Presseschau

Sonntagsblick vom 17.03.2019

Er träumt von der Schweizer Nati

Xamax-Hoffnung Afimico Pululu (19)

Er kam im Winter leihweise vom FCB zu Xamax. Nach Anfangsschwierigkeiten startet Afimico Pululu jetzt richtig durch.

MARTIN ARN (TEXT) UND BENJAMIN SOLAND (FOTO)

Was denn anders sei bei Xamax als früher beim FC Basel, wird Afimico Pululu gefragt. Der junge Mann kratzt sich im Bartflaum. «Nichts», erwidert er, überlegt dann eine Weile und sagt schliesslich: «Es gibt bei Xamax kein gemeinsames Frühstück und auch kein gemeinsames Mittagessen.»

Spätestens nach dem Training auf dem Kunstrasen der Maladière werden dann aber noch ein paar weitere Unterschiede zwischen Basel und Xamax offensichtlich.

Als Trainer Stéphane Henchoz das letzte Trainingsspielchen abgepfiffen hat, sammeln die Spieler Hütchen und gelbe Westen eigenhändig ein und zählen die Bälle, damit ja keiner verloren geht. Bei Basel undenkbar.

2001 kam er von Angola nach Frankreich
Afimico Pululu ist in einer Wohnung gleich neben dem Neuenburger Bahnhof untergekommen. Er wohnt alleine. «Das macht mir nichts aus», sagt er. Er habe keine grossen Ansprüche. Playstation spielen, am See spazieren. Ab und zu etwas kochen. Mehr brauche er nicht.

«Meine Eltern wollten uns Kindern ein besseres Leben ermöglichen, als sie 2001 von Angola nach Frankreich auswanderten.» Von Metz ging es nach Colmar, dann nach Mulhouse. Immer spielte der kleine «Afi», wie sie ihn schon damals nannten, Fussball. Und immer war er Topskorer seines Teams. Bis ihn 2011 der FCB in seinen Nachwuchs holte.

In Basel galt Pululu als logischer Nachfolger von Breel Embolo. Wegen seiner Schnelligkeit, seinem Zug aufs Tor. «Ich habe unsere Sprintzeiten über 40 Meter mal verglichen», sagt Pululu, «da war ich schneller als Breel.»

Dennoch gerät die Karriere ins Stocken. Nach Teileinsätzen unter Raphael Wicky darf er im vergangenen Herbst unter Marcel Koller zum ersten Mal von Anfang an ran. Ausgerechnet beim 1:7 gegen YB. «Es war schrecklich», sagt Pululu.

Danach spielt er nur noch 21 Minuten für den FCB. Im Winter wird er an Xamax ausgeliehen. FCB-Coach Marcel Koller: «Afimico ist in einem Alter, in dem er Spielpraxis sammeln muss. Aus diesem Grund haben wir ihn ausgeliehen. Er ist ein Spieler mit sehr viel Kraft, der den Ball gut abdecken kann und Speed hat. Er verfügt über einen sehr guten linken Fuss, diesen kann er auch noch verbessern. Wie viele junge Spieler muss er nun Spiele und Vertrauen sammeln.»

Doch auch bei Xamax muss sich der angolanisch-französische Doppelbürger zunächst gedulden. Ein paar Minuten zum Rückrundenauftakt gegen YB, danach 90 Minuten auf der Bank gegen Luzern, wieder ein paar Kurzeinsätze gegen GC, Basel und St. Gallen. Und dann die Gala am letzten Samstag zu Hause gegen Sion. Pululu erzielt beim 3:1 zwei Tore und bringt auch Henchoz ins Schwärmen: «Er hat seine Chance mehr als genutzt. Er hat einen starken linken Fuss, ist enorm schnell, hat starke Beine. Jetzt muss er noch lernen, mehr am Spiel teilzunehmen, den Ball zu fordern und nicht nur auf ihn zu warten.» Pululu spricht nicht viel. Und wenn, dann leise. Serey Die, der ebenfalls im Winter von Basel zu Xamax kam, sei wie ein grosser Bruder für ihn, sagt Pululu.

Mit ihm hat er oft über diese Leihe gesprochen. Pululu: «Ich sehe es als neue Herausforderung, mich zu beweisen.» Henchoz sagt: «Wenn er weiterhin seine Tore erzielt, dann wird er auch bei Basel eine Zukunft haben. Ich traue ihm sogar den Sprung ins Ausland zu.»

Doch Pululu hat noch einen ganz anderen Wunsch: «Ich möchte mich gerne in der Schweiz einbürgern lassen und einmal für die Nati spielen.»

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