Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 09.03.2019

Angekommene und Ausgemusterte

Mit dem Gastspiel am Sonntag beschliesst der FCB das erste Rückrunden-Drittel. Gewinner und Verlierer im Überblick

Von Céline Feller

Gewinner: Marcel Koller

Nicht ein Spieler, sondern der Trainer des FC Basel ist der grösste Gewinner der Rückrunde: Marcel Koller. Nicht nur, weil er mit dem Sieg im Cup-Viertelfinal erstmals ein grosses Spiel hat gewinnen können. Und auch nicht nur, weil er seit acht Spielen wettbewerbsübergreifend ungeschlagen ist – so lange wie noch nie seit seiner Übernahme am 2. August. Vielmehr geht es darum, was Koller aus seiner Mannschaft gemacht hat. Einer Mannschaft, die sich Anfang Dezember gegen ihn ausgesprochen hatte. Einer Mannschaft, die weit davon entfernt war, konstant, sicher und gegenüber YB konkurrenzfähig zu sein. In der Winterpause aber hat Koller seine Chance genutzt. Er hat die wacklige Defensive stabilisiert, seine Spielidee impliziert, einzelne Spieler weiter gebracht und ein Gerüst gefunden. Das Kader ist stärker geworden, und das ohne spektakuläre Neuzuzüge. Einzig Edon Zhegrova ist gekommen, ansonsten gab es nur Abgänge. Koller hat die meisten Kritiker verstummen lassen. Sowie jene, die in seiner wiederkehrenden Aussage, dass er Zeit brauche, nur eine simple Ausrede sahen.

Verlierer: Carlos Zambrano

Als er im Januar in Marbella in der Hotellobby sitzt, spricht Carlos Zambrano davon, dass er endlich beweisen will, was er kann. In der Hinrunde war ihm das nicht vergönnt, kurz nach seinem Wechsel zum FCB verletzte er sich. Zwei Monate lang musste er in der Folge zuschauen, sein 4-minütiges Comeback gab er im letzten Spiel am 15. Dezember gegen Sion. In der Vorbereitung ist er komplett fit, absolviert erste Testspiele mit dem FCB und beeindruckt danach in den ersten zwei Liga-Spielen im neuen Jahr mit unglaublicher Präsenz, perfektem Timing und einer Unerschrockenheit, mit der er sich in der Bundesliga einst einen grossen Namen machte. So hoffnungsvoll das neue Jahr für ihn startet, so jäh kommt der nächste Dämpfer. Im zweiten Spiel gegen St. Gallen zieht er sich erneut eine Verletzung zu. Dieselbe wie schon im Herbst. An derselben Stelle. Mit derselben prognostizierten Ausfalldauer. Damit hat Zambrano keine Chance, dem FCB Argumente zu liefern, damit dieser ihn im Sommer nach seiner Leihe fix verpflichtet. Die Zeichen stehen bereits wieder auf Abschied.

Verlierer: Blas Riveros

Fünf Ligaspiele und eine Cuppartie ist die Rückrunde bereits alt, und doch hat Blas Riveros nicht eine Sekunde auf dem Platz gestanden. Nicht einmal aufs Matchblatt hat er es bislang geschafft. Der Paraguayer ist ausser Rang und Traktanden gefallen. Es ist ein Abstieg, der überrascht. Noch in der Hinrunde hatte er gegenüber seinem Konkurrenten Raoul Petretta klar die Nase vorne. Mittlerweile aber scheint Petretta konkurrenzlos zu sein. Auf die Nicht-Nominationen angesprochen sagt Koller: «Er gibt Gas im Training und setzt gut um, was wir ihm sagen.» Wohl aber nicht so gut wie Petretta, den Koller im nächsten Satz lobt. Und der Riveros etwas voraus hat: Er ist polyvalent. Petretta ist auch auf der Sechs oder am Flügel einsatzbar, während Koller und sein Team Riveros «nur auf der Position des Linksverteidigers» sehen. Der 21-Jährige müsse geduldig bleiben, sagt Koller und fügt an, «dass er es schon dieses Wochenende ins Kader schaffen könnte.» Aber auch nur, weil mit Bua, Zambrano, Frei und Balanta vier Spieler fehlen und mit Kuzmanovic ein fünfter fraglich ist.

Verlierer: Eray Cömert

Eray Cömert verkörperte in der Hinrunde das, was der Basler Innenverteidigung ansonsten fehlte: Konstanz. Mit Ausnahme von vier Spielen (zwei verletzt, einmal gesperrt, einmal geschont) stand er immer die ganzen 90 Minuten auf dem Platz. Mit seinen damals erst 20 Jahren hielt er die Abwehr zusammen. In der Rückrunde hat sich die Situation für ihn um 180 Grad gewendet. Im letzten Testspiel verletzte er sich und fiel einen Monat aus. Doch auch nachdem er sich von seiner Schulterverletzung erholt hat, kommt ihm nicht mehr jene gewichtige Rolle zuteil wie noch in der Hinrunde. Für mehr als einen Platz auf der Bank gegen Xamax reichte es bislang nicht. Auch nicht, als sich gegen Thun eine Lücke in der Innenverteidigung auftut, weil Eder Balanta ins zentrale Mittelfeld vorrückt. Statt Cömert springt Fabian Frei ein. Cömert ist gar nicht erst im Kader, wie schon im Cup gegen Sion. Der zwei Monate jüngere Yves Kaiser hingegen schon. Die Baisse kommt für Cömert ungelegen: diverse englische Klubs scouten ihn, derweil die Vertragsverlängerung mit dem FCB auf Eis liegt.

Gewinner: Valentin Stocker

Die Anzahl jener Personen, die an eine Renaissance Valentin Stockers geglaubt haben, ist an einer Hand abzuzählen. Vielleicht auch an zwei, wenn man grosszügig ist. Vor allem erwartete niemand, dass er auf solch beeindruckende Art und Weise wieder jenes Gesicht zeigen würde, das man von ihm von früher kennt. Aber Stocker hat sich imposant zurückgemeldet. Mit einem Jahr Verspätung ist er doch noch in Basel angekommen. Auf den allerersten Saison-Skorerpunkt im ersten Rückrundenspiel liess er je ein Tor und einen Assist in der Liga folgen sowie den siegbringenden Doppelpack im Cup gegen Sion. Ausserdem zeigt Stocker wieder Emotionen, Feuer, Wille, Power. Aufgrund dieser Attribute, seiner unangenehmen Spielweise und seiner entscheidenden Tore aus seiner ersten Zeit wird er in der Restschweiz gehasst und ausgepfiffen. Jetzt ist er auf bestem Weg, auch in seiner zweiten Basler Zeit wieder zur Reizfigur zu verkom men. Zur Freude aller Fans. Und vor allem zur Genugtuung Stockers und jener an zwei Händen abzählbaren Menschen, die immer daran geglaubt haben.

Gewinner: Ricky van Wolfswinkel

Einen als Gewinner zu bezeichnen, der bereits in der Hinrunde Stammspieler war und unübersehbar einer der grossen Lieblinge von Trainer Marcel Koller ist, mag etwas überraschend. Und doch ist Ricky van Wolfswinkel einer der Gewinner der bisherigen Rückrunde. Denn der Holländer darf zu seiner grossen Freude endlich wieder dort ran, wo er sich am wohlsten fühlt und wo er seine ganze Karriere über gespielt hat: im Sturmzentrum. In der Hinrunde musste er auf den Flügel ausweichen, weil Albian Ajeti ihm auf der Position ganz vorne vor der Sonne stand und scheinbar unantastbar war. In der Winterpause aber hat der Königstransfer von 2017 den Torschützenkönig von 2018 überflügelt und sich seinen Platz zurückerobert. Den Dank für die Nomination im Sturm gabs gleich im ersten Spiel mit seinem ersten Hattrick für den FCB. Mit seinem Treffer gegen Thun hat er zudem zum internen Torschützenkönig Ajeti aufgeschlossen. Beide haben zehn Ligatore. Der Konkurrenzkampf ist hart. Aber belebt auch. Und macht nicht nur van Wolfswinkel, sondern auch Ajeti besser.

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