Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 14.02.2019

«Der Deal sah nur auf Papier gut aus»

Auch diese Klubs haben Ihr Indien-Abenteuer wieder beendet
Fussball Mikko Perälä kooperierte mit seinem finnischen Verein ebenfalls mit Chennai City – jetzt warnt er den FCB

Jakob Weber

Mikko Perälä ist Präsident des finnischen Vereins JS Hercules. 2017 ging er eine Partnerschaft mit Rohit Ramesh und dem Chennai City FC ein, die laut Vertrag noch bis 2022 läuft. Aus den grossen Plänen wurde allerdings nichts. Wie die bz vergangene Woche berichtete, scheiterte das Projekt. Als Mikko Perälä erfährt, dass der FC Basel 26 Prozent der Anteile von Chennai City erwirbt, meldet er sich per Mail. Damit der FC Basel seine Fehler nicht wiederholt, will Mikko Perälä über seine «Partnerschaft» mit den Indern sprechen.

Warum ging JS Hercules 2017 eine Kooperation mit Chennai City ein?

Mikko Perälä: Auch wenn wir als semiprofessioneller Drittligist fussballerisch nicht weltberühmt sind, sind unsere modernen Trainingsmethoden und das Know-how auf diesem Gebiet auch für grössere Vereine interessant. Mit Chennai City lief es ähnlich, wie jetzt beim FC Basel. Ein Freund von mir hat damals den Kontakt zu den Eigentümern Rohit Ramesh und Krishna Raghavan hergestellt. Auf dem Papier sah der Deal gut aus. Aber leider sind die Dinge nie wirklich ins Rollen gekommen.

Warum nicht?

Ich will da keinem die Schuld geben, aber wenn nicht beide Seiten voll engagiert sind, passiert nichts.

Woran liegt das?

Die Arbeitskultur in Indien ist eine ganz andere als in Finnland. Es war nicht das erste Mal, dass ich in Südasien Geschäfte gemacht habe. Deswegen kann ich sagen: Es bringt nichts, wenn du dich hier engagierst, aber sie in Indien das Telefon nicht abnehmen.

Warum sind Sie den Deal trotzdem eingegangen?

Ich sah – ähnlich wie jetzt wohl auch der FC Basel – grosses Potenzial in Chennai City. Mit dem Medienhaus im Hintergrund hat der Verein die Möglichkeit, viele Leute zu erreichen.

Sportlich hinkt Indien aber weit hinterher.

Das sportliche Niveau ist bescheiden. Da gibt es keine Zweifel, das weiss jeder. Den nächsten Lionel Messi musst du in Indien nicht suchen. Das war nicht unser Ziel und der FC Basel sollte auch nicht darauf hoffen. Viel spannender sind die Menschenmassen. Indische Eltern legen traditionell viel Wert auf Ausbildung, mittlerweile aber auch auf sportliche Ausbildung. Das war lange nicht so. Heute gibt es vor allem im Bundesstaat Tamil Nadu in Südindien eine grosse Nachfrage für professionellen Jugendsport. Darin sah ich ein gutes Geschäft. Auch finnische und indische Sponsoren sollten von der Partnerschaft profitieren. Ich habe für alle diese Dinge ein Konzept geschrieben, aber das wurde nie umgesetzt.

Schlussendlich ging keine einzige indische Firma nach Finnland und umgekehrt auch nicht. Warum?

Die Pläne gab es nur auf Papier. Ich war im Mai 2017 in Indien und habe gewisse Dinge vor Ort aufgegleist. Dann habe ich in Finnland verschiedene Events organisiert. Mit dem Botschafter und mit finnischen Firmen, die in Indien aktiv sind. Mehrere Male habe ich Visa für unsere Partner organisiert. Rohit war sogar einmal als Hauptredner an einem Geschäftsevent eingeplant. Doch er ist nie aufgetaucht. Leider ist er am Ende nie nach Finnland gekommen.

Ist der Präsident unzuverlässig?

Nein. Ich möchte betonen, dass ich beide Eigentümer sehr gerne mag. Auch ich hätte öfter in Indien sein sollen, damit die Partnerschaft gut anläuft. Doch dafür war die Zeit zu knapp. Ohne jemanden, der Vollzeit in Indien vor Ort ist, geht es nicht. Es ist unsere Aufgabe, diese Arschkick-Mentalität nach Indien zu bringen und ständig zu pushen. So ein Projekt kann nicht aus der Distanz per Telefon oder E-Mail geführt werden. Das funktioniert nicht. Weil wir diese Ressourcen nicht hatten, ist unsere Partnerschaft gescheitert.

Der FC Basel schickt mit Massimo Ceccaroni einen Experten nach Indien. Doch auch er wird nur ein paar Monate vor Ort sein. Reicht das?

Ich finde es wichtig, dass jederzeit einer vor Ort ist. Die Inder brauchen
eine Schweizer Uhr, die den abgemachten Plan verfolgt und alles organisiert. Wenn das nicht gegeben ist, passiert nichts. Die Eigentümer von Chennai
City haben viele andere Projekte. Die Kooperation ist nicht ihr Hauptgeschäft. Rohit Ramesh verantwortet das Erbe eines 141 Jahre alten Medienhauses. Er ist ein sehr beschäftigter Mann.

Also wird auch der FC Basel nicht mehr erreichen als JS Hercules?

Das will ich nicht sagen. Die Region hat grosses Potenzial und die Medien sind auf der Seite des Vereins. Chennai City hat eine gute Zukunft vor sich, wenn sie die Basisarbeit sauber verrichten. Ich glaube immer noch, dass die Partnerschaft funktionieren könnte. Aber das Ganze ist ein langfristiger Prozess. Von heute auf morgen wird es keine Erfolgsgeschichte geben.

Was steht im Vertrag zwischen Chennai City und JS Hercules?

Es ging um Geschäfte, um die gemeinsame Entwicklung der Infrastruktur in Indien und um die Entwicklung von Spielern. Letzteres war das Einzige, was stattfand. Chennai hat drei Spieler nach Finnland geschickt, mit denen wir gearbeitet haben. Die indischen Fussballer hätten eigentlich länger bleiben sollen, doch nach vier Wochen reisten sie wieder ab. Ich denke, die Chennai-Seite wollte Kosten sparen.

Der Vertrag ist noch drei Jahre gültig. Ist die Partnerschaft heute trotzdem beendet?

Ja, der Vertrag ist praktisch von alleine ausgelaufen. Ich habe den Chennai-
City-Eigentümern immer wieder SMS-Nachrichten geschickt, aber sie haben seit einem Jahr nicht mehr darauf geantwortet.

Glauben Sie, dass Basel dasselbe Schicksal droht?

Ich hoffe, sie machen es besser, damit am Ende beide Vereine profitieren. Aber es braucht Zeit und personelle Ressourcen vor Ort. Zwar hat Basel anders als JS Hercules Anteile erworben. Das zeigt, dass sie es ernst meinen. Doch die Entscheidungen treffen nach wie vor andere. Deshalb könnte das Projekt auch so enden wie mit Chennai City und JS Hercules.

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