Presseschau

Basler Zeitung vom 07.02.2019

Risiken sind im Hier und Jetzt

Kommentar

Von Oliver Gut

Dass sich der FCB in Indien engagiert, ist ungewohnt und wirkt auf den ersten Blick abgehoben. Losgelöst von lokalen Befindlichkeiten muss man allerdings feststellen: Es ist gut möglich, dass sich der Einkauf beim Chennai City FC in ferner Zukunft als kluger Schachzug erweist. Vielleicht nur, indem man die Anteile am Club mit Gewinn weiterveräussert, weil das Interesse am indischen Markt nicht kleiner wird. Vielleicht, weil man sich so E-Sports-Perspektiven eröffnet. Und vielleicht sogar, indem man eines Tages jenen Spieler aus dem Nachwuchs pflückt, der tatsächlich gut genug ist, um in Europa für Aufsehen zu sorgen.

Das Risiko, dass die Investition sich zum Minusgeschäft entwickelt, scheint gering. Und entsprechend ist der Schritt nach Indien interessant, wenn es darum geht, dass der FCB versucht ist, sich zusätzliche Geldquellen zu erschliessen und sich breiter abzustützen.

Die Risiken, die sich von diesem Engagement nicht völlig losgelöst betrachten lassen, liegen allerdings im Hier und Jetzt: Das Kerngeschäft des FC Basel ist die Profimannschaft, die in der Super League um Punkte und in Europa um Aufmerksamkeit kämpft. 2018 funktionierte dieses Kerngeschäft trotz und auch wegen lukrativer Spielerverkäufe nicht nach Wunsch. Sportlich hat der FCB seine nationale Vormachtstellung an den BSC Young Boys abgegeben. Der Herbst war Europacup-frei. Und der Verkauf der Jahreskarten erlitt nicht zuletzt deswegen per Ende Januar einen Einbruch von 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Der FC Basel und seine Führung um Präsident Bernhard Burgener kämpfen um die Gunst der rotblauen Fan-Gemeinde. Auch, weil es sportlich zuletzt nicht wunschgemäss lief. Genauso aber auch, weil diese Fan-Gemeinde unter dem Eindruck steht, die jetzigen Verantwortlichen würden das rotblaue Schiff zunehmend in schwierige Gewässer führen.

Diese Gunst lässt sich nur im Kerngeschäft gewinnen – mit dem nötigen Engagement und den daraus folgenden Resultaten auf dem Rasen. Im vergangenen Jahr entstand der Eindruck, dass diesbezüglich nicht das Bestmögliche unternommen wurde – und ein Projekt in Indien lässt ebenfalls zweifeln, dass die volle Aufmerksamkeit dem Herzstück des Basler Fussball-Unternehmens gilt. Diese ist jedoch nötig, will man ab Sommer wieder ernsthaft mit YB konkurrenzieren. Und wenn dies in naher Zukunft nicht gelingt, wird man sich von Indien auch in ferner Zukunft nichts kaufen können.

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