Presseschau

Blick vom 08.03.2019

«Wir brauchen mehr Emotionen!»

FCB-Reizfigur Stocker ist zurück

Mit einem Jahr Verspätung ist Valentin Stocker (29) für den FCB wieder das, was ihn früher immer ausgezeichnet hat: eine Reizfigur. Ein Entscheidungsspieler.

Die Augen von Marco Streller beginnen zu leuchten. «Wir haben den alten Vali gesehen, den hungrigen Vali», sagt der FCBSportdirektor, als er auf die Leistung von Valentin Stocker im Cup-Viertelfinal gegen Sion angesprochen wird.

Mit seinem Doppelpack entscheidet dieser die Partie in der Verlängerung und schreit seinen Jubel inbrünstig in den Walliser Nachthimmel.

Was für eine Befreiung für jenen Mann, den viele schon abgeschrieben haben! «Ich müsste lügen, wenn ich keine Genugtuung verspüren würde», sagt Stocker.

Im Januar 2018 kehrt der Linksfuss aus Berlin zum FCB zurück. Was folgt, ist ein Seuchenjahr: «Es hat am Anfang geharzt. Ich habe in Berlin nicht mehr viel gespielt, dann hatten wir eine schwierige Rückrunde mit dem FCB, und im ersten Halbjahr der neuen Saison war ich verletzt. Umso schöner, dass es jetzt wieder läuft.»

«Die wenigsten kennen mich als Menschen»
Gegen Sion hat Stocker das Messer zwischen den Zähnen, geht keinem Zweikampf aus dem Weg, legt sich in der Schlussphase mit Pajtim Kasami an. Eine Galligkeit, die dem FCB in den vergangenen Monaten gefehlt hat. «Wir brauchen mehr Emotionen. Der Fussball lebt davon. Wenn du 2:0 hinten bist und noch ausgleichst, dann musst du dem Gegner das Gefühl geben, dass er keine Chance mehr hat. Das vermisse ich manchmal!», sagt Stocker. Dass er auf dem Rasen ab und zu polarisiert, ist dem Innerschweizer bewusst. Neben dem Platz sei er aber ein ganz anderer Typ: «Die wenigsten kennen mich als Menschen!»

Als einen Typen, der sich Gedanken weit über den Fussball hinaus macht. Der sich mit den negativen Auswirkungen von Massentierhaltung beschäftigt und deshalb ab und an auf Fleisch verzichtet. Der politisch interessiert ist, sich Gedanken über den Umweltschutz und Mülltrennung macht.

Darüber gesprochen habe er öffentlich genug. Der Fokus liegt nun auf seinem Job, auf dem FCB.

Mit diesem trifft Stocker im Cup-Halbfinal auf den FCZ. Für den Routinier ein Spiel, das die gesamte Fussballschweiz in seinen Bann ziehen werde.

Obs läuft wie im Viertelfinal gegen Sion? Damals sagt Stocker nach seinem Distanztreffer, dass er nur geschossen habe, weil er zu müde für ein Dribbling gewesen sei.

Wird der 29-Jährige langsam alt? «Definitiv ja. Aber ich bin noch nicht zu alt! Ich bin immer noch hungrig und habe Bock auf Fussball.»

Ein Satz, der Marco Strellers Augen erneut zum Leuchten bringen dürfte. Stefan Kreis

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