Presseschau

Basler Zeitung vom 01.04.2019

Das Siegerteilchen

Überraschung Zdravko Kuzmanovic hat keine Minute mehr gespielt, nachdem er vor vier Wochen mehr Einsatzzeit gefordert hatte. Bis am Samstag.

Samuel Waldis, Luzern

Kuzmanovic neben einem grossen Auto. Kuzmanovic vor dem vergoldeten Spiegel. Kuzmanovic in einem Fahrstuhl. Kuzmanovic, wie er ein klein wenig Luxus in die virtuelle Welt hinausträgt. So kann man den Fussballer Zdravko Kuzmanovic auf Instagram bewundern. Oder besser: Konnte man. Denn der 31-Jährige hat ein bisschen aufgeräumt und jede Menge Fotos gelöscht, nur noch sieben Einträge hat er momentan veröffentlicht. Doch der Leitspruch in seinem Profil ist geblieben: «Make Money, Not Friends.»

Damit macht man sich nicht nur Freunde, auch wenn es Kuzmanovic zuzutrauen ist, dass dieser Satz in einem Anflug von Selbstironie den Weg an die Öffentlichkeit fand. So, wie halt auch Zlatan Ibrahimovic mit viel Selbstironie seine Marke verkauft. Zur ganz grossen Nummer wie der schwedische Überspieler ist Kuzmanovic freilich nie avanciert. Aber er hat es immerhin zur AC Florenz, zum VfB Stuttgart oder zu Inter Mailand geschafft.

Gestreckte Arme

Nach diversen Leihgeschäften ist Kuzmanovic zurück beim FC Basel. Nur wenige hätten geglaubt, dass der ehemalige serbische Nationalspieler mit Vertrag bis 2020 in den sportlichen Überlegungen noch einmal eine Rolle spielen könnte. Und als er in dieser Saison Fuss zu fassen schien, nach seinem siebten Einsatz, da beschwerte er sich im Nachgang zur Partie in Thun bei Marcel Koller, dass der Trainer ihn nur für die letzten acht Minuten berücksichtigt hatte. Danach stand Kuzmanovic gegen Lugano nicht mehr im Kader und blieb gegen YB nur Ersatz.

Er scheint den Denkzettel verstanden zu haben. Denn gegen Luzern zeigte er eine formidable Leistung. Er kann zwar noch immer nicht alle Löcher zulaufen. Aber er wirkt körperlich stärker als auch schon. Und vor allem hat er eines nicht verlernt: den Umgang mit dem Ball. Beim 1:0-Sieg forderte er ihn permanent, wie Jungs auf dem Schulhof mit weit nach oben gestreckten Armen, und er nahm das Offensivspiel der Basler wenn immer möglich in die eigenen Füsse.

Textile Extravaganzen

Aus dem zentralen Mittelfeld, seit je seine Komfortzone auf dem Rasen, spielte Kuzmanovic reihenweise unterschnittene Bälle in die Tiefe und immer wieder diagonale Pässe mit dem Aussenrist – und die allermeisten dieser Zuspiele kamen an.

Ohne Frage ist Zdravko Kuzmanovic ein aussergewöhnlicher Fussballer. Einer, der sich Extravaganzen wie tennisballgrosse Löcher in den Stulpen leisten kann oder die tief sitzende Hose, die ihn immer ein wenig beim Laufen zu hindern scheint. Und der FC Basel ist mit dem polarisierendsten seiner Spieler sehr erfolgreich.

Innerhalb des Vereins, so hört man, brüste sich Kuzmanovic damit, dass der FCB mit ihm noch keine Punkte habe liegen lassen. Neun Mal stand er auf dem Rasen, neun Mal hat Basel gewonnen. Das sind gute Gründe für den Mann, auf seinem Instagram-Profil statt seiner luxuriösen Welt mal wieder ein Bild vom Fussballplatz zu publizieren.

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