor dem Spiel Scharmützel: Auf dem Weg vom Bahnhof zur Allmend haben gemäss Polizei rund 40 Basler Chaoten Fans des FC Luzerns angegriffen. Die Gruppe habe sich im Gebiet Breitenlachen vom grossen Fanmarsch abgespalten und sei via Hubelrain auf die Luzerner Fans losgegangen. Meldungen über Verletzte erhielt die Polizei nicht. Um die Basler Anhänger zurückzuhalten, seien Gummischrot und der Wasserwerfer eingesetzt worden. Die Luzerner dagegen hätten sich zu jeder Zeit an die im Vorfeld getroffenen Absprachen gehalten. Dass die Anhänger des FCL ruhig mit der Situation umgegangen sind, bestätigt auch Thomas Buchmann von der Fanarbeit Luzern: «Die Aggressionen gingen von der Basler Seite aus. Die Luzerner Fans haben sich nicht provozieren lassen und haben sich schnell entfernt.» Bei den erwähnten Absprachen geht es gemäss Polizei um die Marschroute, Abmarschzeiten oder das Verhalten auf dem Weg zum und vom Stadion.

Zurück zu den Gästefans: Sie werden normalerweise mit Bussen vom Bahnhof zur Allmend und nach Spielschluss wieder zurück chauffiert. Die Basler Fans dagegen dürfen – von der Polizei begleitet – zu Fuss marschieren. Weshalb? Polizeisprecher Urs Wigger argumentiert mit der Verhältnismässigkeit: «Der Austausch mit anderen Polizeikorps hat gezeigt, dass die Basler Fans zügig vom Bahnhof zum Stadion laufen, wenn man sie lässt.» In diesem Fall muss die Polizei die Zentralstrasse nur für kurze Zeit sperren. «Wir könnten auch darauf beharren, dass die Basler mit Bussen zum Stadion fahren. Dann könnte die Situation aber eskalieren.» Das könne viel grössere Einschränkungen und Gefahrensituationen für Unbeteiligte erzeugen. Unter Umständen müsste die Polizei die Strasse dann für einen längeren Zeitraum sperren: «Deshalb», so Wigger «sprechen wir von Verhältnismässigkeit.»

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