Presseschau

NZZ vom 28.02.2019

Stocker dreht das Spiel

Der eigenartig träge FC Basel wendet den Match in Sitten nach 0:2-Rückstand – und steht im Cup-Halbfinal

Samuel Burgener, Sitten

In der Verlängerung dieses müden Cup-Viertelfinals waren zehn Minuten gespielt, als der Basler Offensivspieler Valentin Stocker Mut und Verzweiflung in eine Schussbewegung packte. Der Ball flog aus der Ferne, mit Drall und via Lattenkante, ins Tor – was kurze Zeit später den Sieg bedeutete. Der FC Basel bodigte den FC Sion, nachdem er fast geschlagen gewesen war und 0:2 in Rückstand gelegen hatte. Er steht im Halbfinal des Schweizer Cups.

Stocker traf kurz vor Ende der Verlängerung ein zweites Mal, zum 4:2. Ausgerechnet Stocker, der Walliser Wurzeln hat, dessen Vater aus Visp stammt. Ausgerechnet Stocker, der die Sittener schon einmal in einem Viertelfinal im Tourbillon aus dem Wettbewerb geschossen hatte, 2013 war’s. Ausgerechnet Stocker, der in den vergangenen vierzehn Monaten so oft verletzt gewesen und so oft kritisiert worden war.

Stockers Geschichte war die einzige dramatische Note in diesem Spiel. In der Vergangenheit hatten die Cup-Spiele zwischen Sitten und Basel stets allerbesten Stoff geboten: Der furiose 3:0-Sieg der Walliser im Frühjahr 2015 im Final im St.-Jakob-Park zu Basel. Das Weiterkommen der Sittener nach Penaltys ein halbes Jahr später im Viertelfinal im Tourbillon. Die historische Zerstörung des Walliser Cup-Mythos im Mai 2017 durch den FCB im Final von Genf. Die Ausgabe 2019 jedoch war lange Zeit eine biedere.

Die letzte Viertelstunde der regulären Spielzeit hatte dem Match immerhin etwas Charakter verliehen, ihn etwas besser erscheinen lassen, als er war. Anto Grgic schoss die Sittener in der 78. Minute 2:0 in Führung, nachdem Bruno Morgado zum 1:0 getroffen hatte. Dann reagierte der FC Basel, der bis anhin so träge gewesen war. Albian Ajeti in der 82. Minute und Luca Zuffi per Penalty in der 88. Minute glichen ein Spiel aus, das für die Basler verloren schien und im Grunde keine Verlängerung verdient hatte. Erst Stockers Tore und das gleichzeitige Aufbäumen des FC Sion belebten das Geschehen.

Die Teams hatten von Beginn an zurückhaltend agiert, in einer ähnlichen taktischen Grundordnung mit vier Verteidigern, wobei die Sittener etwas offensiver und flexibler spielten. Sie bemühten sich um Ballbesitz und Spielgestaltung, prallten aber immer wieder an der robusten Basler Defensive ab.

Es war erstaunlich, wie lust- und ideenlos sich der FCB in diesem Spiel über die meiste Zeit präsentierte. In der Meisterschaft weist er einen Rückstand von 19 Punkten auf den Leader Young Boys auf. In der Qualifikation zur Europa League scheiterte er im Sommer an Apollon Limassol. Der Cup ist für den Trainer Marcel Koller und das Team die letzte Chance, die Saison zu retten. Erst in der Not schienen die Basler die Lage zu begreifen. Gegen einen FC Sion von dieser Qualität reichte das aus.

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